Persischer Golf: Weiterer Zwischenfall lässt Ölpreise steigen ++ Altmaier: Zoll-Lösung zwischen EU und USA bis Jahresende möglich ++ Swiss Re: IPO der Tochter ReAssure ausgesetzt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Märkte sind seit gestern wieder in etwas besserer Stimmung. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte tags zuvor die Tür für eine baldige Leitzinssenkung weiter offen gelassen, indem er die Unsicherheit um Handelskonflikte und Sorgen um die Weltwirtschaft betonte. Umso deutlicher fiel zunächst die Freude aus: An der Wall Street schafften es die großen Indizes auf Rekordhochs, die allerdings nicht lange gehalten werden konnten. Dow Jones Industrial und der marktbreite S&P 500  schlossen nahe ihrer Tagestiefs. Die Gewinne reichten aber für einen positiven Trend in Asien, der nach Europa herüberschwappen dürfte.

Altmaier sendet positive Signale im EU/US-Zollstreit

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hält eine Verständigung auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und der EU bis Ende des Jahres für möglich. Wenn der politische Wille da sei, könne es bis dahin eine Lösung geben, sagte der CDU-Politiker am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in einer Rede beim German Marshall Fund in Washington. Altmaier betonte zugleich die Bedeutung deutscher Autobauer in den USA. Diese haben große Werke in den Vereinigten Staaten und exportieren dort produzierte Fahrzeuge in andere Länder.

US-Präsident Donald Trump hat mehrfach mit höheren Einfuhrzöllen auf europäische Autos und Autoteile gedroht – dies würde besonders die deutschen Hersteller massiv belasten. Die USA und die EU wollen über ein Abkommen über Industriezölle verhandeln. Die Amerikaner allerdings wollen auch über Agrarfragen sprechen, die Europäer nicht.

Altmaier sagte, im Falle einer Verständigung auf ein Industriezoll-Abkommen würden mehr deutsche Unternehmen in den USA investieren und Jobs schaffen. Der Minister führt auf seiner US-Reise am Donnerstag Gespräche mit US-Regierungsvertretern. Am Freitag besichtigt er das Mercedes-Werk im US-Bundesstaat Alabama.

USA blickt kritisch auf Frankreichs Digitalsteuer

Zwischen Frankreich und den USA bahnt sich unterdessen an einer anderen Stelle ein Konflikt an. Die US-Regierung erwägt angesichts der geplanten Einführung einer nationalen Digitalsteuer in Frankreich mögliche Gegenmaßnahmen, wie der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer mitteilte. Die geplante Steuer in Frankreich zielt auf international tätige Internet-Unternehmen wie Google, Amazon, Facebook und Apple.

Weiterer Zwischenfall im persischen Golf

An der Straße von Hormus hat es durch einen neuen Vorfall jedoch wieder Grund zur Sorge gegeben: Die britische Regierung hat einen Zwischenfall mit einem Öltanker bestätigt. „Entgegen internationalem Recht versuchten drei iranische Schiffe, die Durchfahrt eines Handelsschiffes, der „British Heritage“, in der Straße von Hormus zu behindern“, teilte ein Sprecher der Regierung in London am Donnerstagmorgen mit. Zuvor hatten US-Medien unter Berufung auf US-Regierungsquellen berichtet, dass sich fünf bewaffnete Boote der iranischen Revolutionsgarden einem britischen Tanker am Mittwoch genähert und diesen aufgefordert hätten, seinen Kurs in Richtung iranische Gewässer zu ändern. Ein britisches Kriegsschiff sei eingeschritten und habe die Boote zurückgedrängt, berichtete CNN.

In der Erklärung des britischen Verteidigungsministeriums hieß es dazu: „Die „HMS Montrose“ war gezwungen, sich zwischen die iranischen Boote und die „British Heritage“ zu positionieren und verbale Warnungen an die Boote abzugeben.“ Die iranischen Schiffe hätten daraufhin abgedreht. „Wir sind über diese Aktion beunruhigt und fordern die iranischen Behörden weiterhin dringend auf, die Situation in der Region zu deeskalieren“ hieß es weiter.

Die Ölpreise sind daraufhin am Donnerstag durch die Sorge vor Lieferengpässen weiter angezogen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 67,03 US-Dollar. Das waren zwei Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um zehn Cent auf 60,53 Dollar zu. Die Ölpreise profitierten aber auch weiterhin von der jüngsten Entwicklung der Ölreserven in den USA. Am Vortag war bekannt geworden, dass die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche deutlich stärker als erwartet gesunken waren. Nach Angaben des amerikanischen Energieministeriums waren sie um 9,5 Millionen Barrel auf 459,0 Millionen Barrel gefallen. Der Markt hatte nur mit einem Rückgang um 2,9 Millionen Barrel gerechnet.

Kurz und knapp:

VW: Der Aufsichtsrat des Autobauers berät am Donnerstag über einen Ausbau der Zusammenarbeit mit Ford. Die Autoriesen kooperieren bereits im Bereich leichter Nutzfahrzeuge und Pick-ups, um Hunderte Millionen Euro in der Entwicklung zu sparen. Die Konzernchefs Herbert Diess und Jim Hackett hatten aber stets die Möglichkeit offengelassen, auch bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren die Kräfte zu bündeln. Beide Felder sind ebenfalls mit hohen Entwicklungsausgaben verbunden. Das „Handelsblatt“ hatte vergangene Woche unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, Diess habe die Verhandlungen mit den Vertretern von Ford bereits abgeschlossen. Der Aufsichtsrat solle dem Vorhaben nun zustimmen. Ein VW-Sprecher sagte zum Verhandlungsstand offiziell jedoch nur, dass die Gespräche zwischen den Unternehmen gut liefen.

Südzucker: Europas größter Zuckerproduzent hat den Verfall bei den Zuckerpreisen im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres erneut zu spüren bekommen. Das operative Ergebnis brach um fast 40 Prozent auf 47 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr ein, wie der SDax-Konzern am Donnerstag in Mannheim mitteilte. Auch beim Umsatz verzeichnete Südzucker Einbußen. Die Erlöse gingen um knapp 3,5 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro zurück. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigte Südzucker. So erwartet der Konzern weiterhin einen Umsatz von 6,7 bis 7 Milliarden Euro (Vorjahr 6,8). Das operative Ergebnis soll sich nach wie vor in einer Bandbreite von 0 bis 100 Millionen Euro (Vorjahr 27) bewegen.

Swiss Re: Der Versicherer Swiss Re setzt den geplanten Börsengang der Tochtergesellschaft ReAssure aus. Der Rückversicherer halte aber am Ziel fest, seine Beteiligung an der britischen Tochter zu reduzieren und zu dekonsolidieren, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Die Aussetzung des IPO sei eine Folge der gestiegenen Zurückhaltung und der schwächeren Nachfrage großer institutioneller Investoren am britischen Primärmarkt. Am Vortag war am Markt über eine mögliche Verschiebung des Börsengangs bereits spekuliert worden. In der Folge verlor der Kurs der Swiss-Re-Aktie am Mittwoch 2,5 Prozent. Er sei zwar weiter davon überzeugt, dass eine stärkere Aktionärsbasis für ReAssure das Beste wäre, doch bestehe für Swiss Re keine Notwendigkeit die Aktien zu jedem Preis zu veräußern, erklärte Finanzchef John Dacey die Absage.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Avigator Fortuner/ Shutterstock.com

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