RWE: Das Geschäft mit Grünem Strom boomt und der Deal mit Eon ist abgeschlossen – So viel Potenzial sehen Analysten vor Zahlen für die Aktie

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Auch wenn die Corona-Krise viel Unsicherheit mit sich gebracht hat, hat RWE schon einige Schäfchen im Trockenen. Der Deal mit Eon ist abgeschlossen, die Stromproduktion für dieses Jahr nahezu verkauft. Auch in Sachen Kohleausstieg gibt es mehr Sicherheit. Analysten sehen Potenzial, am Donnerstag (13.8.) legt der Konzern Zahlen für das zweite Quartal vor.

So ist die Lage des Unternehmens

Vor mehr als zwei Jahren hatten die Energieriesen und damals noch Konkurrenten RWE und Eon einen Plan vorgestellt, der den Energiemarkt neu ordnen sollte. Seit Anfang Juli ist das Tauschgeschäft komplett. RWE konzentriert sich nun auf Erneuerbare Energien und will als Stromerzeuger sauberer werden. Die Verstromung von Kohle, Gas sowie die der Kernkraft verlieren schrittweise an Bedeutung. Bis dato kommen die Essener auf einen Anteil bei Erneuerbaren Energien von 24 Prozent. Bis 2022 will RWE nun aber weltweit fünf Milliarden Euro in Windkraftanlagen oder Solarparks stecken.

Obwohl der Deal mit Eon abgeschlossen ist, gibt es mehrere regionale Stromversorger in Deutschland, die das Geschäft doch noch verhindern wollen. Die Mainova aus Frankfurt hatte angekündigt, gemeinsam mit zehn weiteren Versorgern beim Gericht der Europäischen Union (EuG) eine Nichtigkeitsklage gegen die Freigabe durch die EU-Kommission einzureichen. Sie sehen erhebliche Nachteile für die Wettbewerber und damit auch für die Verbraucher.

Durch den Deal mit Eon ist RWE zu einem der weltweit größten Erzeuger von grünem Strom geworden. Im Zuge des Kohleausstiegs wird RWE zudem seine Braunkohlekraftwerke schrittweise abschalten. Vom Bund soll der Konzern dafür 2,6 Milliarden Euro erhalten. Die Braunkohlekraftwerke sollen bis zum Jahr 2038 stillgelegt werden.

Das Jahr 2020 ist bislang für RWE solide verlaufen, der Konzern verbuchte im ersten Quartal trotz des Coronavirus-Ausbruchs einen Gewinnzuwachs. RWE zeigte sich erstmals seit dem Verkauf seiner Tochter Innogy in seiner neuen Struktur mit Fokus auf regenerative Energien. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg auf 1,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Aus Pro-forma-Basis bedeutet dies ein Plus von rund 19 Prozent. Die Vorjahreszahlen hat RWE an seine neue Struktur angepasst.

Dabei profitierte er unter anderem von starken Geschäften mit Windstrom und dem Energiehandel. Die Pandemie hatte nur einen begrenzten Einfluss auf die Geschäfte. Die Stromproduktion ging insgesamt jedoch um 9 Prozent auf 37,5 Milliarden Kilowattstunden zurück, was an geringeren Mengen aus den Kohlekraftwerken lag. Dazu machte sich der sinkende Stromverbrauch im März im Zuge der Corona-Pandemie bemerkbar. Unter dem Strich verdiente RWE im ersten Quartal bereinigt 603 Millionen Euro.

Noch nicht entschieden ist, wie es mit dem Thema Datteln 4 weitergeht. Weil es nicht mehr zum Geschäftsmodell der neuen RWE passe, will der Konzern keinen Strom aus Unipers neuem Steinkohlekraftwerk beziehen. RWE sei nach wie vor der Auffassung, die vor Jahren geschlossenen Verträge mit dem Datteln-Betreiber wirksam gekündigt zu haben. Deshalb bestehe „auch künftig keine Verpflichtung zur Abnahme“, hatte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz bei der Online-Hauptversammlung des Konzerns gesagt.

