Russisches Kraftwerk wird für Uniper zum Bremsklotz

Reuters · Uhr

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Der Energiekonzern Uniper muss auch über vier Jahre nach dem Brand im russischen Kohlekraftwerk Berjosowskaja 3 weiter auf die Anlage in Sibirien verzichten.

Das Kraftwerk werde 2020 keine Ergebnisbeiträge mehr liefern, räumte Finanzchef Sascha Bibert am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen ein. Die kommerzielle Inbetriebnahme sei bis Ende des Jahres verschoben worden. Wegen der Beschränkungen im Zuge der Corona-Krise könne nicht genügend Personal zu dem abgelegenen Standort gebracht werden. Damit gehen dem Konzern weiter hohe Einnahmen verloren, mit denen er auch sein Wachstum vorantreiben wollte. Ingesamt konnte Uniper aber dank Zuwächsen im Gasgeschäft im ersten Quartal deutlich zulegen.

In Berjosowskaja war im Februar 2016 ein Brand ausgebrochen. Seitdem ist die Anlage nicht wieder in Gang gekommen. Im Normalbetrieb leiste der 800-Megawatt-Block jährlich

einen Ergebnisbeitrag (Ebitda) von rund 120 Millionen Euro, sagte Bibert. "Das war schon schmerzhaft für Uniper." Im Mai 2017 hatte die Versicherung 20,4 Milliarden Rubel ausgezahlt - damals umgerechnet etwa 330 Millionen Euro. Die Rückschläge sind aber bislang nicht abgerissen.

Biberts Vorgänger Christopher Delbrück hatte sich im Herbst 2017 noch optimistisch gezeigt: "Der Wiederaufbau des Kraftwerks Berjosowskaja 3 in Russland liegt sowohl im Zeit- als auch Budgetplan", hatte er angekündigt. Das Kraftwerk solle im dritten Quartal 2019 wieder ans Netz angeschlossen werden. Doch dazu kam es nicht.

UMSTRITTENES KOHLEKRAFTWERK DATTELN 4 SOLL ANS NETZ GEHEN

Uniper-Chef Andreas Schierenbeck erklärte, dass der Konzern der Corona-Krise standhalte. "Im Moment ist das größte mit COVID-19 verbundene Risiko, dass sich die Zeitpläne unserer im Bau befindlichen Projekte und Anlagen verzögern." Der zweite eingeplante Wachstumstreiber, das umstrittene Kohlekraftwerk Datteln IV, solle aber wie geplant im Frühsommer ans Netz gehen.

Der Versorger hat im ersten Quartal insbesondere wegen eines starken Gasgeschäfts zugelegt. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei auf 651 Millionen Euro gestiegen nach 185 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Wasserkraftwerke und Kernkraftwerke hätten von höheren Strompreisen profitiert. Positiv habe zudem die Wiedereinführung des Kapazitätsmarktes in Großbritannien gewirkt. Insgesamt konnte Uniper seinen bereinigten Überschuss auf 499 Millionen Euro mehr als vervierfachen. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde bestätigt.

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