Telekom: Zahlen kommen gut an ++ RWE: Ausblick und Dividende bestätigt ++ Tui: Fast 1,5 Milliarden Euro Verlust ++ Nordex: Umsatz verdoppelt, Verlust mehr als verdreifacht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Heute kommt die Quartalsberichtssaison noch einmal richtig in Fahrt. Mit der Telekom, RWE und Deutsche Wohnen lassen sich gleich drei Dax-Konzerne in die Bücher schauen. Auch in den hinteren Reihen spielt die Musik ziemlich laut. Mit Tui, Nordex oder Thyssenkrupp vermelden auch drei vielbeachtete Unternehmen ihre Zahlen.

Dax bleibt unentschlossen

Obwohl die Wall Street am Mittwoch wieder kräftig angezogen ist, bleibt der Dax unschlüssig, ob er auch weiter nach oben ziehen soll. Die Quartalszahlen zeichnen ein gemischtes Bild. Daher bleibt der deutsche Leitindex lieber vorsichtig und startet mit einem Minus von 0,12 Prozent und 13.043,04 Punkten in den vorletzten Tag der Woche.

RWE: Aktie nach Zahlen gefragt

Der Energiekonzern hat seinen Ausblick für das laufende Jahr trotz Corona-Krise bestätigt. Auch an seinem Dividendenziel halten die Essener weiterhin fest, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. RWE komme gut durch die Corona-Krise und verzeichne deutliche Ergebniszuwächse.

Im ersten Halbjahr erzielte RWE ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,8 Milliarden Euro. Auf Pro-Forma-Basis ist das ein Plus von 18 Prozent. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) war der Zuwachs noch größer mit 33 Prozent, das Ebit lag in den ersten sechs Monaten bei 1,1 Milliarden Euro. Das bereinigte Nettoergebnis lag bei 795 Millionen Euro. Hier liegt allerdings keine entsprechende Pro-Forma-Zahl zum Vergleich vor. Bei den Pro-Forma-Zahlen handelt es sich um Vergleichszahlen, die errechnen, wie der Konzern im Vorjahreszeitraum abgeschnitten hätte, wenn der Deal mit Eon bereits damals umgesetzt gewesen wäre. Erst seit Juni ist die Transaktion komplett.

Das bereinigte Ebitda soll 2020 weiter zwischen 2,7 und 3,0 Milliarden Euro liegen, das bereinigte Ebit zwischen 1,2 und 1,5 Milliarden Euro. Für das bereinigte Nettoergebnis peilt der Konzern eine Spanne zwischen 850 Millionen bis 1,15 Milliarden an. An der geplanten Anhebung der Dividende auf 0,85 Euro je Aktie für das laufende Geschäftsjahr hält das Unternehmen ebenfalls fest.

Telekom: Gewinn runter - Prognose rauf

Die Deutsche Telekom hat im zweiten Quartal wegen der Übernahme von Sprint in den USA deutlich weniger Gewinn erwirtschaftet. Unter dem Strich sank der Nettogewinn um 20,1 Prozent auf 754 Millionen Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Bonn mitteilte. Die Fusion von T-Mobile US mit dem kleineren Wettbewerber Sprint kostete im zweiten Quartal dabei rund 0,7 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg infolge des Zukaufs um 37,5 Prozent auf 27 Milliarden Euro, hierbei stammten 7 Milliarden an Zuwachs aus der Konsolidierung von Sprint. Das um Sondereffekte und die geänderte Leasingbilanzierung bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich um 56,5 Prozent auf 9,83 Milliarden Euro.

Zudem erhöht das Management um Konzernchef Tim Höttges den Ausblick auf das Gesamtjahr nach der Übernahme. Für die Telekom ist es die erste Berichtsvorlage mit den Ergebnissen von Sprint . Nach der erfolgreichen Fusion der US-Tochter erwartet die Telekom in den ersten drei Jahren hohe Integrationskosten.