So ist die Prognose

Anders als viele andere Unternehmen konnte RWE so seine Prognose für das laufende Jahr bestätigen. Die Essener peilen für 2020 ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 2,7 bis 3,0 Milliarden Euro an.

Auf Pro-Forma-Basis lag das bereinigte operative Ergebnis 2019 mit knapp über drei Milliarden etwas höher. Das bereinigte Nettoergebnis soll zwischen 0,85 und 1,15 Milliarden Euro liegen. Aktionäre sollen eine höhere Dividende erhalten. Hier peilt RWE für das laufende Jahr 0,85 Euro je Aktie an und damit 5 Cent mehr als im Vorjahr.

Dabei sieht der Stromproduzent zunächst nur begrenzte Auswirkungen der Corona-Pandemie. So hat das Unternehmen seine Stromproduktion für das laufende Jahr nahezu vollständig auf Termin verkauft.

So sehen die Analysten die Aktie

Von den seit Mitte Mai im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten spricht mit zehn Stimmen die überwiegende Mehrheit eine Kaufempfehlung aus. Nur zwei Mal heißt es „halten“, ein Analyst würde die Aktie derzeit verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel der Experten liegt bei 31,30 Euro.

Besonders optimistisch ist Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs mit einem Kursziel von 38,50 Euro. Er rechnet mit einem „soliden zweiten Quartal“ und verweist auf die fortgesetzte Unterstützung durch Kapazitätsauslastungen im Windgeschäft sowie eine erhöhte Stromproduktion durch Wasserkraft. Auch die Dividende aus der Eon-Beteiligung sollte stützen.

Der Kaufpreis für die von Nordex übernommenen Projekte sei aus Sicht von RWE attraktiv, schreibt Analyst Peter Crampton von der britischen Investmentbank Barclays. Damit baue der Stromproduzent das Portfolio an Energie aus erneuerbaren Quellen weiter aus.

Die DZ Bank hält die Ziele des Konzerns weiterhin für konservativ. Die Unsicherheit über den Kohleausstieg habe sich durch die nun in Gesetzestext gegossenen Entschädigungsregelungen nochmals etwas verringert, schrieb Analyst Werner Eisenmann. Die Dividende liege zwar unter dem Sektorniveau, sei dafür aber vergleichsweise sicher.

Die Pipeline von RWE für Erneuerbare Energien sei mit internationalen Projekten prall gefüllt, schrieb Eisenmann. Die müssten erst einmal abgearbeitet werden. Mittelfristig verspreche er sich von den auf die „Energiewende“ fokussierten Konjunktur- und Wiederaufbauprogrammen der europäischen Nationalstaaten und auf EU-Ebene Rückenwind. Mit seiner Expertise sei RWE auch ein gefragter Partner für alle Arten von Investoren in diesem Bereich. Zudem öffne sich im Wasserstoffbereich mittelfristig ein neues Wachstumsfenster (Produktion, Speicherung, Handel) für den Konzern.

So läuft die Aktie bisher

Die Papiere des Energieversorgers hatten sich zuletzt fast vollständig von ihren Verlusten durch den Corona-Schock erholt. Zwischen Mitte Februar und Mitte März war der Kurs von knapp 35 Euro auf rund 20 Euro abgestürzt. Mit einer Erholung auf zuletzt 33 Euro ist diese Delle jedoch bereits wieder ausgebügelt. Seit Jahresbeginn steht sogar ein Zuwachs von über einem Fünftel.

Von ihrem Rekordhoch im Jahr 2008 bei über 102 Euro sind die Anteilsscheine zwar noch weit entfernt, doch bewegt sich die Bewertung immerhin wieder auf dem Niveau von vor 6 Jahren. Dazwischen hatten die RWE-Anleger ein tiefes Tal der Tränen zu durchwandern: Tiefpunkt war dann das auch absolute Rekordtief im Jahr 2015 bei nur etwas mehr als 9 Euro. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 21 Milliarden Euro steht RWE zur Zeit jedoch immer noch schlechter im Fleisch als Branchenkollege Eon mit über 26 Milliarden Euro.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto:  Nomad_Soul / Shutterstock.com

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