Osram: Planung wird schwieriger ++ RWE: Pläne zum Kohleausstieg sorgen für Unmut ++ Evotec: Neue Allianz startet

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Handelsstreit zwischen den USA und China kehrt wieder an die Börse zurück. Obwohl sich beide Parteien um weitere Gespräche bemühen, will Donald Trump diese Woche wohl noch nachlegen. Der US-Präsident plant Importe im Wert von weiteren 200 Milliarden Dollar mit Sonderzöllen von zehn Prozent belegen. Laut „Washington Post“ soll dieser Schritt in den nächsten Tagen offiziell bekannt gegeben werden.

Sollte es so kommen, dann dürfte dies die Bemühungen um weitere Gespräche zwischen den USA und China empfindlich stören. Laut dem „Wall Street Journal“ erwägt Peking, das Gesprächsangebot der US-Administration über drohende Strafzölle auszuschlagen. China werde nicht mit vorgehaltener Pistole verhandeln, hieß es.

Macht Trump ernst, dann dürfte es wohl mit der vorsichtigen Entspannung zwischen den beiden Parteien vorbei sein. Die Wall Street hat schon Freitag gegen Handelsende leicht auf die neuen Pläne des US-Präsidenten reagiert. In Asien fallen die Reaktion schon etwas heftiger aus und auch der DAX wird wieder vorsichtiger. Nachdem er vergangene Woche die Marke von 12.000 Punkten wieder übersprungen hatte, ändert er heute seine Meinung und startet mit 12.055,15 Punkten in den Tag. Ein Minus von 0,57 Prozent.,

Besonders den Autosektor erwischt das Aufflammen des Handelsstreits. Die Aktie von BMW, Daimler und VW liegen deutlich im Minus.

Warnt Osram schon mal vor?

Bereits zweimal hat der Leuchtmittelproduzent schon an der Prognose gefeilt. Steht ein drittes Mal vor der Tür? Wegen der Probleme in der Autoindustrie und der labilen Konjunkturlage blickt Osram skeptisch auf die nächsten Monate. „Wenn meine Kunden wie zum Beispiel Daimler ein Problem bekommen, ihre Fahrzeuge von den USA nach China zu verkaufen und umgekehrt, dann bin ich doch immer mit von der Partie“, sagte Osram-Chef Olaf Berlien der „Süddeutschen Zeitung“. „Osram ist ein wichtiger Lieferant für viele Autohersteller und deren Zulieferer.“

„Es gibt zurzeit eine eingeschränkte Sicht auf die Entwicklung bis Weihnachten. Keiner kann sagen, wie sich die Weltwirtschaft weiterentwickelt.“ Als größte Probleme nannte der Osram-Chef den Brexit, den amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt, die Frage, wie es in Italien mit der Regierung weitergeht, und die Krise in der Türkei. „Es ist alles weniger vorhersehbar als vor einem Jahr“, sagte er.

Olaf Berlien betonte, dass nach dem Verkauf des Leuchtengeschäfts Siteco zunächst keine weitere Sparte zur Disposition steht. „Wir wollen uns ja nicht totschrumpfen“, sagte er. Osram sei heute grundsolide, müsse aber wieder wachsen. „Unser Ziel ist, möglichst bald wieder auf einen Umsatz von mindestens fünf Milliarden Euro zu kommen.“ Derzeit sind es gut vier Milliarden Euro. Nach dem Komplettausstieg des ehemaligen Eigentümers Siemens wünscht er sich einen neuen Großaktionär. „Ich hätte gerne einen Ankeraktionär, der ankert! Einen also, der uns länger begleitet.“

