ROUNDUP: Anlauf von Krebsmittel Monjuvi drückt Morphosys tiefer ins Minus

dpa-AFX · Uhr

PLANEGG (dpa-AFX) - Beim Biotech-Unternehmen Morphosys schlagen die kostspieligen Vorbereitungen für das Krebsmedikament Monjuvi voll durch. Im zweiten Quartal rutschte das MDax -Mitglied deshalb tiefer in die roten Zahlen. Auch die Umsätze gingen deutlich zurück, im Vorjahr waren die Erlöse allerdings noch durch hohe Meilensteinzahlungen aufgebläht worden. Das Management hält derweil an seinen Jahresprognosen fest. An der Börse kamen die Nachrichten am Donnerstag nicht gut an.

Morphosys will unverändert im laufenden Jahr seinen Konzernumsatz auf 280 bis 290 Millionen Euro steigern nach knapp 72 Millionen Euro im Jahr 2019. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird eine Verbesserung von zuvor knapp minus 108 Millionen Euro auf minus 15 bis plus 5 Millionen Euro angepeilt. Diese Ziele beinhalten jedoch weiterhin keine Beiträge durch das erst kürzlich zugelassene Medikament Monjuvi.

An der Börse reagierten Investoren enttäuscht, einige Händler bezeichneten den beibehaltenen operativen Ausblick als etwas schwach. Die Aktie verlor mehr als viereinhalb Prozent und war damit einer der schwächsten Werte im MDax, nachdem sie noch zu Wochenbeginn von der Zulassung für das Medikament Monjuvi profitiert hatte.

Analyst James Gordon von der US-Bank JPMorgan wies in einer ersten Reaktion darauf hin, dass die aktuellen Markterwartungen höher lägen, da bereits von zweistelligen Millionenumsätzen für Monjuvi noch in diesem Jahr ausgegangen werde. "Wir glauben aber nicht, dass am Markt wirklich eine Anhebung des Ausblicks erwartet wurde", schrieb der Experte in einer ersten Reaktion.

Morphosys arbeitet seit geraumer Zeit am Marktstart für Monjuvi, das das erste eigene verfügbare Produkt der Bayern werden soll. Bislang hatte der Konzern lediglich Umsatzbeteiligungen aus dem Schuppenflechtemittel Tremfya vom Partner Janssen erhalten, das wie Monjuvi auf einem Morphosys-Antikörper basiert.

Für Monjuvi hatte Morphosys am vergangenen Wochenende die lang ersehnte Zulassung aus den USA als sogenannte Zweitlinientherapie bei Lymphdrüsenkrebs bekommen. In den Vereinigten Staaten wird das Unternehmen künftig das Mittel mit dem US-Partner Incyte vermarkten, der sich zudem die alleinigen Vermarktungsrechte außerhalb der USA gesichert hat.

Die Vorbereitungen für den Verkauf in den USA, wo Morphosys inzwischen mit einer eigenen Gesellschaft vor Ort ist, hatten die Kosten im zweiten Quartal nochmals in die Höhe schnellen lassen. Auch die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie Verwaltungskosten stiegen weiter an. Gewinne im Geschäft mit Forschung für andere Unternehmen konnten die Rückstände bei weitem nicht ausgleichen. In der Folge weitete der Konzern beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) seinen Verlust von knapp 6 Millionen Euro im Vorjahr auf nunmehr rund 50 Millionen Euro aus.

Unter dem Strich fiel ein Fehlbetrag von 53,1 Millionen an nach minus 5,9 Millionen vor einem Jahr. Die Erlöse gingen um mehr als 40 Prozent auf 18,4 Millionen Euro zurück - ausschlaggebend waren deutlich niedrigere Meilensteinzahlungen als im Vorjahr. 2019 hatte Morphosys unter anderem rund 22 Millionen Euro allein aus dem Topf des britischen Pharmakonzerns und Partners GlaxoSmithKline (GSK) erhalten.

Die Corona-Pandemie hatte Morphosys in der Bilanz bisher eher weniger zu spüren bekommen. Allerdings gab es Einschränkungen in der Medikamentenforschung. So hatte das Unternehmen etwa eine Studie mit dem Mittel Felzartamab vorübergehend aussetzen müssen - inzwischen wurden die Tests aber wieder aufgenommen. Mit dem Monjuvi-Wirkstoff Tafasitamab wird derzeit weiter geforscht - auch in anderen Indikationen. Die Aufnahme von Patienten in diese Studien würden wie geplant fortgesetzt, hieß es. Eine Verzögerung wegen der Corona-Pandemie will Morphosys aber nicht ausschließen./tav/ssc/fba

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