Telekom: 5G-Auktion überschreitet 6 Milliarden Euro ++ Wirecard: Präsenz in Skandinavien deutlich ausgebaut ++ Vapiano: Geschäftszahlen wegen neuer Kredite verschoben

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Handelskrieg zwischen den USA und China bleibt das marktbestimmende Thema. Mal verspüren die Anleger Erleichterung, mal wird die Angst wieder größer. Unterm Strich hat diese Achterbahnfahrt der Gefühle den Dax in dieser Woche bislang 2,5 Prozent gekostet. Donald Trump ist zwar aktuell wieder etwas milder gestimmt und geht immer noch von einer Einigung aus, aber wir wissen auch: Diese Meinung kann sich sekündlich ändern.

Brexit: Das nächste erstzunehmende Problem

Bislang sind die Anleger beim Brexit ja immer von einem guten Ende ausgegangen. Ändert sich jetzt die Ausgangslage? Theresa May schein t auf gepackten Koffern zu sitzen. Ihr Abschied als Parteivorsitzende und britische Premierministerin scheint so gut wie beschlossen. Als Nachfolger wir der ehemalige Außenminister Boris Johnson heiß gehandelt. Damit könnte es im Brexit zu ganz neue Vorrausetzungen kommen.

Brexit-Hardliner dann am Ruder

Das Boris Johnson unter allen Umständen Großbritannien aus der EU führen möchte, dass ist schon lange kein Geheimnis mehr. Sollte Johnson der neue Premierminister werden, dann könnte schon bald ein anderer Ton zwischen der Insel und der EU herrschen. Der ehemalige Außenminister dürfte sich auch nicht scheuen einen harten Brexit durchzuziehen.

Theresa May wollte dies immer unbedingt verhindern. Boris Johnson dürfte da eine andere Einstellung vertreten. Er ist als Brexit-Hardliner bekannt und dürfte in der neuen Position, sollte er tatsächlich gewählt werden, auf Nachverhandlungen, zum bereits ausgehandelten Deal, pochen. Sollte die EU die gleiche Haltung an den Tag legen, wie bei Theresa May, dann dürfte Johnson anders reagieren. Als Brexit-Hardliner dürfte er einen harten Ausstieg nicht scheuen und so auch gleich mal ein Zeichen setzen als neuer Premierminister. Daher dürfte das Risiko eines ungeregelten Ausstiegs unter Boris Johnson als Premierminister deutlich steigen.

Dax will wieder nach oben

Der deutliche Rücksetzer von Donnerstag scheint heute einige Anleger auf den Plan zu rufen. Das deutsche Börsenbarometer legt zum Ausklang der Woche noch einmal zu und erobert zumindest in den frühen Handelsstunden die Marke von 12.000 Punkten zurück. Auf der Handelstafel in Frankfurt geht der Dax mit 12.037,87 Punkten, ein Plus von 0,72 Prozent, in den letzten Handelstag der Woche. Sollte Theresa May im Laufe des Tages ihren Rücktritt verkünden, dann muss abgewartet werden, wie der Markt auf die Nachricht reagiert, da ein harter Brexit dann wahrscheinlicher werden könnte.

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Telekom muss immer mehr Geld auf den Tisch legen für 5G

Während sich der Bund die Hände reiben dürfte, wird das Stöhnen bei den Telekommunikations-Anbietern wohl immer größer. Die Gebote der Telekommunikationsunternehmen übersprangen am Donnerstag die Schwelle von sechs Milliarden Euro, wie aus der Webseite der Bundesnetzagentur hervorging. Der Bund will das eingenommene Geld in die Digitalisierung stecken, etwa in den Glasfaserausbau auf dem Land.

Die Versteigerung der 5G-Frequenzen hatte am 19. März am Mainzer Technik-Standort der Behörde begonnen. Teilnehmer sind die drei bisherigen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) sowie der Neueinsteiger Drillisch. Mit insgesamt bereits 405 Bieterrunden in mehr als neun Wochen ist die Versteigerung mittlerweile die mit Abstand längste Frequenzauktion in Deutschland. Ein Ende des Bietermarathons ist dennoch nicht in Sicht. 5G steht für die 5. Mobilfunkgeneration, der Übertragungsstandard ist vor allem für die Industrie wichtig.

Externe Fachleute waren vor Auktionsbeginn von Einnahmen zwischen drei und fünf Milliarden Euro ausgegangen. Doch diese Erwartungen wurden inzwischen deutlich übertroffen. Der Rekord aus der ersten großen Mobilfunkauktion im Jahre 2000, als rund 100 Milliarden D-Mark (rund 51 Milliarden Euro) in die Staatskassen flossen, dürfte dennoch bei weitem nicht erreicht werden. Bei der letzten großen Frequenzauktion 2015 kamen rund 5 Milliarden Euro zusammen.

