ROUNDUP: Aareal Bank sucht Miteigentümer für IT-Tochter Aareon - Aktie hebt ab

dpa-AFX · Uhr

WIESBADEN (dpa-AFX) - Der Immobilienfinanzierer Aareal Bank macht sich in der Corona-Krise auf die Suche nach einem Partner für seine IT-Tochter Aareon. Der Vorstand habe beschlossen, mit ausgewählten, langfristig orientierten Finanzinvestoren in Gespräche über eine signifikante Minderheitsbeteiligung an der Tochtergesellschaft einzutreten, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in Wiesbaden mit. Die Bank will aber Mehrheitseignerin von Aareon bleiben.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Aareal-Aktie, die seit Beginn der Corona-Krise zuvor rund die Hälfte ihres Werts eingebüßt hatte, legte am Mittwoch kurz nach Handelsbeginn um 12,14 Prozent auf 17,00 Euro zu und war damit einsamer Spitzenreiter im MDax .

Die Marktkapitalisierung der Bank sprang damit wieder über die Marke von einer Milliarde Euro, die sie in der Corona-Krise zuletzt unterschritten hatte. Aktienhändler verwiesen am Morgen auf Berichte, wonach allein Aareon um die 750 Millionen Euro wert sein dürfte.

Aareon bietet Services für Firmen aus der Immobilienbranche an, die durch die Unterstützung des Datendienstleisters Gebäude und technische Anlagen einfacher verwalten können. Die IT-Tochter trug zwar im vergangenen Jahr nur einen Bruchteil zum Vorsteuergewinn der Aareal bei, wächst aber im Gegensatz zum Kerngeschäft der Bank kräftig.

Der Aareal-Vorstand war in der Vergangenheit mehrfach Forderungen von Aktionären entgegengetreten, die Bank solle sich von ihrem IT-Dienstleister Aareon trennen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg vom September hatte der Hedgefonds Teleios Capital Partners das Aareal-Management zu diesem Schritt aufgefordert. Dem Bericht zufolge sollen unter anderem Finanzinvestoren wie CVC und KKR Interesse an der IT-Sparte gezeigt haben.

Teleios war im Herbst mit mehr als fünf Prozent an der Aareal Bank beteiligt, hatte seine Beteiligung zwischenzeitlich zurückgefahren und im April wieder über die Schwelle von fünf Prozent aufgestockt. Vorstandschef Hermann Merkens hatte es zwischenzeitlich bereits als denkbar bezeichnet, einen Minderheitsaktionär an der Tochter zu beteiligen, sofern dieser dem Unternehmen strategische Vorteile bringe.

Im Februar kündigte Merkens an, Aareon mit einer Reihe von Übernahmen zu stärken. Er gehe von fünf oder mehr Zukäufen pro Jahr aus, und das Unternehmen habe dafür einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag zur Verfügung. In der Vergangenheit habe Aareon pro Übernahmeziel etwa 15 bis 20 Millionen Euro bezahlt. Dieses Volumen dürfte eher steigen, sagte Merkens. Interessant seien generell Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette der Wohnungswirtschaft.

Zudem kündigte er im Februar an, dass die Sparte ihr Wachstumstempo deutlich erhöhen und "als eigenständig am Markt positioniertes Software-Unternehmen eine starke, von der Mutter unabhängige Wert-Perspektive entwickeln" soll. So soll sich der Betriebsgewinn nach Angaben vom Februar mittelfristig auf rund 70 Millionen Euro verdoppeln. 2019 stieg er leicht auf 37 Millionen Euro.

Die Aareal Bank als Immobilienfinanzierer treibt in der Corona-Krise unterdessen die Sorge um mögliche Kreditausfälle um. Im ersten Quartal brach der Überschuss der Bank wegen einer hohen Risikovorsorge für faule Darlehen auf nur noch zwei Millionen Euro ein. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Gewinn von 35 Millionen Euro gestanden.

Merkens sprach vergangene Woche allerdings davon, dass er angesichts der Lage der Bank gut schlafen könne. So sei das Risikoprofil der vergebenen Kredite sehr konservativ. Zudem habe sich das Institut frühzeitig und günstig refinanziert und eine "sehr starke Kapitalbasis", um auch in den kommenden Quartalen mögliche negative Entwicklungen abzufedern. Das Management hatte auf Druck der Aufsichtsbehörden entschieden, wegen der Krise für 2019 zunächst keine Dividende auszuschütten und das Geld in der Bank zu belassen./stw/he/men/mis

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