onvista-Börsenfuchs: Hände weg von Europa!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! „Behalten Sie das große Ganze im Blick!“ So der Titel der umfassenden Marktanalyse eines prominenten Geldhauses, die mir heute früh in den PC geflattert ist. Klingt gut, ist aber viel leichter gesagt als getan. Jeden Tag neue Meldungen zur Konjunktur, den Handelskonflikten und politischen Krisen. Was das große Ganze für die einzelnen Fondsgruppen bedeutet (Makro-Themen), wird von  den Strategen dann  durch folgende Headlines unterteilt: Breite Technologieakzeptanz, Globale Zinsdivergenzen, Niedriges Trendwachstum, Fortgeschrittener US-Zyklus, Europa im Spannungsfeld, Japan post Abenomics, Schwellenländer: Globale Konvergenz, China im Übergang. Damit ist doch alles klar, oder?

So klar wie das leidige, aber total wichtige Thema Brexit. „Europa im Spannungsfeld“, heißt es. Mir ist das viel zu soft formuliert. Denn Europa ist dabei, sich voll zu zerfleischen - nicht nur wegen unserer britischen Freunde. Mir bereitet die Entwicklung bei unserem Nachbarn Frankreich ähnlich große Sorgen. Und die Probleme im Mittelmeerraum sollten wir auch nicht vergessen. Europa droht ins Abseits zu geraten, politisch wie wirtschaftlich und damit auch für die internationalen Kapitalanleger.

Strich drunter: Wer jetzt mit seiner Kohle was anfangen will, muss sich wirklich kümmern - oder er macht die Augen zu und beschränkt sich auf gaaanz langfristige Aktien- und Goldsparpläne. Dazu gibt’s gute Nachrichten: Zwei Drittel der Deutschen denken häufig an Geld. Denn 67 Prozent der Deutschen geben an, häufig oder sehr häufig an Geld und persönliche Finanzen zu denken (was für ‘ne Überraschung). Somit steht das Thema auf Platz drei in den Köpfen der Befragten. Im Vergleich wird nur an die Themen Familie (73 Prozent) und Gesundheit (68 Prozent) häufiger gedacht. Dies ist das Ergebnis der Analyse „Regiert Geld die Deutschen?“ des internationalen Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov. Dazu wird die Wichtigkeit betont, dass sich Menschen mit dem Themenkreis Geld und Finanzen im Alltag auch wirklich befassen. An die Kohle nur zu denken, reicht nicht aus.

Genau darin sehe ich seit langem ein zentrales Problem. Denn schon frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Mehrheit der Bundesbürger zwar erkennt, was falsches Sparen bedeutet (keine oder kaum Zinsen, Inflation, Kaufkraftschwund), aber nicht darauf reagiert - die Trägheit der Masse. Als aktuelle taktische Maßnahme kommt in Frage, erst einmal Hände weg von europäischen Aktien, dafür mehr Gold und Cash. Außerdem sollte man natürlich nicht nur ans Geld anlegen, sondern auch ans Geld ausgeben denken - und dann handeln.

Gerade kommt folgende Meldung rein: 43 Prozent der Privatanleger in Deutschland gehen davon aus, dass es in der ersten Jahreshälfte 2019 erheblich schwieriger wird, die selbstgesteckten Renditeerwartungen zu erfüllen. Für 28 Prozent der Teilnehmer gestaltet sich die Erzielung der antizipierten Rendite etwas schwieriger. Somit denken 71 Prozent, dass sich die Umsetzung der eigenen Renditevorstellung komplizierter und problematischer gestalten wird. Wen wundert’s!

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