ROUNDUP: Bei Eon endet die Ära Teyssen - Birnbaum wird Nachfolger

dpa-AFX · Uhr

ESSEN (dpa-AFX) - Bei Deutschlands größtem Energiekonzern Eon endet die Ära von Vorstandschef Johannes Teyssen vorzeitig. Der 61-Jährige gibt den Chefposten zum 1. April kommenden Jahres an Leonhard Birnbaum ab. Das teilte Eon am Dienstag nach einem Beschluss des Aufsichtsrats mit. Teyssens Vertrag als Vorstandsvorsitzender lief noch bis Ende 2021. Birnbaum (53) galt schon seit längerem als designierter Nachfolger Teyssens. Er ist seit 2013 Mitglied des Eon-Vorstands und hat zuletzt die Integration der früheren RWE -Tochter Innogy in den Eon-Konzern geleitet.

Die Innogy-Übernahme war der Schlusspunkt unter einen weitreichenden Konzernumbau, den Teyssen nach seinem Amtsantritt 2010 gestartet hatte. Eon hatte auf die Liberalisierung der Strommärkte und die Energiewende lange Zeit keine Antwort gefunden. Wegen des wachsenden Anteils von Energie aus Wind und Sonne warf das klassische Stromgeschäft immer weniger Geld ab, viele Kraftwerke produzierten nur noch Verluste. "Wir waren lange eher die Skeptiker, die die Zukunft der erneuerbaren Energien in Zweifel gezogen haben", räumte Teyssen später ein.

Ende 2014 kündigte Teyssen die Abspaltung der Energieerzeugung mit Gas, Kohle und Wasserkraft sowie des Energiehandels vom Mutterkonzern an. Unter dem Namen Uniper kam das einstige Herzstück von Eon an die Börse. Inzwischen wird Uniper vom finnischen Fortum -Konzern kontrolliert. Sobald das letzte Eon-Kernkraftwerk abgeschaltet ist, wird Eon selbst keinen Strom mehr produzieren.

Nach dem Deal mit dem alten Rivalen RWE konzentriert sich Eon auf die Energienetze und den Energieverkauf an Endkunden. RWE hat die erneuerbaren Energien von Eon und Innogy übernommen und ist mit 15 Prozent an Eon beteiligt. Teyssen habe Eon mit "Mut, Weitsicht und Entschlossenheit durch eine für den Energiesektor historische Phase mit tiefgreifenden Umwälzungen geführt", sagte der Aufsichtratsvorsitzende Karl-Ludwig Kley laut einer Mitteilung.

Birnbaum hatte mehrere Jahre für RWE gearbeitet, wo er von 2008 bis 2013 dem Vorstand angehörte. An seiner Person lässt sich der Wandel in der deutschen Strombranche gut ablesen. So hielt er noch vor zehn Jahren nicht besonders viel von privaten Solaranlagen. "Die Solaranlage auf dem deutschen Reihenhaus-Dach ist energiewirtschaftlich in den meisten Fällen Unsinn", sagte er 2010. Heute rechnet Eon vor, dass private Photovoltaik-Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten und empfiehlt jedes neu gebaute Einfamilienhaus mit einer Solaranlage auszustatten.

Neu in den Eon-Vorstand kommt zum 1. April 2021 Victoria Ossadnik, die derzeit Vorsitzende der Geschäftsführung der Eon Energie Deutschland ist. Die frühere Microsoft -Managerin wird im Vorstand Digitalisierung des Konzerns verantwortlich sein. Bei Eon gehört bislang keine Frau dem Vorstand an./hff/DP/eas

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