Siemens: Abspaltung der Energy-Sparte beschlossen ++ Deutsche Bank: Trump-Unterlagen werden herausgegeben ++ Dax: Leitindex fällt klar unter 12.500

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die USA warten mit einem neuen Rekord auf, den kein Mensch braucht. Nachdem in den vergangenen Tagen die Zahl der täglichen Neuinfektion schon über 50.000 lag, ist jetzt eine neue Dimension erreicht. Binnen 24 Stunden gab es rund 63.200 neue Fälle, wie aus Zahlen der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore am Freitagmorgen hervorgeht. In den Vereinigten Staaten – mit rund 330 Millionen Einwohnern – haben sich demnach bislang mehr als 3,1 Millionen Menschen (Stand: 9.7.) nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert. Rund 133.000 Menschen starben an oder mit dem Virus.

Die Zahl der Neuansteckungen in den USA ist seit Mitte Juni im Zuge der Lockerung der Corona-Auflagen dramatisch gestiegen – vor allem im Süden und Westen des Landes. Zuletzt hatte die Universität am Mittwoch mit rund 60 000 Fällen binnen eines Tages einen Rekord verzeichnet.

Fauci: Corona-Virus „schlimmster Alptraum“

Nach Einschätzung von US-Immunologe Anthony Fauci sind die aktuellen Corona-Ausbrüche in vielen Teilen der Vereinigten Staaten auf die zu frühe Wiedereröffnung einiger Bundesstaaten zurückzuführen. „In einigen Staaten sprangen die Gouverneure und Bürgermeister im wesentlichen über die Richtlinien und Kontrollpunkte und öffneten etwas zu früh“, sagte Fauci dem Podcast „FiveThirtyEight“, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Experte und Regierungsberater nannte Florida als Beispiel, das einige Richtlinien außer Acht gelassen habe. Die USA gäben verglichen mit anderen Staaten momentan kein gutes Bild ab.

US-Präsident weiter fernab der Realität

Trump kritisierte den Immunologen unterdessen am Donnerstagabend: „Fauci ist ein netter Mann, aber er hat viele Fehler gemacht“, sagte er im Interview mit einem seiner Lieblings-Fernsehmoderatoren, Sean Hannity, auf dem Sender Fox. Die Experten hätten bei vielen Dingen Fehler gemacht. Trump drängt seit Monaten auf eine schnelle Wiedereröffnung der Wirtschaft. Eine starke Ökonomie, die in den Vereinigten Staaten noch im Februar auf Rekordkurs war, sieht er als eines der besten Argumente für seine Wiederwahl im November.

Auf einer Veranstaltung des US-Mediums „The Hill“ bezeichnete Fauci das Coronavirus wegen seiner leichten Übertragbarkeit unterdessen als „schlimmsten Alptraum“. Die Effizienz, mit der das Virus Menschen anstecke, sei „wirklich bemerkenswert“, sagte Fauci. Er riet den besonders betroffenen Bundesstaaten, geplante Lockerungen der Corona-Auflagen auf Eis zu legen.

Dax unter 12.500

Aufgrund der Zahlen werden die Anleger wieder zunehmend nervöser. Dem deutschen Leitindex war bereits am Donnerstag gegen Handelsende die Puste ausgegangen und er drehte noch ins Minus. Heute geht es weiter bergab. Zum Start in den letzten Tag der Woche verliert der Dax 0,52 Prozent auf 12.424,13 Punkte.

Siemens: Abspaltung der Energy-Sparte durchgewunken

Der Weg für die Eigenständigkeit des Siemens-Energiegeschäfts ist frei. Die außerordentliche Hauptversammlung hat die Abspaltung von Siemens Energy vom Konzern mit deutlicher Mehrheit abgenickt. 99,36 Prozent stimmten am Donnerstag für den einzigen Antrag der online abgehaltenen Veranstaltung. Kommt nichts mehr dazwischen, werden nun am 25. September 55 Prozent von Siemens Energy an die Siemens Aktionäre verteilt. Ab dem 28. September sollen die Papiere an der Börse gehandelt werden.

Siemens-Chef Joe Kaeser hatte auf der virtuellen Hauptversammlung intensiv für die Abspaltung geworben. Sie sei „weder ein Schnellschuss noch eine Notlösung, weder eine Zerschlagung noch eine Modeerscheinung“. Er sei überzeugt, dass man damit im Interesse von Eigentümern, Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft handele.

Kaeser musste den Aktionären, die mehr als 200 Fragen eingereicht hatten, dabei erklären, warum Siemens Energy einerseits ein attraktives Unternehmen ist, Siemens selbst es aber nicht mehr im Konzern haben will. Dabei argumentiert er vor allem damit, dass ein eigenständiges Unternehmen schneller und flexibler reagieren könne. Zudem müsse es nicht mehr mit den anderen – meist ertragsstärkeren – Siemens-Geschäftsfeldern um Investitionen konkurrieren sondern könne selbst am Kapitalmarkt aktiv werden.

Dahinter steht Kaesers Skepsis gegenüber Konglomeraten. Diese könnten „veles gut, aber nur weniges, was künftig wichtig ist, wirklich sehr gut“, sagte er. Die Abspaltung von Siemens Healthineers sei ein „hervorragendes Beispiel für Wertsteigerung durch Fokussierung“. Und auch der verbleibende Siemens Konzern soll sich ohne Energy besser auf seine Geschäfte Digital Industries, Smart Infrastructure und Siemens Mobility konzentrieren können.

