Neuer Credit-Suisse-Chef krempelt Investmentbanking erneut um

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

- von Paul Arnold

Zürich (Reuters) - Der neue Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein drückt der Bank seinen Stempel auf.

Mit einer neuen Konzernstruktur will er die Bank schlagkräftiger machen. Kern des Umbaus ist die Bündelung der Investmentbank-Aktivitäten, durch die jährlich rund 400 Millionen Franken (372 Millionen Euro) eingespart werden sollen. Einen großangelegten Stellenabbau werde es aber nicht geben, sagte Gottstein, der seit Februar an der Konzernspitze steht, am Donnerstag. "Wir reinvestieren die eingesparten Kosten in Wachstumsinitiativen."

Gottstein will Investmentbank-Dienstleistungen künftig wieder aus einer Hand anbieten: Die Handelssparte Global Markets und die in der Fusionsberatung sowie im Wertpapier-Emissionsgeschäft tätige Sparte Investment Banking and Capital Markets (IBCM) werden zusammengelegt. Auch die beiden Abteilungen Risiko und Compliance, die sich um die Einhaltung der Regeln guter Unternehmensführung und regulatorische Vorschriften kümmert, kommen unter ein Dach.

Mit der Reorganisation macht Gottstein die von seinem Vorgänger Tidjane Thiam eingeführte Trennung von Handel und Kapitalmarkt- und Fusionsberatungsgeschäft wieder rückgängig und orientiert sich an dem in der Branche üblichen Modell. Thiam hatte die Credit Suisse mit einem Schwenk weg vom Investmentbanking hin zur Vermögensverwaltung, einer stärkeren Bilanz und tieferen Kosten wetterfester gemacht. Trotz seiner Erfolge musste Thiam seinen Posten im Februar wegen einer Beschattungsaffäre räumen. Einen Kurswechsel vollzieht Gottstein indes nicht. Die Betreuung reicher Kunden steht weiterhin im Zentrum, rund zwei Drittel des Kapitals sollen in der Vermögensverwaltung eingesetzt werden.

HANDELSERTRÄGE SPRUDELN - GEWINN STEIGT KRÄFTIG

Von der Corona-Krise wurde das Institut, das wie Erzrivale UBS vor allem auf reiche Privatkunden setzt, weniger hart getroffen als Banken, die im Massengeschäft stark sind. Zwar schmälerten Rückstellungen für Kreditrisiken das Ergebnis im zweiten Quartal, mit gruppenweit 296 Millionen Franken waren diese aber nur etwa halb so hoch wie im ersten Vierteljahr. Wie zuvor die UBS oder die US-Investmentbanken profitierte auch die Credit Suisse davon, dass die Kunden wegen der heftigen Ausschläge an den Finanzmärkten in den vergangenen Monaten ihre Portfolios umschichteten und den Instituten damit Gebühreneinnahmen in die Kasse spülten.

Insgesamt steigerte die Credit Suisse ihre Einnahmen im zweiten Quartal um elf Prozent auf 6,19 Milliarden Franken, der Vorsteuergewinn wuchs um 19 Prozent auf 1,55 Milliarden. Unter dem Strich stand mit 1,16 Milliarden Franken sogar um 24 Prozent mehr Nettoergebnis, begünstigt auch von Sonderfaktoren wie der Neubewertung einer Tochterbank. Bei großen Konkurrenten wie Barclays, Lloyds oder Santander dagegen brachen die Gewinne im Sog der Covid-19-Krise ein oder sie rutschen sogar in die roten Zahlen. Besser als erwartet schlug sich die Deutsche Bank dank eines überraschend gut laufenden Investmentbankings.

Wegen des guten Quartalsresultats will die Credit Suisse die in Aussicht gestellte zweite Dividendentranche ausschütten und denkt darüber nach, den Rückkauf eigener Aktien wieder aufzunehmen. Künftig sollen 50 Prozent des Reingewinns an die Aktionäre fließen - und jährlich fünf Prozent mehr. Mittelfristig peilt die Bank eine Eigenkapitalrendite von zehn bis zwölf Prozent an.

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