ROUNDUP: Türkische Lira fällt auf Rekordtief zum US-Dollar

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die türkische Lira ist am Donnerstag auf ein Rekordtief zum US-Dollar gefallen. Der Dollar stieg im Gegenzug in der Spitze bis auf 7,2850 Lira. Dies ist der höchst jemals erreichte Kurs. Der letzte Rekordstand war im Mai erreicht worden. Am Donnerstag stieg der Kurs um rund drei Prozent. Der Euro befand sich schon längere Zeit zur Lira im Höhenflug. Er erreichte mit 8,6692 Lira für einen Euro einen neuen Höchststand.

"Die Ursachen des Abwärtsdrucks auf die Lira sind zuvorderst fundamentaler Natur: die mangelnde Inflationsbekämpfung der Zentralbank und ein Realzins im tiefroten Bereich", kommentierte Antje Praefcke, Devisenexpertin von der Commerzbank. "Wir gehen deshalb davon aus, dass die Lira tendenziell weiter unter Druck bleiben wird."

Die türkische Wirtschaft wurde von der Corona-Krise hart getroffen. "In diesen weltweit schwierigen ökonomischen Zeiten steigt der Druck auf die Währungen von Schwellenländern, wie die Türkische Lira", sagte Thilo Pahl, Geschäftsführer der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer. "Die wegbrechenden Einnahmen aus dem Tourismus, die negative reale Verzinsung und die schwindenden Währungsreserven der türkischen Zentralbank lasten auf dem Lira-Kurs", sagte er. Die Finanzmärkte seien skeptisch, ob sich die türkische Wirtschaft rasch erholen könne.

Die türkische Notenbank hatte zuletzt erfolglos versucht, die Währung durch Interventionen am Devisenmarkt zu stützen. Sie verfügt nur noch über geringe Devisenreserven und steht unter hohem politischen Druck. Die Inflation hat sich zuletzt beschleunigt und lag im zweistelligen Bereich.

Seit Juli 2019 hat die türkische Notenbank den Leitzins in mehreren Schritten drastisch gesenkt. Damals hatte der Leitzins noch bei 19,75 Prozent gelegen. Dann hatte Murat Uysal die Führung der Notenbank übernommen und die Notenbank auf Zinssenkungskurs gebracht. Derzeit liegt der Leitzins noch bei 8,25 Prozent. Sein Vorgänger war von Präsident Recep Tayyip Erdogan gefeuert worden, da er nicht wie von ihm gewünscht die Zinsen gesenkt hatte.

Anleger scheinen auch zunehmend an der Kreditwürdigkeit der Türkei zu zweifeln. So ist die Rendite zehnjähriger in US-Dollar gehandelter türkischer Staatsanleihen um 0,20 Prozentpunkte auf 7,47 Prozent gestiegen. Anleger verlangen also angesichts der gestiegenen Unsicherheit mehr Zinsen für ihr Geld./jsl/jkr/he

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