RWE is not amused

Der Energiekonzern, seine Betriebsräte und die Gewerkschaft IG BCE gehen gegen angebliche Pläne für ein Ende der Kohlekraftwerke auf die Barrikaden. „Ein Enddatum 2035 bis 2038 ist das K.O.-Kriterium für eine seriöse Debatte über die Zukunft der Kohleverstromung in Deutschland“, erklärten am Sonntag der RWE-Konzernbetriebsratsvorsitzende Leonhard Zubrowski und der Gesamtbetriebsratschef von der Kraftwerkstochter RWE Power, Harald Louis. „Es ist empörend, wie hier leichtfertig mit der Zukunft der Kolleginnen und Kollegen umgegangen wird.“ Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte zuvor berichtet, dass Ronald Pofalla, einer der vier Vorsitzenden der von der Bundesregierung eingesetzten Kohlekommission, 2035 bis 2038 als Enddatum für den Betrieb der Kraftwerke vorgeschlagen habe.

Das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich dazu am Wochenende nicht äußern: „Inhalte von Sitzungen der Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung sowie etwaige interne Gespräche kommentieren wir nicht“, erklärte das Ministerium. Der Gewerkschaft IGBCE reicht das nicht. „Wir fordern eine Klarstellung der Vorsitzenden und der Bundesregierung darüber, dass die Veröffentlichungen keine Grundlage für die weitere Arbeit darstellen“, so Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis, der selbst der Kommission angehört. Dies sei eine Voraussetzung dafür, dass die Arbeit in der Kommission weiterkomme. „Als Feigenblatt stehen wir nicht zur Verfügung.“

Die Kommission soll bis Ende des Jahres einen verbindlichen Fahrplan für ein Ende der Kohlekraftwerke und des Tagebaus festlegen und zugleich Hilfe für den Strukturwandel in betroffenen Regionen wie dem Rheinischen Revier und der Lausitz auf den Weg bringen.

Kurz und knapp:

Evotec: Das Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen gibt heute den Beginn einer Forschungsallianz mit Almirall bekannt. Ziel ist es, hochwirksame und langanhaltende Behandlungsmöglichkeiten für stark beeinträchtigende Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder atopische Dermatitis auf den Markt zu bringen. Die Zusammenarbeit vereint Evotecs hochmoderne frühphasige und präklinische Entwicklungsplattformen mit Almiralls führender Expertise im Bereich der Hautkrankheiten.

Im Rahmen der Vereinbarung erhält Evotec Forschungszahlungen und hat Anspruch auf frühphasige, präklinische, klinische und kommerzielle Meilensteinzahlungen sowie gestaffelte Umsatzbeteiligungen.

Henkel: Das US-Analysehaus Bernstein Research hat den Kosumgüter-Produzenten von „Outperform“ auf „Market-Perform“ abgestuft und das Kursziel von 123 auf 111 Euro gesenkt. Henkel sei viele Jahre ein starkes Unternehmen und eine tolle Aktie gewesen, schrieb Analyst Andrew Wood in einer am Montag vorliegenden Studie. Mittlerweile seien die Aussichten für das operative Geschäft des Konsumgüterkonzerns aber weniger rosig. Insofern dürften die Papiere der Düsseldorfer die Konkurrenzwerte nicht mehr übertrumpfen, begründete er sein neues Anlagevotum, nachdem er die Aktie 12 Jahre ununterbrochen auf „Outperform“ belassen hatte.

Knorr-Bremse: Die Börsenpläne des Bremsenherstellers werden konkreter: Der Konzern plant seinen Börsengang nun für das vierte Quartal im Prime Standard an der Frankfurter Börse. Beim IPO sollen ausschließlich bestehende Aktien aus dem indirekten Besitz des Mehrheitsaktionärs Heinz Hermann Thiele und seiner Familie platziert werden, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.

Dabei soll es sich um „einen bedeutenden Minderheitsanteil“ handeln. Nach dem Gang aufs Parkett werden den Angaben zufolge Thiele und seine Familie weiterhin die Mehrheit an Knorr-Bremse halten. Seit gut einem Jahr ist ein Börsengang bei Knorr-Bremse immer wieder im Gespräch gewesen.

Von Markus Weingran

Foto: Alex_Traksel / Shutterstock.com

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