ROUNDUP: Air France-KLM und British-Airways-Mutter IAG mit Milliardenverlusten

dpa-AFX · Uhr

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie hat der Fluggesellschaft Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG im ersten Quartal Milliardenverluste eingebrockt. Beide Konzerne bauen auf Staatshilfen ihrer Heimatländer, um die Krise zu überstehen. Bis der Passagierverkehr wieder das Niveau des vergangenen Jahres erreicht, wird es den Konzernspitzen zufolge mehrere Jahre dauern, wie sie am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen mitteilten. Neue Flugzeuge können die Airlines derzeit kaum gebrauchen, Air France-KLM will wie schon Lufthansa sogar die bestehende Flotte verkleinern.

Die Aktien von IAG und Air France-KLM reagierten mit weiteren Kursverlusten auf die Nachrichten. Das IAG-Papier lag am Nachmittag mit fast fünf Prozent im Minus und hat seit dem Jahreswechsel damit rund 70 Prozent verloren. Für die Anteilscheine von Air France-KLM ging es um knapp vier Prozent abwärts, das Minus summiert sich im bisherigen Jahresverlauf damit auf rund 60 Prozent.

Nachdem die französische Regierung bereits Air France mit sieben Milliarden Euro stützen darf und die niederländische Regierung der Schwestergesellschaft KLM zwei bis vier Milliarden Euro in Aussicht gestellt hat, setzt auch IAG auf staatliche Hilfen. So klopft British Airways bei der Regierung in London an, die spanischen IAG-Töchter Iberia und Vueling beantragten in ihrem Land ebenfalls entsprechende Unterstützung, wie IAG in London mitteilte.

Vom den Staaten garantierte Kredite sollen verhindern, dass den Konzernen in der Corona-Krise das Geld ausgeht. Durch den weitgehenden Stopp des weltweiten Flugverkehrs infolge der Pandemie kämpfen Fluggesellschaften in aller Welt ums Überleben. Auch der Lufthansa-Konzern verhandelt in Deutschland und in den Ländern seiner Konzerntöchter über Unterstützung. Aus der Schweiz bekam die Lufthansa-Tochter Swiss bereits eine Zusage.

Der IAG-Konzern, zu dem neben British Airways, Iberia und Vueling auch die irische Aer Lingus und die Eigengründung Level gehören, stellt sich darauf ein, den Flugbetrieb frühestens im Juli wieder deutlich hochzufahren. Die Zahl der Fluggäste dürfte 2020 aber nur halb so hoch liegen wie üblich, hieß es. Zudem seien diese Pläne sehr unsicher und hingen davon ab, dass die Politik die Beschränkungen lockere.

Eine konkrete Gewinnprognose für 2020 traut sich die IAG-Führung wegen der hohen Unsicherheiten in der Krise weiterhin nicht zu. Konzernchef Willie Walsh, der wegen der Krise länger an Bord blieb als zunächst geplant, will seinen Posten nun am 24. September an seinen Nachfolger Luis Gallego übergeben.

Seit Ende März haben die IAG-Gesellschaften ihr Flugangebot wegen der Krise um 94 Prozent gekappt. Die meisten Flugzeuge stehen am Boden. Im ersten Quartal war die Zahl der Fluggäste bereits um fast ein Fünftel auf 19,9 Millionen abgesackt. Der Umsatz brach um mehr als 13 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro ein. Unter dem Strich stand auch wegen ungünstiger Preissicherungsgeschäfte für den Kerosineinkauf ein Verlust von 1,7 Milliarden Euro nach 70 Millionen Euro Gewinn ein Jahr zuvor.

Da IAG nicht davon ausgeht, dass die Passagiernachfrage vor dem Jahr 2023 wieder das Niveau von 2019 erreichen wird, kündigte das Management weitere Umbauschritte und Kostensenkungen an. So will der Konzern 68 neue Flugzeuge erst später als geplant bei den Herstellern abnehmen. Zudem erwägt IAG wegen der Corona-Krise den Abbau von bis zu 12 000 Stellen.

Auch die Führung von Air France-KLM hat keine Hoffnung auf eine schnelle Erholung. Eine schrittweise Lockerung der weltweiten Reisebeschränkungen könnten ein langsames Hochfahren ihres Geschäfts im Sommer erlauben, teilte die Lufthansa-Konkurrentin in Paris mit. Allerdings dürfte das Flugangebot im zweiten Quartal um rund 95 Prozent und im dritten Quartal um rund 80 Prozent niedriger liegen als ein Jahr zuvor.

Die Flotte soll nun so weit schrumpfen, dass die Flugkapazität im kommenden Jahr mindestens ein Fünftel unter dem Niveau des Jahres 2019 liegt, als die Corona-Krise noch kein Thema gewesen war. 2020 dürfte zudem vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ein sehr hoher Verlust anfallen, hieß es. Im laufenden zweiten Quartal dürfte das operative Minus zudem deutlicher höher ausfallen als im ersten Jahresviertel.

Da hatte die französische-niederländische Fluggesellschaft bis Ende Februar noch von einem leichten Anstieg der Durchschnittserlöse je Sitzplatzkilometer profitiert, bevor die Corona-Krise mit voller Wucht zuschlug. Im gesamten ersten Quartal ging die Zahl der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Fünftel auf 18,1 Millionen zurück. Der Umsatz fiel um mehr als 15 Prozent auf rund 5 Milliarden Euro. Unter dem Strich verbuchte der Konzern sogar ein Minus von 1,8 Milliarden Euro.

Die gesamte Branche steht wegen des Zusammenbruchs des internationalen Geschäfts- und Urlaubsreiseverkehrs stark unter Druck. Erst am Montag hatte die EU-Kommission eine Milliarden-Finanzspritze Frankreichs an Air France genehmigt. So darf der Staat in Form von Kreditgarantien und eines Kredits als Anteilseigner helfen./stw/mis/eas/he

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