ROUNDUP: Uniper setzt auf starkes viertes Quartal und erhöht Prognose

dpa-AFX · Uhr

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Uniper erwartet hohe Nachzahlungen aus Großbritannien, nachdem die europäische Kommission die staatlichen Beihilfen der britischen Regierung für Stromerzeuger doch noch genehemigt hat. Das Unternehmen erhöhte daher seine Prognose für das laufende Jahr. In den ersten neun Monaten sank das operative Ergebnis wegen des Wegfalls positiver Einmaleffekte und geringerer Produktionsmengen einzelner Kraftwerke.

Die EU-Kommission hatte Ende Oktober entschieden, dass der sogenannte britische Kapazitätsmarkt doch mit europäischem Recht vereinbar sei. Es geht dabei um staatliche Beihilfen für Stromproduzenten, die Kapazitäten für Stromengpässe bereithalten. An der Rechtmäßigkeit gab es zuvor Zweifel. Die EU hatte deswegen Ende vergangenen Jahres das System vorübergehend ausgesetzt. Jetzt rechnet Uniper mit hohen Rückzahlungen, die im vierten Quartal rund 150 Millionen Euro zum operativen Gewinn beitragen könnten. Vor diesem Hintergrund hatte der Energiekonzern bereits am Montagabend seine Prognose für das laufende Jahr angehoben.

Der Aktienkurs von Uniper profitierte am Dienstag davon. Nach zunächst deutlicheren Gewinnen legte sie zuletzt noch um rund ein Prozent zu. Neben den Nachzahlungen aus Großbritannien erwartet der MDax-Konzern auch, dass sich die positiven Entwicklungen in den Wasser- und Kernkraftwerken weiter fortsetzen. Diese hatten wegen gestiegener Strompreise und höherer Produktionsmengen im dritten Quartal positiv zum Ebit beigetragen.

Das dritte Quartal sei traditionell das schwächste, erklärte Finanzvorstand Sascha Bibert in einer Telefonkonferenz am Dienstag. Das liege daran, dass im Sommer mehr Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar sei. In dieser Zeit führe Uniper dann mehr Wartungen an seinen Kraftwerken durch. Dazu habe sich zwischen Juli und September die Nettoverschuldung erhöht. Einer der Gründe dafür seien gestiegene Rückstellungen für Pensionen aufgrund des niedrigen Zinsniveaus.

Der Umsatz des MDax -Konzerns ging im dritten Quartal leicht um ein Prozent auf 52,8 Milliarden Euro zurück. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) sank im Vergleich zum Vorjahr um fast die Hälfte auf 203 Millionen Euro. Unter dem Strich erzielte Uniper einen Gewinn von rund einer Milliarde Euro. Dieser hohe Gewinn resultiert allerdings nur aus einem positiven Effekt aus Termingeschäften mit Rohstoffen, mit denen Uniper das Strom- und Gasgeschäft gegen Preisschwankungen absichert.

Bereits am Montagabend hatte der Konzern die Prognose für das operative Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr erhöht. Das Unternehmen, bei dem der finnische Konzern Fortum die Mehrheit anstrebt, rechnet im laufenden Jahr jetzt mit einem um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 750 und 950 (2018: 865) Millionen Euro. Bisher hatte die Prognose bei 550 bis 850 Millionen Euro gelegen.

Den Dividendenvorschlag für das kommende Jahr bekräftigte der Konzern. Er liegt bislang bei einer Ausschüttung von 390 Millionen Euro, was wiederum 1,07 Euro pro Aktie wären. Dabei sieht Uniper durchaus noch Spielraum für eine Erhöhung. Hauptnutznießer einer höheren Ausschüttung wäre Fortum, der derzeit knapp die Hälfte der Anteile hält.

Der finnische Versorger hatte zuletzt angekündigt, dass er weitere 20 Prozent der Uniper-Aktien erwerben will, die bisher von zwei Fonds gehalten werden. Dazu benötigen die Finnen aber die Zustimmung der russischen Aufsichtsbehörde, die die Aufstockung der Fortum-Beteiligung bisher blockiert hatte. Das Uniper-Management hatte sich lange gegen die Übernahme durch die Finnen gewehrt und sieht weiter offene Fragen. Finanzchef Bibert äußerte sich in der Telefonkonferenz zurückhaltend zum Stand der Dinge: "Es gibt keine Neuigkeiten, wir befinden uns weiterhin in konstruktiven Gesprächen."

Von den drei Sparten des Energiekonzerns entwickelte sich nur der operative Gewinn aus der internationalen Stromerzeugung positiv. In Russland konnte sich Uniper über höhere Strompreise und gestiegene Erzeugermengen freuen. Die europäische Stromerzeugung und vor allem der Globale Handel verloren deutlich. Während beim europäischen Handel eine Verbesserung im vierten Quartal in Sicht ist, lässt sich zum volatilen Stromhandel kaum eine Vorhersage treffen./knd/nas/jha

Neueste exklusive Artikel