ROUNDUP: Linde verdient trotz Corona-Krise gut - Aktie hält sich solide

dpa-AFX · Uhr

GUILDFORD/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Geschäfte des weltgrößten Industriegase-Konzerns Linde weniger belastet als gedacht. Im zweiten Quartal schrumpfte der Umsatz im Jahresvergleich um elf Prozent auf rund 6,4 Milliarden US-Dollar, wie der Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Bereinigt um negative Währungseffekte und Desinvestitionen betrug das Minus fünf Prozent. Im fortgeführten Geschäft betrug der bereinigte Gewinn auf vergleichbarer Basis rund eine Milliarde Dollar und fiel damit so hoch aus wie im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) legte um vier Prozent auf 1,90 Dollar zu. Dazu trugen auch Sparmaßnahmen bei. Mit seinen Ergebniszahlen übertraf Linde deutlich die Markterwartungen. Die Linde-Aktie kostete im Nachmittagshandel fast soviel wie am Vortag, während der Dax deutlich im Minus notierte.

"Mit Blick auf die Zukunft sind die vollen Auswirkungen von COVID-19 und die Geschwindigkeit der Erholung ungewiss", sagte Unternehmenschef Steve Angel. Die Wachstumschancen für das Unternehmen seien jedoch wegen seines hochwertigen Projektbestands, seiner defensiven Endmärkte und des Trends zu einer sauberen Luft weiterhin stark. Angel zeigte sich zuversichtlich, dass Linde in jedem Umfeld die Ergebnisse steigern könne.

Für das dritte Quartal rechnet der Gasekonzern mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 1,90 bis 1,95 Dollar. Das wäre ein um Währungseffekte bereinigter Zuwachs von ein bis vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr, hieß es. Linde rechnet mit negativen Währungseinflüssen in Höhe von drei Prozent.

Für das Gesamtjahr konkretisierte der Dax-Konzern seinen Ziele und peilt nun einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) von 7,60 bis 7,80 US-Dollar an. Das wäre ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um vier bis sechs Prozent. Rechnet man die negativen Währungseffekte heraus, dann soll das Plus sieben bis neun Prozent betragen.

Bei Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal war Linde von einem bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) ausgegangen, der bestenfalls währungsbereinigt im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zulegt. Im schlechtesten Fall hatte das Linde-Management beim Ergebnis mit einem Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich gerechnet. 2019 hatte die Kenngröße bei 7,34 Dollar gelegen.

Seit dem Zusammenschluss trimmt Vorstandschef Angel den Konzern auf Profitabilität. Dies kam Linde 2019 zugute - trotz schwacher Konjunktur erzielte der Konzern mehr Gewinn. Um noch profitabler zu werden, will Angel im deutschen Gasegeschäft 834 der rund 7000 Stellen abbauen. Ob Linde über die in Deutschland mit der IG Metall vereinbarten Arbeitsplätze hinaus weitere Jobs streicht, hängt jüngsten Äußerungen des Konzernlenkers zufolge von der wirtschaftlichen Entwicklung ab.

Linde beliefert alle Branchen der Öl-, Chemie- und Metallindustrie genauso wie Lebensmittelhersteller und Krankenhäuser. Den Löwenanteil seiner Umsätze und Gewinne erwirtschaftet Linde in Amerika, jeweils gut 20 Prozent der Erlöse kommen aus Europa und Asien. Die Linde AG und der kleinere, aber profitablere US-Konkurrent Praxair hatten sich 2018 zum Weltmarktführer für Industriegase zusammengeschlossen. Weltweit beschäftigt die neue Linde plc 80 000 Mitarbeiter. Hauptaktionäre sind angelsächsische Investoren.

Künftig will der Linde-Chef vor allem das Geschäft mit Wasserstoff stark ausbauen. "Die Dekarbonisierung, also die Senkung des Ausstoßes von Kohlenstoffdioxid, ist überall auf der Welt der große Trend", sagte Angel dem "Handelsblatt". So wolle Europa seine Konjunkturprogramme mit der Reduzierung von CO2 verknüpfen. Grüner Wasserstoff, der durch erneuerbare Energien gewonnen wird, werde dabei eine große Rolle spielen. Das gelte auch für China, Südkorea und Japan.

Linde erzielt laut Angel schon heute mehr als zwei Milliarden Dollar Umsatz mit Produktion, Vertrieb, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff. "Und angesichts der erwarteten Investitionsvorhaben von mehr als 100 Milliarden Dollar denke ich, dass sich unser Wasserstoffgeschäft in Zukunft vervierfachen könnte", sagte er. Gerade bei großen Transportmitteln wie Lastwagen, Zügen, Fähren und Bussen werde sich Wasserstoff zuerst durchsetzen./mne/tav/fba

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