Tui: Corona-Virus reißt weiter tiefer löcher

Der Reisestopp wegen der Corona-Pandemie hat den weltgrößten Reisekonzern im abgelaufenen Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Weil Tui im dritten Geschäftsquartal von April bis Juni fast alle Urlaubsreisen absagen musste, verlor der Konzern unter dem Strich 1,42 Milliarden Euro, wie er am Donnerstag in Hannover mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte Tui noch knapp 23 Millionen Euro Gewinn eingefahren. Der Umsatz sackte nun um 98,5 Prozent auf knapp 72 Millionen Euro zusammen, sodass das Geld für die Deckung der Betriebskosten bei Weitem nicht ausreichte.

Vorstandschef Fritz Joussen hofft nun, den Geldabfluss im laufenden Sommerquartal bis Ende September stoppen zu können. Dazu braucht der Konzern möglichst viele Urlauber. Seit Wiederaufnahme der Reisen seien 1,7 Millionen Neubuchungen eingegangen, hieß es. Um die Krise zu überstehen, hat sich Tui inzwischen Staatshilfen im Umfang von drei Milliarden Euro gesichert. Außerdem hat der Vorstand ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm angeschoben.

Nordex: Verlust ausgeweitet

Der Windkraftanlagenbauer Nordex ist wegen der Corona-Krise tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust lag unter dem Strich in den ersten sechs Monaten des Jahres bei 180 Millionen Euro, ein Jahr zuvor stand am Ende ein Minus von 55,4 Millionen Euro. „Die Pandemie hat die Betriebsabläufe im zweiten Quartal deutlich beeinträchtigt“, sagte Konzernchef José Luis Blanco am Donnerstag laut Mitteilung in Hamburg.

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ergab sich im ersten Halbjahr ein Verlust von 70,8 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch plus 17,1 Millionen Euro. Den Umsatz konnte das Unternehmen allerdings auf gut 2 Milliarden Euro verdoppeln. Bereits im Juli hatte Nordex mitgeteilt, dass der Auftragseingang wegen der Corona-Krise eingebrochen sei. Die Prognose hatte der Konzern bereits vorher ausgesetzt.

Kurz & knapp:

Deutsche Wohnen: Der Immobilienkonzern hat auch im ersten Halbjahr von steigenden Mieten profitiert. Die Vertragsmieten legten um 2,6 Prozent auf 421,8 Millionen Euro zu, wie das Dax-Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Die Mieten stiegen im Schnitt um 2,7 Prozent auf 6,93 Euro je Quadratmeter. Der operative Gewinn (Funds from Operations 1, kurz FFO1) ging aber etwa wegen höherer Zinsaufwendungen um 1,8 Prozent auf 282,9 Millionen Euro zurück. Im laufenden Jahr erwartet der Konkurrent von Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien aufgrund des erst kürzlich in Kraft getretenen Mietendeckels in Berlin weiterhin einen operativen Gewinn etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Thyssenkrupp: Der schwächelnde Industrie- und Stahlkonzern hat im dritten Quartal im Zuge der Corona-Pandemie tiefrote Zahlen geschrieben. Auftragseingang und Umsatz brachen ein, wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Der wochenlange Stillstand und der Einbruch der Automobilkonjunktur belastete vor allem das Stahlgeschäft. Für das vierte Quartal sieht das Management jedoch erste Lichtblicke. Dennoch droht im Ende September auslaufenden Geschäftsjahr ein Milliardenverlust. Ohne das inzwischen verkaufte Aufzuggeschäft verzeichnete Thyssenkrupp in den Monaten April bis Juni einen Nettoverlust von 819 Millionen Euro, nach einem Minus von 229 Millionen Euro im Vorjahr. Inklusive der Aufzüge kam Thyssenkrupp auf einen Fehlbetrag von 678 Millionen Euro. Der bereinigte operative Verlust (Ebit) betrug im fortgeführten Geschäft 679 Millionen Euro und verschlechterte sich im Vergleich zu den minus 13 Millionen Euro im Vorjahresquartal deutlich. Allerdings lag Thyssenkrupp damit am unteren Ende seiner Prognose – Finanzchef Klaus Keysberg bei der Vorlage der letzten Quartalszahlen im Mai ein Minus von bis zu einer Milliarde Euro nicht ausgeschlossen. Zudem schnitt Thyssenkrupp nicht ganz so schlecht ab, wie von Analysten geschätzt.