Die Ausbauauflagen für die Netzbetreiber gelten diesmal als besonders streng. Bis Ende 2022 sollen 98 Prozent der Haushalte sowie Autobahnen und andere Strecken mit schnellem mobilen Internet versorgt werden.

Wirecard: Aufstellung im hohen Norden wird größer

Wirecard erweitert seine digitalen Zahlungsdienstleistungen im skandinavischen Einzelhandel. Bekannte Einzelhändler in der Region – darunter Nymans Ur, Royal Design, Svenssons i Lammhult, Rizzo und Accent – haben dank Wirecard die Akzeptanz von chinesischen Bezahlmethoden in ihren Point-of-Sale integriert und damit die Position von Wirecard als ein führender Anbieter für globale digitale Zahlungen im Einzelhandel weiter gestärkt.

Die bedeutenden Kundengewinne kommen in einer Zeit des zunehmenden Einreisetourismus von China nach Skandinavien: Laut dem  Reiseveranstalter Ctrip, der seit Anfang 2019 mit Wirecard zusammenarbeitet, stieg die Zahl der Besucher aus China in diese Region im Jahr 2018 um 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Akzeptanz chinesischer Mobile Payment Apps ist eine lukrative Entscheidung für Einzelhändler, die diese wohlhabende Zielgruppe  ansprechen wollen, um ihren Umsatz zu steigern. Eine Nielsen-Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass 93% der chinesischen Touristen  wahrscheinlich mehr in einem Geschäft ausgeben würden, wenn es mobile Zahlungen akzeptiert.

Kurz & knapp:

Vapiano: Die Restaurant-Kette hat sich nach eigenen Angaben Kredite von rund 30 Millionen Euro gesichert und verschiebt die eigentlich für Freitag geplante Vorlage der Jahresbilanz. Es gebe verbindliche Kreditzusagen von Banken und Großaktionären, teilte die Restaurant-Kette am Donnerstagabend mit. Die Geschäftszahlen 2018 sollen nun am 18. Juni veröffentlicht werden. Vapiano begründete die Verzögerung mit der noch notwendigen Dokumentation der ausgehandelten Refinanzierung. Ein Termin für die Hauptversammlung werde gesondert angekündigt. Vapiano hatte bereits im Februar nach ersten Berechnungen Zahlen vorgelegt, die hinter den Planungen zurückgeblieben waren. Darauf folgte der zweitgrößte Kurssturz seit dem Börsengang Mitte 2017. Am Donnerstag waren Vapiano-Aktien 0,9 Prozent fester bei 5,93 Euro aus dem Handel gegangen. Mit den nun gesicherten Krediten solle die finanzielle Restrukturierung und die strategische Neuausrichtung vorangetrieben werden, teilte Vapiano weiter mit. Damit seien die Weichen für die Zukunft gestellt, erklärte Firmenchef Cornelius Everke. „Unser Ziel ist es, Vapiano zurück auf einen profitablen Wachstumspfad zu bringen.“

Facebook: Der Zuckerberg-Konzern hat nach eigenen Angaben immer mehr mit gefälschten Nutzerkonten zu kämpfen. In den ersten drei Monaten 2019 seien fast 2,2 Milliarden solcher „fake accounts“ abgeschaltet worden, teilte das soziale Netzwerk am Donnerstag in einem Blogposting mit. In den letzten drei Monaten 2018 seien es noch 1,2 Milliarden gewesen. Hintergrund sei, dass Unbekannte versucht hätten, mit automatisierten Angriffen auf Facebook massenhaft gefälschte Nutzerkonten einzurichten. Trotz der Abwehr dürften fünf Prozent der monatlich aktiven Nutzerkonten gefälscht sein, schätzt Facebook den Angaben zufolge. Die EU hat dem Konzern wie auch Google unlängst vorgeworfen, vor der Europawahl nicht genug gegen Falschmeldungen zu unternehmen.

Maxar: Die Aktie des amerikanischen Technologie-Unternehmens wird von einem Austrag der US-Raumfahrtbehörde Nasa ebenfalls Richtung Mond katapultiert. Die USA möchten wieder das Weltall erobern.  Als einen der ersten Schritte auf dem Weg zurück zum Mond will die Nasa 2022 ein Antriebsmodul in die Umlaufbahn des Erdtrabanten bringen. Für Entwicklung und Bau des Moduls sei die Firma Maxar Technologies aus dem US-Bundesstaat Colorado ausgewählt worden, teilte die Nasa am Donnerstag mit. Der Vertrag habe ein Volumen von rund 375 Millionen Dollar (etwa 335 Millionen Euro). Das Antriebsmodul soll ein erster Schritt auf dem Weg hin zum „Gateway“-Raumschiff sein, das als permanente Basis für Astronauten beim Mond und auf dem Weg zum Mars dienen soll.

Von Markus Weingran

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Foto: Gena Melendrez / shutterstock.com

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