Tesla: Die Situation wird explosiv ++ Nikola: Neue Gerüchte – neuer Einbruch der Aktie ++ Adyen: Mitbegründer geht ++ Hensoldt: Dämpfer vor Börsengang – Nachfrage schwach

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Automobilindustrie gibt die Richtung an den internationalen Börsen ein gutes Stück vor. Aktuell kommen besonders aus den USA schlechte Nachrichten aus der Branche. Die Situation bei Tesla wird immer angespannter und auch die Aktie der Truck-Spezialisten Nikola verzeichnet wieder einen kräftigen Kurssturz. Da beide Autobauer gerade mit anderen Problemen zu kämpfen haben, können die Aktie nicht davon profitieren, dass Kalifornien Verbrennungsmotoren auf das Abstellgleis gepackt hat.

2035 ist Schluss mit Lustig

Der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat Kalifornien will Autoabgase drastisch reduzieren und ab dem Jahr 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen erlauben. „Dies ist der wirksamste Schritt, den unser Staat im Kampf gegen den Klimawandel machen kann“, teilte Gouverneur Gavin Newsom am Mittwoch mit. Er machte deutlich, dass die Anordnung auch für Lastwagen gelte. Es sei schon viel zu lange zugelassen worden, dass Autos mit ihren Abgasen die Luft verpesteten. Der Transportsektor sei derzeit für mehr als 50 Prozent des Treibhausgasausstoßes in Kalifornien verantwortlich.

Benziner und Dieselwagen sollen durch die Regelung nach und nach verschwinden. Kalifornien leidet durch die hohe Smog-Belastung in Metropolen wie Los Angeles und Waldbrände stark unter schlechter Luftqualität und gilt als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Wegen der Regulierung von Autoabgasen liefert sich der Bundesstaat seit Jahren einen Machtkampf mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump, die eine eigentlich bereits beschlossene Verschärfung der Emissionsstandards auf Bundesebene zurückgedreht hat. Für die Autoindustrie ist Kalifornien als größter US-Automarkt sehr wichtig.

Europäischer Markt für Nutzfahrzeuge bricht weiter ein

Die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen in Europa bleibt im Zuge der Corona-Krise auch im Sommer weiter gedämpft. Allerdings schwächte sich der Rückgang in den vergangenen zwei Monaten vor allem im Juli ab, wie der zuständige Branchenverband Acea am Donnerstag in Brüssel mitteilte. So wurden in der Europäischen Union im Juli mit 167 943 lediglich 0,9 Prozent weniger Nutzfahrzeuge zugelassen als im Vorjahresmonat. Drei der großen Märkte erzielten dabei Zuwächse: Italien, Spanien und Frankreich. Im August ging es hingegen wieder deutlich abwärts: um 18 Prozent auf 126 710 Fahrzeuge. Mit Ausnahme Italiens sanken die Neuzulassungen in den großen Märkten, in Deutschland etwa um 22,7 Prozent, in Spanien um 23 Prozent und in Frankreich um 3,1 Prozent. Acea legte dieses mal Zahlen sowohl für Juli als auch für August vor.

Das Minus fiel damit jedoch nicht mehr ganz so hoch aus, wie in den Monaten zuvor: im Juni betrug der Rückgang etwa 20,3 Prozent und im Mai 44,4 Prozent. In den ersten acht Monaten sanken die Neuzulassungen damit um 28,2 Prozent. Zweistellige Rückgänge verzeichneten alle 27 EU-Länder, etwa Deutschland (minus 25,1 Prozent), Frankreich (minus 25,7 Prozent), Italien (minus 26,1 Prozent) und Spanien (minus 36,5 Prozent).

Dax: Klarer Rückschlag

Deutliche Verluste an der Wall Street haben am Donnerstag auch den deutschen Aktienmarkt belastet. Mit einem Minus von 0,93 Prozent auf 12 524,87 Punkte verzeichnete der Leitindex Dax den nächsten Rücksetzer nach zwei Stabilisierungstagen in Folge.

Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte büßte 1,33 Prozent auf 26 419,75 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand 1 Prozent tiefer.

