Qiagen: Biotech-Wert erneut im Übernahme-Fadenkreuz ++ AMS: Rekordumsatz im Schlussquartal ++ Osram: Krisenmaßnahmen greifen ++ Ceconomy: „Wünschen uns Fahrplan für Geschäftsöffnungen“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax hatte am Montag mit fast 14.170 Punkten ein historisches Hoch erreicht, hatte die Gewinne im späten Handel aber fast vollständig abgegeben. Insofern stellt sich laut der Landesbank Helaba die Frage, ob die Marktteilnehmer Angst vor der eigenen Courage bekommen haben. Daher dürfte der Leitindex auch im heutigen Handel zunächst eher eine zöglerliche Performance hinlegen.

Lockdown-Verlängerung wahrscheinlich

Für Optimismus habe zunächst das intensive Werben von US-Finanzministerin Janet Yellen, für das 1,9 Billionen US-Dollar schwere Hilfspaket gesorgt. Möglicherweise spielten auch die erneut rückläufigen Corona-Neuinfektionszahlen eine Rolle, wenngleich sich bereits die Anzeichen verdichteten, dass auf dem am Mittwoch stattfindenden Corona-Gipfel zwischen Bund und Ländern eine neuerliche Lockdown-Verlängerung in Deutschland beschlossen wird. Da die Industrie davon aber nicht betroffen sei, würden die Blicke bereits nach vorn, auf zukünftiges Wachstum nach der Corona-Pandemie gerichtet. Dennoch war 2020 ein historischer Einbruch für die deutsche Industrie, der noch nachwirkt. Die deutschen Exporte sind im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie so stark eingebrochen wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr.

Nachfrage nach „Made in Germany“ war 2020 Fehlanzeige

Sie sanken um 9,3 Prozent auf 1204,7 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Es war der erste Rückgang seit 2013 und der kräftigste seit 2009 mit damals minus 18,4 Prozent. Die Importe fielen im vergangenen Jahr ebenfalls so stark wie seit 2009 nicht mehr, und zwar um 7,1 Prozent auf 1025,6 Milliarden Euro.

„‚Made in Germany‘ war im Krisenjahr 2020 wenig gefragt“, sagte der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner. „Das Minus im Export wäre aber noch größer ausgefallen, hätten deutsche Exporteure nicht von der zügigen Erholung der chinesischen Wirtschaft profitiert.“

Geschuldet ist der Export-Rückgang vor allem den Einbrüchen zu Beginn der Pandemie im März und April 2020. Danach legten die Ausfuhren acht Monate in Folge zu – zuletzt im Dezember um 0,1 Prozent zum Vormonat. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Rückgang um 1,0 Prozent gerechnet. Zu der positiven Entwicklung trugen vor allem die Geschäfte mit den beiden weltgrößten Volkswirtschaften bei: Die Exporte in die Volksrepublik China wuchsen im Dezember um 11,6 Prozent zum Vorjahresmonat auf 9,3 Milliarden Euro, die in die USA legten um 8,4 Prozent auf 9,2 Milliarden zu und damit erstmals seit zehn Monaten.

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich das Auslandsgeschäft in diesem Jahr belebt. Die von vielen Experten vorausgesagte Erholung der Weltwirtschaft vom Rezessionsjahr 2020 dürfte den Exporteuren in die Karten spielen. Für Deutschlands wichtigsten Handelspartner China etwa wird in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund 8,5 Prozent erwartet. Auch die USA dürften kräftig wachsen.

Allerdings rechnen Experten mit einem holprigen Jahresauftakt. „Halbleiter sind derzeit knapp und führen zu Produktionsschwierigkeiten, was schließlich auch die Exporte belasten wird“, erläuterte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. „Gleichzeitig führen knappe Container-Kapazitäten auf den Weltmeeren zu Lieferschwierigkeiten.“ Die hochvernetzten globalen Produktionsketten seien jedoch auf einen reibungslosen Warenfluss angewiesen. Letzterer sei derzeit gestört, was gesamtwirtschaftliche Auswirkungen habe. „Die deutsche Exportwirtschaft muss also im ersten Quartal auch noch logistische Hürden überwinden“, fügte Gitzel hinzu.

Qiagen erneut im Übernahme-Fadenkreuz

Unternehmensseitig stehen am Dienstag einige Nachrichten aus der zweiten Börsenreihe im Fokus. So scheint Qiagen nur wenige Monate nach der gescheiterten Übernahme durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific wieder in das Fadenkreuz eines Unternehmens geraten zu sein. Der US-Diagnostik-Spezialist Quidel prüfe einen Zusammenschluss mit dem Biotech- und Gendiagnostikunternehmen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Aktien von Qiagen notierten auf der Handelsplattform Tradegate rund fünf Prozent über dem Schlusskurs vom Montag.

Teamviewer mit guten Zahlen

Der Softwareanbieter Teamviewer rechnet mit einer anhaltend hohen Nachfrage und will bei den Erlösen bald die Milliardenschwelle überspringen. Dies löste bei den Anlegern jedoch zunächst keine Begeisterung aus: Die in der Corona-Pandemie gut gelaufenen Papiere gaben auf Tradegate leicht nach. Die Ziele für das laufende Jahr seien etwas höher gesteckt als gegenwärtig die Markterwartungen, schrieb Analyst Stacy Pollard von JPMorgan in einer ersten Reaktion. Die mittelfristigen Prognosen des Anbieters von Fernwartungssoftware deuteten zudem auf nachhaltiges Wachstum hin. Alles in allem signalisierten die nach vorn gerichteten Aussagen des Unternehmens Zutrauen in die Wachstumsmöglichkeiten.

