Nikkei: Japanischer Leitindex erreicht nach 31 Jahren wieder die Marke von 30.000 Punkten – doch die Wirtschaftsprognosen sehen schon wieder düster aus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zum ersten Mal seit 31 Jahren hat der japanische Leitindex Nikkei 225 wieder die runde Marke von 30.000 Punkten zurückerobern können, nachdem er durch das Platzen der japanischen Tech-Spekulationsblase 1990 von seinem damaligen Höchststand von 38.957 Punkten den tiefen Fall verkraften musste. Am 28. April 2003 fiel er auf einen Tiefststand von 7.607,88 Punkten. Das war ein Rückgang seit Dezember 1989 um 80,5 Prozent – und das Ende der Talfahrt. Danach ging es wieder aufwärts, jedoch unterbrochen von weiteren Krisen wie der Finanzkrise 2008 und dem Erdbeben sowie dem daraus reslutierenden Fukushima-Drama im Jahr 2011.

Seit dem Corona-Crash im März 2020, der alle Aktienmärkte nach unten gerissen hat, ist der Anstieg jedoch umso beeindruckender. Von unter 19.000 Punkten direkt nach dem Crash ging es im weiteren Jahresverlauf aufwärts bis über die Marke von 30.000 Punkten, die nun erreicht worden ist.

Damit hinkt er der Erholung der restlichen Welt kein Stück hinterher, einzig den noch extremer gelaufenen US-Indizes S&P 500 und vor allem dem Nasdaq 100 muss er nachblicken.

Der Grund für den enormen Anstieg liegt wie bei allen anderen Märkten größtenteils in den enorm ausgeweiteten geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken, die die – seit der Finanzkrise 2008 ohnehin nicht mehr wegzudenkenden – Geldschwemmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie nocheinmal stark ausgeweitet haben. Der japanische Aktienmarkt hängt ohnehin viel stärker am Tropf der Notenbank als alle anderen Märkte, da diese ihre Maßnahmen bereits länger und in noch größerem Ausmaß als alle anderen betreibt. Die japanische Notenbank investiert direkt in die Aktienmärkte über ETFs und ist mittlerweile der größte Aktionär des Landes.

Japans Wirtschaft überraschend stark gewachsen

Der jüngste Anstieg der Märkte lässt sich jedoch auch auf die überraschend starke Entwicklung der Wirtschaft im letzten Quartal 2020 zurückführen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt stieg zwischen Oktober und Dezember um 3,0 Prozent zum Vorquartal, wie aus Regierungsdaten am Montag hervorging. Ökonomen hatten nur mit plus 2,3 Prozent gerechnet, nach 5,3 Prozent Wachstum im Sommer. Allerdings droht Anfang 2021 wegen der Corona-Pandemie bereits der nächste Rückschlag für die Konjunktur. „Die Bedingungen sind so, dass Japan nicht in der Lage sein wird, ein negatives Wachstum im ersten Quartal zu vermeiden“, sagte Experte Takumi Tsunoda vom Analysehaus Shinkin Central Bank Research.

Im Gesamtjahr 2020 schrumpfte Japans Wirtschaft in Folge der Pandemie um 4,8 Prozent und somit erstmals seit der Rezession in der Finanzkrise 2009. Zum Vergleich: In den USA ging es 3,5 Prozent bergab, in Deutschland 5,0 Prozent und in der Euro-Zone um 6,8 Prozent.

BoJ lootet bereits Möglichkeiten für weitere Maßnahmen aus

Die Bank of Japan steht jedoch Gewehr bei Fuß, die heimische Wirtschaft weiter in der Corona-Krise zu stützen. Die Währungshüter loten laut Insidern Schritte für ihren Strategiecheck aus, um den Finanzmärkten zu versichern, dass ihr Handlungsspielraum noch nicht erschöpft ist. Die Notenbank will im März das Ergebnis der Überprüfung ihrer geldpolitischen Instrumente bekanntgeben.

Ende 2020 sorgte die globale Konjunktur für Schwung und verhalf den japanischen Exporteuren zu deutlich besseren Geschäften. Auch der private Konsum legte spürbar zu, wenn auch schwächer als im Sommerquartal. Damals hatten die Verbraucher nach dem Ende des Lockdowns ihre Ausgaben spürbar gesteigert. Wegen der zweiten Corona-Welle hat die Regierung in Tokio jüngst allerdings den Ausnahmezustand verschärft. „Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich der Zyklus der Ausbreitung und Eindämmung von Coronavirus-Infektionen in diesem Jahr wiederholt“, sagte Analyst Tsunoda. „Das bedeutet, dass sich der Konsum wahrscheinlich nicht im erwarteten Tempo erholen wird.“

Sollten die Notstandsmaßnahmen im März aufgehoben werden, werde sich die japanische Wirtschaft wahrscheinlich zwischen April und Juni beleben, sagte Ökonom Yusuke Shimoda vom Japan Research Institute. „Aber wir können nicht mit einem großen Wachstum rechnen, da es wahrscheinlich einige Zeit dauern wird, bis die Impfungen die breite Bevölkerung erreichen.“

onvista-Redaktion/reuters

Titelfoto: Nuamfolio / Shutterstock.com

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