ROUNDUP: Lanxess stärkt Geschäft um Desinfektionsmittel mit Zukauf - Kurs steigt

dpa-AFX · Uhr

KÖLN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern Lanxess greift in den USA zu: Mit einer Übernahme wollen die Kölner ihr Geschäft rund um Desinfektions- und Konservierungsmittel stärken. Für Emerald Kalama Chemical zahlt der MDax-Konzern laut einer Mitteilung vom Sonntag 1,04 Milliarden US-Dollar (867 Mio Euro). Analysten lobten den Deal, über den schon Ende letzten Jahres spekuliert worden war, und auch an der Börse kam die Nachricht gut an. Das Papier legte am Montagvormittag um fast 4 Prozent zu.

Der Deal soll mit vorhandenen liquiden Mitteln finanziert werden und voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2021 über die Bühne gehen. Mit der Herstellung von Konservierungsstoffen für Lebensmittel, Haushalt und Kosmetik, Aroma- und Duftstoffen sowie Produkten für Tiernahrung erzielt das US-Unternehmen drei Viertel seines Umsatzes von zuletzt 425 Millionen US-Dollar. Mit dem Deal würden zwei "starke Player" zusammengeführt, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert am Montag während einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Mit der Übernahme erschließe Lanxess neue margenstarke Segmente, etwa in der Lebensmittelindustrie und der Tiergesundheit, hieß es. Dazu vergrößere der Konzern seine Präsenz vor allem in der Wachstumsregion Nordamerika. Auch Experten sehen den Deal positiv. Allerdings kritisiert ein Händler, der Kaufpreis sei kein Schnäppchen.

Analyst Tim Jones von der Deutschen Bank sprach von einem guten Zukauf für Lanxess. Vonseiten der Baader Bank heißt es, der Deal mache Sinn. Damit wiederholt sie ihre Einschätzung, die sie bereits zuvor in Bezug auf Spekulationen rund um den Kauf abgegeben hatte. Dazu halten Analysten von JPMorgan die Synergieerwartungen für erreichbar.

Im Zuge der Übernahme erhofft sich Lanxess innerhalb von drei Jahren nach Abschluss der Transaktion einen zusätzlichen jährlichen Ebitda-Beitrag von rund 30 Millionen Dollar (25 Mio Euro). Dabei rechnet das Management laut einem Unternehmenssprecher mit zwei Dritteln durch direkte Einsparungen und einem Drittel durch Umsatzsynergien, also weil etwa das kombinierte Angebot beider Unternehmen die Umsätze antreibt. Die Übernahme soll zudem bereits im ersten Geschäftsjahr nach Abschluss der Transaktion einen Beitrag zum Gewinne je Aktie liefern.

Emerald Kalama Chemical beschäftige weltweit rund 500 Mitarbeiter und betreibe drei Produktionsstandorte in den USA, den Niederlanden und Großbritannien, hieß es weiter. Das Unternehmen erzielte den Angaben zufolge 2020 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (Ebitda) vor Sondereinflüssen von etwa 90 Millionen Dollar.

Lanxess habe 2020 mehrere Ziele verfolgt, die Übernahme des US-Konzerns stand dabei auf der Prioritäten-Liste ganz oben, sagte Manager Zachert am Montag. Der Lanxess-Chef richtet den Konzern schon seit Jahren immer stärker auf Spezialchemie aus, die höhere Gewinnmargen verspricht als das Geschäft mit Standardware. Zudem sollen die Geschäfte auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stabiler laufen. Dabei gehören auch Übernahmen und Verkäufe von Unternehmensteilen zur Strategie.

Erst Mitte Januar war der Kauf des französischen Herstellers von Spezialfungiziden für die Verpackungsindustrie, Intace, angekündigt worden. Zudem verhandelt das Management gerade mit dem französischen Hersteller von Desinfektions- und Hygienelösungen Theseo. Beides sind eher kleinere Deals, Manager Zachert hatte aber in den vergangenen Monaten auch betont, dass auch eine größere Übernahme - wie der nun angekündigte Milliardenkauf von Emerald Kalama Chemical - angesichts der "starken finanziellen Situation" drin sei.

Die Corona-Pandemie hatte auch den Kölnern im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. Allerdings entspannte sich die Lage gegen Ende des Jahres wieder etwas. Dazu trug auch das gut laufende Geschäfte mit Desinfektionsmitteln mit. Zum Vergleich: 2019 hatte Lanxess ein operatives Ergebnis von rund einer Milliarde Euro erzielt. Im Viruskrisenjahr 2020 dürften es auf Basis jüngster Äußerungen über ein überraschend starkes Schlussquartal wohl um die 860 Millionen Euro gewesen sein. Genaue Angaben wird es bei der Vorlage der Jahreszahlen am 11. März geben./knd/mis/ngu/fba

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