ROUNDUP: Flatex peilt nach Wechsel in Prime Standard SDax-Notierung an

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Online-Broker Flatex will mit seiner Aktiennotiz in den strenger regulierten Bereich der Deutschen Börse wechseln. Der Prozess zur Aufnahme in den sogenannten Prime Standard sei jetzt offiziell gestartet worden und soll im vierten Quartal abgeschlossen sein, teilte das Unternehmen am Dienstag in Frankfurt mit. Gemessen an der aktuellen Marktkapitalisierung und dem Streubesitz sei mit einer Notierung im SDax und eventuell im TecDax zu rechnen.

Die Ende 2019 angekündigte Übernahme des niederländischen Konkurrenten DeGiro für 250 Millionen Euro soll in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Vorstandschef Frank Niehage, dessen Vertrag bis 2025 verlängert wurde, sieht daher jetzt den richtigen Zeitpunkt für den Wechsel in den Prime Standard gekommen. "Eine SDax-Notiz erscheint bei den jetzigen Rahmenbedingungen als gegeben. Mit ein bisschen Glück schafft es die Flatex AG vielleicht sogar in den TecDax."

Das Unternehmen kommt nach einem Kursanstieg der Aktie in den vergangenen Monaten auf einen Börsenwert von etwas mehr als 620 Millionen Euro. Dazu kommt die noch ausstehende Sachkapitalerhöhung mit Abschluss der DeGiro-Übernahme. Mit den 7,5 Millionen Aktien, die dafür ausgegeben werden, steigt die Zahl der Anteile auf etwas mehr als 27 Millionen - gemessen zum aktuellen Kurs wären diese dann mehr als 850 Millionen Euro wert.

Flatex wurde 1999 von dem Unternehmer und Verleger Bernd Förtsch ("Der Aktionär") gegründet und 2009 an die Börse gebracht. Förtsch ist immer noch an dem Unternehmen, das zwischenzeitlich mal FinTech Group geheißen hatte, beteiligt. Sein über die GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation mbH gehaltener Anteil wird durch die Sachkapitalerhöhung von zuletzt knapp 24 Prozent auf zirka 17 Prozent sinken.

Durch den Zusammenschluss mit DeGiro sollen unter anderem die IT-Kosten und Ausgaben für die Abwicklung und Auflagen gedrückt werden. Das Unternehmen hatte bei der Ankündigung der Übernahme die schnell umsetzbaren Sparpotenziale auf 30 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Nach der Übernahme wird Flatex in mehr als 15 europäischen Ländern vertreten sein. Bisher ist das Geschäft von Flatex vor allem auf Deutschland, Österreich und die Niederlande fokussiert.

Geplant war vor der DeGiro-Transaktion die Expansion nach Frankreich, Italien, Schweden und Spanien. In diesen Märkten ist DeGiro bereits aktiv, wie auch in Großbritannien und Skandinavien. Mittelfristig sei mit DeGiro ein Umsatz von 300 Millionen Euro und ein Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 150 Millionen Euro geplant. 2019 setzte Flatex 132 Millionen Euro um und erzielte ein Ebitda von 38 Millionen Euro.

Die Corona-Krise und die dadurch ausgelösten Kursschwankungen bescherten dem Onlinebroker wegen der hohen Handelsaktivitäten ein Rekordgeschäft. Die Zahl der Transaktionen zog sowohl bei Flatex als auch DeGiro um mehr als 100 Prozent an. Beide Unternehmen konnten zudem zahlreiche neue Kunden gewinnen. Der Kurs der Flatex-Aktie litt deshalb auch nur kurzzeitig unter dem Corona-Crash.

Von dem Tief im März in Höhe von 21,10 Euro konnte sich das Papier inzwischen wieder deutlich lösen. Die Ankündigung des angepeilten Wechsels in den Prime Standard trieb den Kurs um rund zwei Prozent auf knapp 32 Euro und damit wieder in Richtung des Rekordhochs von 36 Euro aus dem Mai 2018. Die von Bloomberg erfassten fünf Aktienanalysten trauen dem Papier weitere Kursgewinne zu. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 42 Euro./zb/eas/fba

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