AMS mit Umsatz auf Rekordniveau im Schlussquartal

Der Chiphersteller AMS hat das Schlussquartal 2020 im Rahmen seiner Erwartungen abgeschlossen und bei Umsatz und Betriebsergebnis Bestmarken erreicht. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 681 Millionen US-Dollar von 655 Millionen im Vorjahresquartal, wie die Osram-Mutter am Dienstag mitteilte.

Das Unternehmen hatte Erlöse von 650 bis 690 Millionen in Aussicht gestellt und Analysten hatten im Schnitt mit einem Umsatz von 673 Millionen gerechnet. Das österreichische Unternehmen, dessen Aktien an der Schweizer Börse gehandelt werden, ist bekanntlich stark abhängig von Großkunden – insbesondere von Apple. Der US-Konzern hatte im Herbst sein neues iPhone vorgestellt, was für einen deutlichen Nachfrageschub sorgte.

Der operative Gewinn auf Stufe Ebit (bereinigt) kam im Schlussquartal bei 182 Millionen US-Dollar (VJ 184,3 Millionen) heraus. Das entspricht einer Marge von 26,7 Prozent. Das Unternehmen selber hatte eine Marge von 24 bis 27 Prozent in Aussicht gestellt. Angaben zu einer Dividende wurden in der Mitteilung keine gemacht. Auch in den beiden Vorjahren waren die Aktionäre leer ausgegangen.

Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres rechnet das Management mit einem Umsatz im angestammten AMS-Geschäft von 500 bis 540 Millionen Dollar. Das wäre ein Wachstum von 4 Prozent zum Vorjahr. Bei der Ebit-Marge wird ein Wert von 20 bis 22 Prozent erwartet. Begründet wird dies mit der üblichen Saisonalität.

Weitere Unternehmensmeldungen:

Osram: Der angeschlagene Lichtkonzern Osram hat in seinem ersten Geschäftsquartal von seiner gut laufenden Halbleitersparte profitiert. Zudem haben Krisenmaßnahmen gegriffen. Neben den Automotive-Produkten seien vor allem unsere Halbleiter stark gefragt gewesen, teilte der MDax-Konzern am Dienstag bei der Vorlage endgültiger Zahlen in München mit. Der Geschäftsbereich Opto Semiconductors habe im abgelaufenen Quartal mit seiner bisher höchsten bereinigten Marge auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) einen Rekord erzielt. Die vorläufigen Zahlen und die angehobene Jahresprognose von Ende Januar wurden bestätigt. Die AMS-Tochter plant nun den Verkauf des Geschäfts mit Elektronik und Vorschaltgeräten und will so die Sparte Digital (DI) neu aufstellen. Deshalb werde für das innerhalb des Geschäftsbereichs DI angesiedelte Segment mit Elektronik und Vorschaltgeräten ein neuer Eigentümer gesucht, hieß es weiter.

Ceconomy: Der Elektronikhändler Ceconomy fordert einen Fahrplan für die Wiedereröffnung seiner Märkte. Die aktuellen Marktschließungen seien eine große Herausforderung, erklärte Konzernchef Bernhard Düttmann bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal (per Ende Dezember) am Dienstag in Düsseldorf. „Wir wünschen uns einen klaren Fahrplan, wann und unter welchen Bedingungen wir die Märkte wieder öffnen können. Für uns geht es dabei, wie für viele andere, um jeden weiteren Tag.“ Insgesamt waren den Angaben zufolge zum 31. Dezember 2020 europaweit rund 57 Prozent der Märkte von vorübergehenden Schließungen betroffen, darunter auch Deutschland. Das erste Quartal 2020/21 war infolge der Vorgaben der nationalen Regierungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie durch lokale Lockdowns, erneute temporäre Marktschließungen sowie starke Einschränkungen im stationären Handel geprägt. Ceconomy konnte dies durch ein starkes Onlinegeschäft jedoch mehr als ausgleichen. Der Umsatz stieg währungs- und portfoliobereinigt um 11,4 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Besonders seien dabei die ersten zwei Monate ins Gewicht gefallen, die durch erfolgreiche Aktionen wie den „Black November“ geprägt waren. Der Online-Umsatz wurde mit 2,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt und trug rund 30 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Home24: Der Möbelhändler Home24 hat im Schlussquartal des vergangenen Corona-Jahres seinen Umsatz weiter ausbauen können. Um Währungseffekte bereinigt seien die Konzernerlöse verglichen mit dem Vorjahresquartal um 50 Prozent auf 152 Millionen Euro gestiegen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Dienstag in Berlin mit. Auf Jahressicht hätten die währungsbereinigten Umsätze um 42 Prozent auf 492 Millionen Euro zugelegt. Grund für die stärkeren Erlöse ist weiterhin eine erhöhte Nachfrage nach Möbeln, etwa weil Möbelhäuser wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben. Auch bei der Marge des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) konnten die Berliner nach vorläufigen Zahlen punkten: So stieg diese um 11 Prozentpunkte im Gesamtjahr auf 3 Prozent. Damit schaffte Home24 auf dieser Ebene den Break-even auf Jahresbasis. Der Vorstand kündigte eine Prognose für das laufende Jahr am 31. März an. Dann sollen auch die geprüften Finanzzahlen vorgestellt werden.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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