Sixt: Der Autovermieter hat im zweiten Quartal zwei Drittel weniger Umsatz erwirtschaftet und einen Verlust von 118 Millionen Euro vor Steuern gemacht. Das wichtige Geschäft an den Flughäfen sei auch weiterhin „erheblich reduziert“, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Pullach bei München mit. Seine Jahresprognose hatte Sixt bereits Anfang August zurückgezogen, eine neue gibt es nicht. Vorstandsmitglied Alexander Sixt sagte, durch die Verkleinerung der Fahrzeugflotte und Einsparungen bei Sach- und Personalkosten habe das Unternehmen seine Kostenbasis im zweiten Quartal um ein Drittel verringert. Auf der anderen Seite übernahm Sixt im Juli in den USA von dem insolventen Autovermieter Advantage Rent a Car zehn Flughafenstandorte mit einem Marktvolumen von 3,4 Milliarden Dollar. Um nach der Pandemie wieder zu wachsen, liege der Fokus auf der Internationalisierung und Digitalisierung des Geschäfts.

Eckert & Ziegler: Der Strahlen- und Medizintechnik Spezialist hat das erste Halbjahr 2020 trotz erheblicher Belastungen durch Corona und den Ölpreisverfall mit einem Jahresüberschuss von 12,7 Millionen Euro abgeschlossen und somit fast das Rekordniveau des Vorjahres (13,1 Millionen Euro) erreicht. Der Konzernumsatz betrug 83,6 Millionen Euro und lag damit um 6 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Ausschlaggebend für das stabile Ergebnis waren weiterhin stark wachsende Umsätze und Erträge mit radiopharmazeutischen Produkten und Dienstleistungen im Segment Medical.

United Internet: Der Telekomanbieter und Internetdienstleister kommt weiter ordentlich durch die Corona-Krise. Der Umsatz des MDax-Konzerns wuchs im zweiten Quartal um 3,8 Prozent auf 1,39 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Montabaur mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging hingegen um 3,2 Prozent auf 319,7 Millionen Euro zurück, fiel aber noch deutlich besser aus als von Analysten zuvor befürchtet. Vor einem Jahr hatte ein Anteilsverkauf einen Sonderertrag von 21,5 Millionen Euro hereingespült. Zudem habe das Unternehmen in den Aufbau des geplanten 5G-Netzes für die Telekomtochter 1&1 Drillisch investiert, hieß es. Auch die Corona-Pandemie habe belastet. Unter dem Strich legte der Gewinn auch wegen verschiedener Bewertungseffekte von Beteiligungen um 6 Prozent auf 125,9 Millionen Euro zu.

Cancom: Der IT-Dienstleister ist im zweiten Quartal infolge der Corona-Pandemie deutlich unter Druck gekommen. Der Umsatz sank wegen eines Einbruchs im Geschäft mit IT-Systemen im Jahresvergleich um 8,6 Prozent auf 372 Millionen Euro, wie das MDax-Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Dabei federten Zukäufe das Minus ab. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen rutschte sogar um 29,5 Prozent auf 20,1 Millionen Euro ab. Konzernchef Rudolf Hotter hatte bereits im Juni angedeutet, dass die Monate April und Mai unter der Pandemie leiden würden. Unter dem Strich stand im zweiten Quartal ein Gewinnrückgang von 40 Prozent auf 7,7 Millionen Euro.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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