ROUNDUP: Hembla-Zukauf gibt Vonovia weiter Auftrieb - Aktie auf Rekordhoch

dpa-AFX · Uhr

BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat dank milliardenschwerer Zukäufe im Ausland und höherer Mieteinnahmen im ersten Halbjahr 2020 deutlich mehr verdient. Zudem profitierte der Dax-Konzern von seinem Wohnungsbestand, von Neubauten und Dachaufstockungen, aber auch von seinen Dienstleistungen rund um die Gebäude. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte Vonovia. Die Aktie ist am Mittwochmorgen auf ein neues Rekordhoch gesprungen, das Papier legte zum Handelsauftakt um über zwei Prozent zu.

"Wir sind bisher gut durch die Corona-Krise gekommen", sagte Unternehmenschef Rolf Buch bei Vorlage der Halbjahreszahlen am Mittwoch.Bislang hätten sich nur ein Prozent der rund 350 000 Mieter in Deutschland mit der Bitte um Mietstundung bei Vonovia gemeldet. Mit Mietern in finanziellen Nöten entwickelt Vonovia individuelle Lösungen wie etwa langlaufende Ratenzahlungen. Nach Modernisierungen verzichtet der Konzern nach früheren Angaben zudem bis September auf Mieterhöhungen.

Allerdings bremsten auch im zweiten Quartal erhöhte Sicherheitsvorkehrungen wegen der Corona-Pandemie die Baumaßnahmen leicht. Die Projekte im Neubau und bei Modernisierungen würden aber jetzt wieder Fahrt aufnehmen, sagte Buch. In den ersten sechs Monaten stellte Vonovia 617 Wohnungen fertig. Für das Gesamtjahr plant Vonovia nach früheren Angaben die Fertigstellung von mehr als 1600 Wohnungen.

Für das Gesamtjahr 2020 peilt der Vorstand weiterhin einen operativen Gewinn (FFO) von rund 1,275 bis 1,325 Milliarden Euro an. Das wäre ein Plus von bis zu 9 Prozent zum Vorjahr. Die Mieteinnahmen sollen um rund 10 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro steigen. Zudem plant Vonovia Investitionen für Modernisierung und Neubau von bis zu 1,6 Milliarden Euro.

In den ersten sechs Monaten stieg das operative Ergebnis (FFO) im Jahresvergleich um 11 Prozent auf 676,3 Millionen Euro, wie die im Dax notierte Gesellschaft in Bochum mitteilte. Dazu habe vor allem der Kauf des Stockholmer Wohnimmobilienkonzerns Hembla beigetragen, aber auch der Neubau von Wohnungen sowie Modernisierungen.

Die Mieteinnahmen wuchsen bei einem weiterhin geringen Leerstand um rund 12 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro. Die Miete erhöhte sich im Schnitt auf 7,03 Euro pro Quadratmeter - das waren 5,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die monatliche Miete in Deutschland lag Ende Juni bei 6,88 Euro je Quadratmeter, hieß es. Gleichzeitig steckte Vonovia in den ersten sechs Monaten mit rund 860 Millionen Euro mehr in Modernisierung, Neubau und Instandhaltung.

Seit Jahren laufen die Geschäfte für Vonovia dank steigender Mieten in den Großstädten gut. Dabei profitiert der Vermieter wie andere aus der Branche vor allem von modernisierten Wohnungen. Die Kosten dafür legen die Konzerne teilweise auf die Mieter um, die anschließend deshalb höhere Mieten zahlen müssen. Zudem setzt Vonovia auf Neubau und die Aufstockung von Gebäuden.

Der Wohnimmobilien-Konzern wächst zugleich auch seit Längerem durch Übernahmen im In- und zuletzt auch im Ausland, etwa von Rivalen wie Gagfah, Süddeutsche Wohnen (Südewo), Franconia und Wiener Conwert. 2018 kamen Buwog aus Österreich und Victoria Park aus Schweden hinzu, 2019 auch der Stockholmer Wohnimmobilienkonzern Hembla AB. Anfang des zweiten Jahresviertels übernahm Vonovia den Projektentwickler Bien-Ries. Zuletzt stieg Vonovia mit einem Anteilskauf am Immobilieninvestor Vesteda Residential Fund in den niederländischen Markt ein. Mittlerweile gehören Vonovia rund 415 000 Wohnungen.

Im Fokus steht aktuell vor allem der Berliner Wohnungsmarkt wegen des Mietendeckels. Mit diesem wurden die Mieten für 1,5 Millionen Wohnungen in der Hauptstadt, die vor 2014 gebaut wurden, für fünf Jahre eingefroren. Für Neuvermietungen gelten Obergrenzen. Dies trifft besonders Immobilienkonzerne wie Deutsche Wohnen und Ado Properties, die Immobilien überwiegend in Berlin besitzen. Vonovia gehören in Berlin etwa 42 000 Wohnungen, das sind etwa zehn Prozent des eigenen Bestands.

Zuletzt stellte das Berliner Landgericht einen Teil des Mietendeckels in der Hauptstadt in Frage. Mit dem Mietendeckel will der Berliner Senat den zuletzt starken Anstieg der Mieten in der Hauptstadt bremsen. Gegen das Gesetz sind Klagen vor dem Landes- und dem Bundesverfassungsgericht anhängig.

Auch sonst weht den großen Wohnimmobilien-Konzernen in Deutschland ein stärkerer Gegenwind entgegen. Erst jüngst verlängerte der Bundestag angesichts der anhaltenden Knappheit an Wohnungen die Mietpreisbremse um fünf Jahre und verschärfte sie zudem. Künftig können Mieter zu viel gezahlte Miete auch für bis zu zweieinhalb Jahre rückwirkend zurückfordern./mne/eas/stk

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