In New York hatten die zuletzt wieder größer werdenden Konjunktursorgen die Anleger erneut in die Flucht getrieben. Börsianer verwiesen dort auf Aussagen von Vertretern der US-Notenbank, die eine nur langsame Erholung der US-Konjunktur signalisierten. Ein neues Konjunktur-Förderpaket lässt unterdessen in den USA weiter auf sich warten. Laut Marktbeobachter Jochen Stanzl von CMC Markets dürfte dies die Börsen in den kommenden Tagen und Wochen ausbremsen.

Tesla: Jetzt wird alles auf die Goldwaage gelegt

Die Enttäuschung nach dem „Battery Day“ geht weiter beim Bauer von Elektroflitzern. Am Mittwoch verlor die Aktie etwas mehr als 10 Prozent und auch nachbörslich ging der Kursrutsch weiter. Damit wird die Situation bei Tesla wieder explosiv. Aufgrund der hohen Bewertung und der negativen Stimmung rund um die Aktie wird jetzt wieder jede Nachricht auf die Goldwaage gelegt.

Berichte über technische Probleme haben der Aktie des Elektroautobauers weiter zugesetzt. Laut dem Störungsportal „downdetector.com“ gab es viele Ausfälle der Tesla-App, die Kunden mit ihren Autos verbindet. Ob die Probleme richtig behoben werden konnten, war bis zuletzt unklar. Etliche Besitzer beschwerten sich im Netz, einige wandten sich bei Twitter an Konzernchef Elon Musk. Eine Stellungnahme von Tesla oder Musk gab es jedoch zunächst nicht. Dem als gut mit dem Unternehmen vernetzt geltenden Branchenblog „Electrek“ zufolge kämpfte Tesla mit einem Netzwerkausfall, der auch die internen Systeme betraf.

Der Kurssturz hat die Aktie auch unter die runde Marke von 400 Dollar gedrückt. Anleger sollten jetzt vorsichtig mit dem Papier umgehen. Die Enttäuschung über die hauseigene Veranstaltung und die schlechte Stimmung an den Märkten könnte die Aktie noch ein gutes Stück tiefer fallen lassen.

Tesla verklagt US-Regierung

Der Elektroautobauer will auf dem Rechtsweg eine Befreiung von US-Strafzöllen auf Importe aus China durchsetzen. Der Konzern von Starunternehmer Elon Musk wehrt sich beim US-Gericht für Internationalen Handel in New York gegen die „ungesetzliche Auferlegung“ von Abgaben auf aus China eingeführte Waren.

Die Klage wurde bereits am Montag eingereicht, erstmals berichtete am Mittwoch (Ortszeit) der Finanznachrichtendienst Bloomberg darüber. Angeklagte in dem Fall sind neben der US-Regierung deren Handelsbeauftragter Robert Lighthizer sowie der Chef der Zoll- und Grenzbehörde Mark Morgan, wie aus der Klageschrift hervorgeht.

Tesla will mit dem Verfahren nicht nur bestehende Einfuhrzölle abwenden, sondern auch Kompensation für bereits geleistete Abgaben erstreiten. Lighthizers Behörde hatte zuvor einen Antrag Teslas abgewiesen, von 25-prozentigen Importzöllen befreit zu werden, die unter anderem auf Displays für das Model 3 aus China anfallen.

Nikola: Aktie kommt nicht zur Ruhe

Die Serie von Pleiten, Pech und Pannen bei Nikola geht beim amerikanischen Truck-Spezialisten geht weiter. Die Vorwürfe von Hindenburg Research und der Rücktritt von Firmengründer Trevor Milton wirken sich jetzt nach Insider-Informationen auch auf das operative Geschäft aus. Wie das Wall Street Journal berichtet sollen einige Vertragspartner, darunter auch BP, die Gespräche über den Ausbau des Wasserstoff-Tankstellen-Netzes auf Eis gelegt haben. Die Nachricht ließ die Aktie von Nikola am Mittwoch erneut um mehr als 20 Prozent einbrechen. Mittlerweile wird daran gezweifelt, dass der Wasserstoff-Truck-Spezialist seinen Businessplan überhaupt noch in seiner ursprünglichen Form umsetzen kann.

