Sanofi treibt Abspaltung von Firma für Arznei-Wirkstoffe voran

Reuters · Uhr

- von Matthias Blamont und Gwénaëlle Barzic und Arno Schuetze

Paris/Frankfurt (Reuters) - Der französische Pharmariese Sanofi treibt Insidern zufolge die Vorbereitungen für eine Börsennotierung des Geschäfts mit Arzneimittel-Wirkstoffen voran.

Sollte alles nach Plan laufen, könnte die Tochter 2021 an die Börse gehen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Je nachdem welche Teile Sanofi in die abgespaltene Firma einbringt, könne sie ein bis zwei Milliarden Euro wert sein.

Der Pharmariese hatte im Februar angekündigt, ein eigenes Unternehmen für Arzneimittel-Wirkstoffe zu gründen. Die Firma entsteht aus der Zusammenführung von sechs Wirkstoff-Produktionsstätten des Konzerns in Europa und entsprechenden Vertriebs- und Entwicklungsbereichen. Das neue Unternehmen soll aktive pharmazeutische Inhaltsstoffe für andere Firmen herstellen und vermarkten.

Insidern zufolge könnte Sanofi ab dem Herbst um einzelne Investoren für die Wirkstoff-Tochter werben. Dann könnten auch die Arbeiten an einem Börsengang beginnen, der bei planmäßigem Verlauf Ende 2021 stattfinden könnte. Die staatliche französische Investmentbank Bpifrance sei an den Diskussion beteiligt und erwäge, eine Beteiligung zu erwerben, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Auch mit anderen institutionellen Investoren in Deutschland und in Frankreich gebe es Gespräche, sagte ein Insider.

Sanofi hatte im Februar erklärt, bis 2022 zu entscheiden, ob es das Unternehmen an die Börse Euronext in Paris bringt. Die neue Gesellschaft soll mindestens 3100 Beschäftigte haben und auf einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro kommen. Sie wäre der zweitgrößte Hersteller von Arznei-Wirkstoffen der Welt hinter der Schweizerischen Lonza. Sanofi will einen Minderheitsanteil von 30 Prozent an der neuen Gesellschaft behalten.

Die Abspaltung ist allerdings komplex und gilt auch als politisch heikel. Denn auch Frankreich will die Abhängigkeit von im Ausland produzierten Arzneimittel-Wirkstoffen reduzieren. Der Markt wird von indischen und chinesischen Firmen dominiert. Die EU-Länder arbeiten nach den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie an einer größeren Unabhängigkeit Europas bei der Medikamentenversorgung. Zudem sind die Beziehungen zwischen dem Sanofi-Management und den Gewerkschaften belastet, nachdem der Konzern vergangenen Monat die Streichung von fast 1700 Jobs in Europa angekündigt hatte.

Ein Sanofi-Sprecher erklärte, die Firma halte an den Plänen für einen Börsengang an der Euronext Paris fest. "Wir prüfen keine alternativen Finanzierungsoptionen." Bpifrance lehnte eine Stellungnahme ab.

Neueste exklusive Artikel