Allerdings ist die Vergangenheit von Siemens reich an Trennungen von Töchtern und Geschäftsbereichen – und nicht jede lief gut. Infineon beispielsweise geriet einige Jahre, nachdem Siemens es an die Börse gebracht hatte, in existenzielle Schwierigkeiten. Und Osram hat seine Eigenständigkeit inzwischen wieder verloren – nicht zuletzt weil die Geschäfte nicht gut liefen.

Ein solches Schicksal soll Energy nicht drohen. Es sei als starkes, global aufgestelltes und unabhängiges Unternehmen aufgestellt worden, betonte Kaeser mehrmals. Auch von der Arbeitnehmerseite wurde die Abspaltung und finanzielle Ausstattung zuletzt überwiegend als positiv und fair bewertet.

Deutsche Bank: Unterlagen des US-Präsidenten werden herausgegeben

Die Frankfurter wollen den abschließenden Gerichtsentscheidungen im Streit um die Herausgabe von Finanzunterlagen von US-Präsident Donald Trump Folge leisten. „Wir werden selbstverständlich das befolgen, was die Gerichte letztlich anordnen“, teilte das Geldhaus am Donnerstag mit. Das Unternehmen betonte jedoch, bei dem Rechtsstreit keine Partei zu ergreifen. „Die Deutsche Bank respektiert das juristische Prozedere in den USA und hat sich während des gesamten Prozesses neutral verhalten.“

Der Supreme Court der USA hatte am Donnerstag zwei Entscheidungen im Streit um die Herausgabe von Finanzunterlagen des Präsidenten bekannt gegeben. Eine davon berührt auch die Deutsche Bank: Mehrere Kongressausschüsse versuchten, an Finanzunterlagen Trumps unter anderem von dem Kreditinstitut einzusehen. Der Supreme Court verwies den Fall aber an untere Instanzen.

Der Supreme Court gestand einer Staatsanwaltschaft in New York am Donnerstag grundsätzlich das Recht zu, Finanzunterlagen Trumps einzusehen. Es ordnete aber nicht die Übergabe der Dokumente durch die Buchhalterfirma Mazars an die Staatsanwaltschaft an, weshalb der Streit darum noch weitergehen dürfte.

Trump versucht seit langem, die Herausgabe seiner Finanz- und Steuerunterlagen durch seine Buchhalterfirma Mazars und die Kreditinstitute Deutsche Bank und Capital One zu verhindern. Die Deutsche Bank hatte schon zuvor bekräftigt, bei Ermittlungen zu kooperieren und sich an die Gerichtsentscheidungen zu halten.

Kurz & knapp:

Nordex: Der Windkraftanlagen-Hersteller hat einen Großauftrag aus Spanien erhalten. Neben der Lieferung der Turbinen im Umfang von 312 Megawatt für den Windpark „Gecama“ in der Region Kastilien-La Mancha sei auch ein Service-Vertrag über 20 Jahre vereinbart worden, teilte Nordex am Freitag in Hamburg mit. Für den Kunden, den israelischen Stromerzeuger Enlight Renewable Energy, sei es das erste Projekt in Spanien und die erste Zusammenarbeit mit dem SDax-Konzern. Nordex will die Turbinen in seinem spanischen Werk produzieren, das in der selben Region liegt und im August in Betrieb genommen werden soll.

AMS: Der österreichische Sensorspezialist AMS hat wie angekündigt seien Anteil an dem Münchner Lichttechnikkonzern Osram auf 69 Prozent erhöht. Durch Zahlung des Angebotspreises an die Inhaber der angedienten Aktien sei am Donnerstag das Übernahmeangebot vollständig vollzogen worden, teilte AMS mit. Erst vor wenigen Tagen hatten die Wettbewerbshüter der Europäischen Union die Osram-Übernahme ohne Auflagen gebilligt. AMS hatte sich nach langem Ringen Ende 2019 die Mehrheit an Osram gesichert, zuvor hatten die Österreicher knapp ein Fünftel der Anteile gehalten. Erst das zweite Übernahmeangebot des kleineren, aber profitableren österreichischen Unternehmens erreichte die angestrebte Annahmequote. „AMS wird weitere Schritte im Hinblick auf die Integration der beiden Unternehmen zeitnah bekannt geben“, hieß es am Donnerstag in der Mitteilung.

Novartis: Der Schweizer Pharmakonzern hat die Daten aus seiner abschließenden klinischen Studie (Phase-III) IRIDIUM im Fachjournal „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht. Wie der Pharmakonzern am Freitag in einer Mitteilung erklärte, untermauerten die Daten einmal mehr die Wirksamkeit des Mittels Enerzair Breezhaler in der Behandlung von Asthma-Patienten. Wie Novartis seinerzeit bei der ersten Veröffentlichung der Daten allerdings auch erklärt hatte, wurde das zweite Ziel, nämlich eine verbesserte Bewertung im Asthmakontrollfragebogen, nicht erreicht.

Brockhaus Capital Management (BCM): Der Frankfurter Technologie-Investor steht kurz vor seinem Börsengang. Der erste Handelstag soll am 14. Juli sein. In einer Privatplatzierung seien gut 3,594 Millionen neue Aktien zu jeweils 32 Euro an institutionelle Investoren platziert worden, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Frankfurt mit. Bei vollständiger Ausübung der Mehrzuteilungsoption fließen BCM Bruttoerlöse von rund 115 Millionen Euro zu. Die Marktkapitalisierung würde dann bei 332 Millionen Euro liegen. Das Geld will BCM in weitere Zukäufe etwa im Gesundheitswesen sowie in der Umwelt- und Medizintechnik stecken. BCM setzt bei Zukäufen auf Unternehmen aus dem deutschen Mittelstand.

 Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: AR Pictures / Shutterstock.com

 

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