Da es sich in dem Bericht des Wall Street Journals um Wasserstoff-Tankstellen dreht wird auch heute wieder die Aktie von Nel in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Aktie der Norweger steht heute früh erneut unter Druck und gibt über 4 Prozent ab.

Kurz & knapp:

Adyen: Der Technologievorstand und Mitbegründer des niederländischen Zahlungsabwicklers Arnout Schuijff will das Unternehmen zum Jahreswechsel verlassen. „Nach 14 Jahren des Aufbaus bei Adyen ist es an der Zeit, die nächste Entwicklungsstufe einer neuen Generation von Ingenieuren zu überlassen“, sagte Schuijff am Donnerstag in Amsterdam. Unternehmenschef Pieter van der Does zeigte sich weiterhin optimistisch für die Zukunft des Zahlungsabwicklers, der nach der Wirecard-Pleite an Aufmerksamkeit gewonnen hat. Adyen ist seit diesem Montag Mitglied im EuroStoxx 50.

Hensoldt: Der bayerische Rüstungselektronik-Hersteller muss sich beim Börsengang mit einem niedrigen Preis zufrieden geben. Hensoldt gebe die Papiere für 12 Euro pro Stück heraus, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Den erwarteten Bruttoerlös bezifferte Hensoldt mit 300 Millionen Euro. Der Streubesitz soll bei rund 37 Prozent liegen, die Marktkapitalisierung des Unternehmens bei 1,26 Milliarden Euro. Hensoldt hatte zuvor eine Preisspanne von 12 bis 16 Euro für die Papiere angeboten. Das Unternehmen will am 25. September an die Börse gehen. Der US-Finanzinvestor KKR hatte Hensoldt, die ehemalige Airbus-Radarsparte, im Jahr 2017 übernommen. Das in Taufkirchen bei München ansässige Unternehmen soll im Prime Standard der Frankfurter Börse platziert werden, hatte Hensoldt erst vor einer Woche angekündigt. Das Umfeld sei angesichts weltweit steigender Militärausgaben günstig. Hensoldt beschäftigt 5400 Menschen und erzielte im vorigen Jahr 1,1 Milliarden Euro Umsatz.

Hella: Der Licht- und Elektronikspezialist hat auch im ersten Quartal seines neuen Geschäftsjahrs 2020/2021 unter den Folgen der Corona-Krise gelitten. Während der Umsatz im Zeitraum Juni bis Ende August im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro absackte, brach das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) um rund die Hälfte auf 56 Millionen Euro ein. Damit lag der Autozulieferer beim Umsatz etwas unter den Erwartungen der Analysten, beim bereinigten operativen Ergebnis schnitt Hella dagegen etwas besser ab. Unter dem Strich stand wegen hoher Rückstellungen für Umbaumaßnahmen in Deutschland ein Verlust von 87 Millionen Euro zu Buche. Ein Jahr zuvor hatte Hella noch einen Überschuss von 77 Millionen Euro erwirtschaftet. Seine Prognose für das seit Juni laufende neue Geschäftsjahr bestätigte der Autozulieferer. Demnach erwartet das Unternehmen weiterhin einen währungs- und portfoliobereinigten Konzernumsatz von rund 5,6 bis 6,1 Milliarden Euro, die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) soll rund 4,0 bis 6,0 Prozent betragen.

SNP: Der Softwareanbieter und IT-Berater hat eine millionenschwere Software-Partnerschaft mit dem japanischen Technologiekonzern Fujitsu geschlossen. Die Vereinbarung zur strategischen Zusammenarbeit und Nutzung der SNP-Software habe ein Volumen im unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich und laufe mindestens bis Ende 2024, teilte SNP am Donnerstag in Heidelberg mit. Fujitsu-Kunden sollen so eine automatisierte, flexible und sichere Transformation ihrer IT-Landschaften und Datenstrukturen nach SAP S/4HANA erhalten.

Von Markus Weingran

Foto: Arcansel / Shutterstock.com

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