Savedroid: Umstrittenes deutsches Krypto-Startup kommt mittels Mantelgeschäft der „Advanced Bitcoin Technologies AG“ an die Börse

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Savedroid AG, ein im Jahr 2015 gegründetes deutsches Fintech-Unternehmen mit Sitz in Frankfurt, hat letztes Jahr im April mit einem gigantischen PR-Stunt für eine Menge Aufsehen gesorgt. Im März 2018 hatte die Firma ein Initial Coin Offering (ICO) durchgeführt, bei dem 6 Milliarden „SVD-Token“ zu einem Gegenwert von umgerechnet 40 Millionen Euro eingesammelt wurden. Am 18. April kam der Schock für die Anleger: Die Website war nicht mehr erreichbar, der Support in den Social Media Gruppen war eingestellt und als Spitze twitterte der CEO, Yassin Hankir, zwei Bilder von sich, eins am Flughafen und eins mit einem Bier in der Hand am Strand liegend. Dazu die Nachricht: „Thanks guys! Over and out…“

PR-Stunt schädigte Reputation des Startups massiv

Erst etwa 24 Stunden später wurde die Aktion als PR-Stunt aufgelöst, die Botschaft dahinter: Die Gefahr von unregulierten ICOs aus Anlegersicht ist hoch. Bisher fehlende ICO-Standards lassen potenziellen Betrügern viel Spielraum, sich mit dem eingesammelten Geld aus dem Staub zu machen. Man wollte den Investoren diese Unsicherheiten bewusst machen. Innerhalb des Krypto-Sektors, aber auch in den Mainstream-Medien, wurde die Geschichte aufgegriffen und das Startup mit massiver Kritik überschüttet.

Das Ziel der Aktion, auf fehlende Sicherheit und Vertrauen hinzuweisen, hat letzten Endes dazu geführt, dass die Firma selbst einen enormen Vertrauensverlust seitens der Anleger erfahren hat. Savedroids ausgegebener Coin, der SVD-Token, muss seit dem ICO vor mehr als einem Jahr einem Wertverlust von ca. 90 Prozent entgegenblicken. Vom Ursprungspreis von etwa einem Cent ist mit einem momentanen Wert von noch 0,00019 Cent nicht mehr viel übrig. Die vielen privaten Investoren aus allen Teilen der Welt müssen somit fast den vollständigen Verlust ihres investierten Kapitals hinnehmen.

Jetzt hat CEO Hankir die nächste zumindest fragwürdige Aktion getätigt. Zusammen mit seinen Savedroid-Partnern Tobias Zander (CTO) und Joachim Brockmann (COO) hatte er bereits am 4. Juli 2019 mit einem Stammkapital von 250.000 Euro die Firma „Advanced Bitcoin Technologies AG“ gegründet und an der Düsseldorfer Börse platziert. Nun hat die ABT AG das Startup Savedroid übernommen und damit mittels eines sogenannten Mantelgeschäftes das Startup per „Back Door Listing“ aufs Parkett gebracht. CEO Hankir äußerte gegenüber der FAZ, man “wolle mit diesem Schritt zum einen den Zugang zum Finanzmarkt eröffnen und zum anderen das Vertrauen der Anleger in das Startup stärken”, da an der Börse schärfere Transparenzpflichten herrschen.

Was ist das Konzept von Savedroid?

Ursprünglich hat das Startup eine App entwickelt, die es Nutzern mittels Algorithmen ermöglicht, kleine Geldbeträge zu sparen. Das konnte zum Beispiel ein simples Aufrunden von Zahlungen über das Konto sein, die Nutzer konnten aber auch eigene Spar-Regeln nach Wenn-Dann-Regeln erstellen. Beispielsweise „spare 2 Euro, wenn deine Fitness-App misst, dass du 5 km gelaufen bist“. Die App benötigt dabei Zugriff auf das Girokonto des Nutzers und viele der Apps auf dem Smartphone. Die gesparten Beträge werden dann automatisch auf ein Sparkonto der Wirecard Bank, die Kooperationspartner des Unternehmens ist, transferiert, können aber jederzeit wieder ausgezahlt werden.

Die ursprüngliche Idee sollte mit dem neuen Token und neuer App nun auf den Blockchain- und Kryptowährungsbereich adaptiert werden. Neben Euro sollen auch Kryptowährungen mit den Spar-Algorithmen gespart werden. Die App soll dabei genauso funktionieren wie vorher, nur mit dem Unterschied, dass der Nutzer entscheiden kann, ob und wie viel des gesparten Geldes in Kryptowährungen umgewandelt werden soll. Die Umwandlung und Verwaltung liegt dabei in der Verantwortung von Savedroid. Mit der ursprünglichen App konnte das Unternehmen seit Bestehen aber keine wirklichen Gewinne erzielen. Wie finanz-szene.de berichtet, konnte Savedroid im abgelaufenen Geschäftsjahr gerade einmal 65,42 Euro an Provisionserträgen erzielen.

Das Startup Savedroid steht durch den fragwürdigen PR-Stunt und den fast vollständigen Werteverlust seines Tokens, sowie wenig vorzeigbaren Ergebnissen bisher alles andere als gut da. Das nun erfolgte Back Door Listing steigert nicht gerade das Vertrauen der Anleger in die Firma, vor allem, da die Aktion im voraus nicht kommuniziert worden ist. In  der Ad-Hoc-Mitteilung wurde mitgeteilt, dass die Savedroid-Eigner, die gleichzeitig auch die Eigner der ABT Ag sind, ihre Savedroid-Aktien vollständig gegen alle ABT-Aktien umgewandelt haben. Laut Angaben auf der ABT-Website befinden sich nur 10,2 Prozent der Aktien im Streubesitz. Die ABT AG wird von den Eignern mit 40 Millionen Euro bewertet. Das ist, um es vorsichtig auszudrücken, fraglich.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock.com

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