Nvidia: Starke Prognose für Q2 – Aussagen zum Servermarkt verunsichern jedoch – Ein Zukunftsausblick auf die Aktie

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Gemischte Signale vom Chiphersteller Nvidia: Einerseits stellte der auf Grafikkarten spezialisierte Hersteller im laufenden zweiten Quartal des Geschäftsjahres wieder einen höheren Erlös in Aussicht – zumindest im Vergleich zu den ersten drei Monaten. Dies deutet darauf hin, dass die Computerhersteller jetzt wieder mehr Grafikchips bestellen und nicht mehr ihre Lagerbestände abbauen.

Andererseits sagte Finanzchefin Colette Kress bei der Analystenkonferenz anlässlich der Zahlen zum ersten Quartal, dass sich die Lage auf dem Servermarkt zuletzt verschlechtert habe. Am Finanzmarkt dämpfte diese Aussage die Euphorie der Anleger.

Umsatz-Prognose weiterhin selbstbewusst

Im zweiten Quartal des bis Ende Januar laufenden Geschäftsjahres 2019/2020 rechnet Nvidia mit einem Umsatz von rund 2,55 Milliarden Dollar. Das wäre ein Plus von fast 15 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres und auch mehr, als die von Bloomberg befragten Experten bisher auf dem Zettel hatten. Die Marge soll dabei mindestens so hoch ausfallen wie zum Jahresauftakt.

Im ersten Quartal zog der Umsatz im Vergleich zur Vorperiode nur leicht auf 2,22 Milliarden Dollar an. Im Vergleich zum Vorjahr war dies sogar ein deutlicher Rückgang. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn betrug 557 Millionen Dollar und lag damit 16 Prozent höher als im Vorquartal.

Nvidia war im Schlussquartal 2018 zu einem weiteren Hightech-Konzern geworden, der die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft stark zu spüren bekam. Bei Nvidia fielen zudem aber auch weltweit die Verkäufe der neuen, traditionell teuren Top-Modelle mit deutlich verbesserter Leistung niedriger aus als erwartet.

Die Aktie des Unternehmens stoppte wegen der stärker eingetrübten Aussichten ihren seit Mitte 2015 anhaltenden Höhenflug, der den Kurs von rund 20 Dollar bis auf fast 293 Dollar im Oktober 2018 getrieben hatte.

Nvidia Aktienentwicklung in den letzten 3 Jahren

Im Zuge der Schwäche des Technologiesektors ging es im Dezember jedoch bis auf 125 Dollar nach unten, auch der massive Bärenmarkt im Kryptosektor, der sich fast durch das ganze Jahr 2018 gezogen hat, hat Tribut gefordert – davon konnte sich das Papier inzwischen wieder erholen und kostete damit 160 Dollar. Insgesamt ist das Unternehmen an der Börse damit wieder 100 Milliarden Dollar wert.

Nach den Zahlen hat die Aktie am Donnerstag verhalten reagiert, ging dann aber mit einem kleinen Plus von 0,38 Prozent aus dem US-Handel. Auf der deutschen Handelsplattform Tradegate konnte sie bis zum späten Mittag ein Plus von 1,4 Prozent erobern.


Ausblick – Was die Aktie von Nvidia bewegen könnte

Data-Center-Markt: „Die Investitionspause auf dem weltweiten Data-Center-Markt dürfte auch im zweiten Quartal anhalten“, äußerte sich Finanzchefin Colette Kress.  Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten haben viele Firmen ihre Investitionen verschoben. Vor allem der Handelskrieg ist hier Unsicherheitsfaktor Nummer 1. Langfristig dürfte Nvidia in diesem Markt jedoch weiterhin optimistisch gestimmt sein. Für diese Zuversicht spricht auf jeden Fall der Kauf des israelischen Datencenter-Spezialisten Mellanox im ersten Quartal diesen Jahres.

Gaming-Markt: „Die CPU-Knappheit dürfte, auch wenn sie sich langsam verbessert, Einfluss auf unser Laptop-Business haben“, hieß es weiterhin bei der Verkündung der Zahlen. Gaming-Laptops, bzw. die Grafikkarten für diese, sind eines der Kern-Absatzprodukte von Nvidia.

Aber auch generell gesehen könnte mit Betrachtung des langfristigen Gaming-Horizonts eine große Bedrohung auf Nvidia zukommen: Die Verlagerung der Gaming-Industrie hin zum Cloud-Geschäft. Sowohl die etablierten Konsolen-Hersteller wie Sony und Microsoft, als auch die Online-Riesen Amazon und Google arbeiten an Cloud-Diensten, die ermöglichen wollen, Spiele unabhängig von der eigenen Hardware des Nutzers schnell, flüssig und ohne lästigen Download überall spielen zu können.

Die Gefahr für Nvidia: Teure Gaming-Geräte (mit Nvidia-Grafikkarten) werden überflüssig.

Lesen Sie auch: Kampf um die Gaming-Industrie: Sony und Microsoft gehen Bündnis ein – Haben sie eine Chance gegen Amazon und Google?

Krypto-Markt: Ein Sektor, in dem Nvidia-Grafikkarten sehr gefragt sind, ist die Krypto-Branche. Dei diversen Coins müssen mittels eines aufwendigen mathematischen Prozesses hergestellt werden. Nvidia-Hardware eignet sich besonders gut dafür und hat in der Vergangenheit bereits eine extrem hohe Nachfrage erlebt, die die Preise für Grafikkarten durch die Decke hat gehen lassen.

Der jüngste massive Anstieg des Bitcoin ist zudem ein Signal dafür, dass der lange Bärenamrkt von 2018 überwunden ist. Hier hat Nvidia große Chancen. Auch die breitere Aufstellung des Konzerns im Bereich Rechenzentren-Service durch die Übernahme von Mellanox kann hier unterstützend wirken.

Mining-Unternehmen betreiben mitunter riesige Lagerhallen mit Rechnern, die nur für das „Schürfen“ von Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. eingesetzt werden. Mellanox bedient mit seinen Produkten einen wichtigen Teil der Infrastruktur für solche „Mining-Farmen“ für die Schnittstelle zwischen den Rechnern und dem Blockchain-Netzwerk, auf dem die Kryptowährungen laufen. Eine Fusion der beiden Unternehmensschwerpunkte würde eine Abrundung für das Krypto-Mining-Angebot darstellen - Nvidia mit den eigentlichen Mining-Geräten und Mellanox mit der Server-Schnittstelle.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: B.Zhorov / Shutterstock.com

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