ROUNDUP: Hugo Boss macht Verluste - Erholung im 2. Halbjahr erwartet

dpa-AFX · Uhr

METZINGEN (dpa-AFX) - Die Auswirkungen der Corona-Krise haben den Modekonzern Hugo Boss im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gedrückt. Für die zweite Jahreshälfte zeigte sich der für seine Herrenanzüge bekannte Konzern jedoch wieder zuversichtlicher. Eine Prognose traute sich der Finanzvorstand und derzeitige Vorstandssprecher Yves Müller jedoch noch nicht zu. Dazu seien die Unsicherheiten noch zu groß, wobei er darauf hofft, dass eine große zweite Corona-Welle vermieden werden kann.

Die Aktie notierte am Dienstagmittag nahezu unverändert. Das zweite Quartal sei für das Modeunternehmen schwierig gewesen, aber es habe sich ordentlich geschlagen, so JPMorgan-Analystin Melanie Flouquet. Auf der Kostenseite habe Boss positiv überrascht.

Im zweiten Quartal sei rund die Hälfte aller Geschäfte geschlossen gewesen, sagte Müller in einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. Wegen der behördlich verfügten Ladenschließungen brach der Umsatz um 59 Prozent auf 275 Millionen Euro ein. Besonders getroffen wurden dabei die Geschäfte in Europa und Amerika, die rund 85 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen. Darüber hinaus wirkten sich Unruhen und Demonstrationen im Mai und Juni negativ auf das Geschäft in den USA aus. Dagegen erholten sich die Aktivitäten in China, die im Mai zu einem Wachstum zurückkehrten. Im Juni konnte Hugo Boss wieder währungsbereinigt zweistellige Zuwachsraten verbuchen.

Positiv entwickelte sich auch das Onlinegeschäft, welches währungsbereinigt um 74 Prozent zulegte. Damit machte der Konzern ein Fünftel seiner Umsätze über den eigenen Internetshop sowie über Partnerwebseiten wie etwa Zalando. Das Konzessionsmodell will Hugo Boss weiter ausbauen. In der zweiten Jahreshälfte will der Konzern Müller zufolge auch über Amazon verkaufen. Insgesamt treibt der Modehändler den E-Commerce voran. Derzeit erschließe Hugo Boss 24 neue Märkte, zuletzt etwa Kanada und Mexiko.

Das operative Minus (Ebit) belief sich im Quartal auf 250 Millionen Euro. Dabei belasteten Abschreibungen über 125 Millionen Euro die Entwicklung. Ein Jahr zuvor hatte Hugo Boss noch ein Ergebnis von plus 80 Millionen Euro erzielt. Unter dem Strich fiel der Verlust dank einer Steuergutschrift mit 186 Millionen Euro niedriger aus, nach einem Gewinn von 52 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Ergebnisse verfehlten wegen der zusätzlichen Belastungen die Erwartungen der Analysten.

Finanziell steht Hugo Boss vergleichsweise solide da. So sei es gelungen, im Quartal einen positiven Mittelzufluss zu erreichen, so Müller. Bereits im Mai hatte das Unternehmen Maßnahmen zur Sicherung des Cashflows im Gesamtvolumen von rund 600 Millionen Euro angekündigt. Hier sei Hugo Boss gut vorangekommen, so Müller. So seien operativen Aufwendungen stark reduziert, nicht geschäftskritische Investitionen aufgeschoben und der Anstieg der Vorräte erheblich verringert worden. Zudem habe man die Dividende ausgesetzt.

Zur Sicherung der finanziellen Flexibilität hat Hugo Boss zudem einen bestehenden Konsortialkredit auf insgesamt 633 Millionen Euro aufgestockt. Zudem wurde ein zusätzliches Darlehen von 275 Millionen Euro organisiert, welches von der staatseigenen KfW abgesichert wird. Bisher habe man die Kreditlinie nicht in Anspruch genommen.

Für die zweite Jahreshälfte erwartet der Konzern nun eine sukzessive Erholung. Im zweiten Quartal etwa habe Hugo Boss monatlich eine stetige Verbesserung im eigenen Einzelhandel verzeichnet, dies habe sich zu Beginn des dritten Quartals fortgesetzt.

Nach dem Abgang von Mark Langer als Chef Mitte Juli hat Müller die Rolle des Vorstandssprecher im dreiköpfigen Team übernommen. Der neue Vorstandschef Daniel Grieder wird sein Amt erst im Juni kommenden Jahres antreten. Ein Führungsvakuum sieht Müller dabei nicht. So werde das operative Geschäft in der Zeit von den drei Vorstandsmitgliedern gemeinsam geführt.

Zum künftigen neuen Großaktionär Mike Ashley äußerte sich Müller positiv. Ashleys Fraser Group halte derzeit direkt etwas unter einem Prozent an Hugo Boss, dazu kämen Optionen von rund 10 Prozent, so der Manager. Hugo Boss arbeite mit Fraser bereits in Großbritannien im Großhandel erfolgreich zusammen. Es habe bereits ein Gespräch mit Vertretern von Ashley gegeben, welches der Finanzvorstand als "vernünftig" bezeichnete. Das Engagement sei dabei langfristig sowie strategisch angelegt. Auch sieht Müller keine Beunruhigung des übrigen Aktionärskreises durch den Eintritt Ashleys. Die italienische Unternehmerfamilie Marzotto ist derzeit mit rund 15 Prozent größter Aktionär bei Hugo Boss./nas/knd/stk

Meistgelesene Artikel