ROUNDUP 2: Lanxess hält sich Corona-Krise besser als gedacht - Umbau geht weiter

dpa-AFX · Uhr

(Neu: Äußerungen aus der Telefonkonferenz im 9. und 11. Absatz, 10. Absatz im Ionentauscher-Geschäft, letzter Absatz zur Kursentwicklung)

KÖLN (dpa-AFX) - Die durch den Corona-Lockdown nochmals verschärfte Autoflaute und die Schwäche der Industrie haben den Chemiekonzern Lanxess auch im zweiten Quartal belastet. Allerdings hielten sich die Kölner besser als befürchtet. Die Jahresziele stehen, Konzernchef Matthias Zachert kommt beim Umbau voran und die Kassen sind trotz Corona-Krise gut gefüllt. Gegen Jahresende wollen die Kölner dann wieder intensiver über mögliche Aktienrückkäufe oder Übernahmen nachdenken. Die zuletzt gut erholten Aktien gerieten dennoch etwas unter Druck.

"Wie erwartet haben wir nach dem massiven Einbruch der Weltwirtschaft im zweiten Quartal die Corona-Krise deutlich stärker gespürt als noch in den ersten drei Monaten des Jahres," sagte Zachert laut Mitteilung vom Donnerstag bei der Zahlenvorlage. Insgesamt sei die Zeit herausfordernd, aber es gebe in Asien bereits erste Zeichen einer wieder besseren Entwicklung, gibt sich der Manager zuversichtlich. Für das Gesamtjahr plant er weiter mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 800 bis 900 Millionen Euro und bestätigte damit jüngste Äußerungen aus einem Zeitungsinterview.

Nach den ersten sechs Monaten steht mit 469 Millionen Euro hier bisher mehr als die Hälfte des oberen Endes in den Büchern. Allerdings lief es dabei im zweiten Quartal nochmals schlechter als zum Jahresstart: Das bereinigte operative Ergebnis sackte von April bis Ende Juni um rund ein Fünftel auf 224 Millionen Euro ab. Der Umsatz fiel mit einem Minus von knapp 17 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro ähnlich deutlich.

Zu spüren bekommt Lanxess die Folgen der Corona-Pandemie insbesondere im Geschäft mit der Autobranche, aber auch mit der Luftfahrt-, Öl- und Gasindustrie. So stand die Sparte Engineering Materials, die Spezial-Kunststoffe für Autobauer anbietet, weiter unter Druck. Auch das Geschäft mit Basis- und Feinchemikalien für die Industrie (Advanced Intermediates) litt unter der schwächeren Nachfrage. Und auch die Nachfrage etwa der Reifenhersteller nach Kautschukzusätzen und der Industrie nach Schmierstoffadditiven fiel deutlich, was auf das Geschäft der Sparte für Zusatzstoffe (Special Additives) drückte.

Der einzige der vier Geschäftsbereiche, der Umsatz und bereinigtes Ebitda steigern konnte, war die Sparte Consumer Protection rund um Materialschutz, Desinfektionsmittel und Wasseraufbereitung. Das Segment profitiert vom gesteigerten Hygienebedürfnis in der Virus-Pandemie sowie von der hohen Nachfrage nach Desinfektionsmitteln im Zuge der Schweinepest.

Rund lief es aber auch für die auf Kunden aus der Agrar- und Pharmaindustrie fokussierte Feinchemikalientochter Saltigo, die ebenfalls Consumer Protection zugeordnet ist. Zudem lieferte der Anfang des Jahres übernommene brasilianische Hersteller von Farben- und Lackzusätzen einen Beitrag, dessen Produkte Schädlinge etwa von Möbel fern halten sollen.

Die kleinere Übernahme war Teil des Konzernumbaus hin zur Spezialchemie, die in der Regel höhere Gewinnmargen ermöglicht als das Geschäft mit Standardware. Diese Entwicklung trieb Lanxess-Chef Zachert nun mit dem Verkauf des Geschäfts mit organischen Lederchemikalien voran. Der Bereich geht - je nach Höhe der Erfolgskomponente - für bis zu 195 Millionen Euro an die TFL Ledertechnik GmbH.

Teil des Umbaus ist auch der Verkauf der Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta, der im Frühling abschlossen wurde. Dank des Erlöses stand bei Lanxess im zweiten Quartal ein Gewinn von 803 Millionen Euro unter dem Strich nach 96 Millionen vor einem Jahr.

Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hob in seiner ersten Einschätzung der Quartalszahlen insbesondere den Verkauf der Lederchemie positiv hervor, da sich das Lanxess-Portfolio dadurch weiter verbessere. Das betonte auch Konzernchef Zachert während einer Telefonkonferenz mit Journalisten. So werde der Anteil der Geschäfte, die Lanxess mit der Autobranche mache von aktuell rund 20 Prozent noch etwas weiter sinken.

Die Geschäftsentwicklung hin zu weniger konjunkturanfälligen Aktivitäten treibt Lanxess auch mit der im Juli angekündigten Neuaufstellung des Wasseraufbereitungsgeschäfts voran. Der Fokus soll hier künftig auf Ionenaustauschern und dabei vor allem in Märkten für hochwertige Anwendungen liegen. Daher wird das Geschäft mit Umkehrosmose-Membranen an den französischen Umweltkonzern Suez verkauft, während für die Produktion von Ionenaustauscher-Harzen eine neue Anlage für 80 bis 120 Millionen geplant ist. Eine Standortwahl wurde allerdings noch nicht getroffen, wie Zachert am Donnerstag nun sagte. Aktuell produziert Lanxess Ionenaustauscher an den beiden deutschen Standorten Leverkusen und Bitterfeld.

Auch mögliche Übernahmen dürften weiter auf der Agenda stehen, sind die Kassen von Lanxess doch recht gut gefüllt. Vorerst plant das Management wegen der Corona-Krise aber vorsichtig. "Aktuell fahren wir den Konzern noch ganz klar auf Liquiditätsmaximierung", betonte Zachert. Was mit dem vorhandenen Geld gemacht wird, werde man sich zum Jahresende hin dann anschauen. Neben Übernahmen könnten dann auch wieder Aktienrückkäufe erwogen werden.

Die Anteilsscheine von Lanxess zählten am Donnerstag mit einem Minus von 1,80 Prozent auf 48,61 Euro zu den schwächeren Werten im wenig veränderten MDax. Bereits am Vortag hatte sich allerdings - wie schon im Juli mehrfach - die runde Marke von 50 Euro als zu hohe Hürde erwiesen. Seit dem Corona-Crashtief im März hat sich ihr Wert mittlerweile bereits verdoppelt. Für 2020 steht dennoch ein Minus von fast einem Fünftel auf dem Kurszettel./mis/ssc/stk

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