Oracle statt Microsoft - Überraschende Wende im Gezerre um TikTok

Reuters · Uhr

New York (Reuters) - US-Präsident Donald Trump auf der einen, China auf der anderen Seite.

Und mitten drin die populäre Kurzvideoplattform Tiktok. Nach einem wochenlangen Gezerre entschied sich der chinesische Eigentümer Bytedance, TikTok nicht für Milliarden an den US-Softwareriesen Microsoft zu verkaufen, sondern eine Partnerschaft mit Oracle einzugehen. Letztendlich habe der Druck der Investoren den Bytedance-Firmengründer und -Chef, Yiming Zhang, zu dieser überraschenden Wende bewogen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Anteilseigner wie Sequoia und General Atlantic hätten sich dagegen gewehrt, die bei Jugendlichen vor allem wegen ihrer kurzen Tanzvideos beliebte Plattform unter Wert zu verkaufen. Deshalb solle nun Oracle als Minderheitseigner bei Tiktok einsteigen.

Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft hat es sich offenbar am Ende mit ByteDance verscherzt. Zum einen habe das Gebot für TikTok in Höhe von mindestens 20 Milliarden Dollar unter den Erwartungen der ByteDance-Investoren gelegen, sagten die mit den Gesprächen vertraute Personen. Zum anderen habe der Windows-Anbieter Zhang gegen sich aufgebracht, indem er TikTok als Sicherheitsrisiko bezeichnete, welches Microsoft eindämmen könne. Am Sonntag kam dann die offizielle Absage an Microsoft, obwohl der US-Konzern Insidern zufolge noch mal Nachbesserungen an der Offerte in Aussicht gestellt hatte.

Nun läuft alles auf den Verkauf eines Minderheitsanteils an Oracle hinaus, während der Rest von TikTok in den Händen einiger großer ByteDance-Investoren wie General Atlantic und Sequoia verbleibt. Den Insidern zufolge soll sich Oracle auch um die Verwaltung der Nutzerdaten in den USA kümmern und für deren Sicherheit verantwortlich sein. Welcher Wert dem US-Geschäft mit seinen rund 100 Millionen Nutzern dabei beigemessen wird, ist unklar.

WERTVOLLE ALGORITHMEN

Ob die neue Strategie aufgeht, weiß noch niemand. US-Präsident Trump hatte mit dem Argument, die Daten von Millionen US-Nutzern seien bei der Tochter eines chinesischen Unternehmens nicht sicher, einen Verkauf gefordert. Sollte dies nicht bis zum 20. September passieren, werde TikTok in den USA verboten. Ob der Einstieg von Oracle bei Tiktok etwas an dieser Haltung ändern kann, ist nicht bekannt. Oracle-Gründer und Verwaltungsratschef Larry Ellison gilt als einer der wenigen Unterstützer von Trump unter den Spitzenmanagern in der US-Technologiebranche. Der US-Präsident hat sich mehrmals positiv über ihn geäußert. Komplizierter wird das Ganze noch mal durch inzwischen verschärfte Export-Regeln in China, die grünes Licht der Regierung in Peking erfordern, wenn Technologien transferiert werden. Insidern zufolge müsste sich ByteDance bei einem Deal mit Oracle allerdings nicht um eine Exportlizenz bemühen, wie es bei einem Verkauf an Microsoft der Fall gewesen wäre. Bei TikTok gelten vor allem die Algorithmen, die für die jeweilige Auswahl der empfohlenen Videos verantwortlich sind, als ungemein wertvoll.

Laut den Insidern sieht der Oracle-Deal vor, dass die US-Behörde zur Überprüfung ausländischer Investitionen, CFIUS, das TikTok-Management ebenso wie die Beziehungen zu Lieferanten genehmigen muss. Ähnliche Arrangements wurden beim Kauf von IBMs Computersparte durch Lenovo sowie der Sprint-Übernahme durch Softbank getroffen. Einer Partnerschaft mit einer Drittpartei in den USA stimmte CFIUS zudem beim Kauf des US-Versicherers Genworth Financial durch China Oceanwide vor zwei Jahren zu. Finanzminister Steve Mnuchin zufolge wird sich CFIUS noch diese Woche den Deal anschauen und Trump eine Empfehlung geben.

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