Tesla und Netflix: Ist die Börsen-Party für die beiden Pioniere ihrer Branche vorbei? – Reibt sich Apple schon die Hände?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Tesla hat das Elektro-Auto salonfähig gemacht und die großen Autobauer in dem Bereich jahrelang vor sich hergetrieben. Netflix war der erste große Streaming-Dienst und hat ebenfalls jahrelang mit starken Abonnentenzahlen der Konkurrenz die lange Nase gezeigt. Jetzt haben beide US-Konzerne ihre Zahlen vorgelegt und beide haben in etwa das gleiche Ergebnis verbucht. Die Papiere sackten nachbörslich zweistellig ab. Ist die Zeit der Platzhirsche abgelaufen?

Tesla und das Warten auf schwarze Zahlen

Elon Musk war früher für markante Sprüche bekannt, die bei den Anlegern kräftig Fantasie weckten. Mittlerweile ist der Tesla-Chef ruhiger geworden, ja sogar etwas unsicher geworden. Das war auch gestern wieder beim Call zu den Q2 Zahlen festzustellen. Die einstigen Versprechen, an denen sich Musk messen lassen muss, treffen nicht mehr ein. 2019 sollte Tesla schwarze Zahlen schreiben nach seinen Aussagen. Davon ist Tesla weit entfernt und der Chef gibt sich vorsichtiger: “Wahrscheinlich werden wir den break-even im dritten Quartal. Tesla hat ein Problem. Um höhere Absatzzahlen zu erreichen, muss der Elektrobauer die Preise senken. Die Balance zwischen einer Absatzsteigerung durch günstigere Fahrzeuge und Profitabilität scheint Tesla noch nicht gefunden zu haben.

Vormachtstellung mehr als in Gefahr

Die Preissenkung der aktuellen Modelle hat schon zu Unmut unter den Käufern geführt, die Monate zuvor deutlich mehr für einen Tesla auf den Tresen gelegt haben. Um sie zu besänftigen hat Elon Musk eine deutliche Wertsteigerung der Fahrzeuge in Aussicht gestellt. Aber ein Wert zwischen 100.000 Dollar und mehr hat selbst bei den eingefleischtesten Tesla-Anhängern ein Schmunzeln ausgelöst. Dies wäre wirklich nur dann annähernd zu schaffen, wenn Tesla das erste autonom fahrende Auto auf den Markt hat. Ob die Kalifornier aber wirklich schon so weit sind, dass wird bezweifelt. Viele Experten sehen hier Google auf dem besten Weg. Daher könnte der Gegenwind für Tesla von allen Seiten immer größer werden. Mittlerweile werden auch bald die großen Autobauer mit ihren Elektro-Varianten auf den Markt drängen. Das „Wall Street Journal“ hat kurz nach den Zahlen mit dem Abgesang auf Tesla begonnen. Die Überschrift zur Q2-Bilanz: „Teslas Wachstumsstory nähert sich dem finalen Kapitel.“ Sollte die Zahlen so bleiben, dann könnte durchaus sein.

Reibt sich Apple schon wieder die Hände?

Je tiefer es abwärts geht mit der Tesla-Aktie, desto eher kommen natürlich wieder Spekulationen auf, ob Apple nicht Interesse an Telsa haben könnte. Das „Projekt Titan“ scheint es ja immer noch zu geben. Die Frage ist nur, will Apple ein iCar produzieren oder nur eine führende Rolle beim „Autonomen Fahren“ einnehmen? Diese Woche wurde eine Personalie bekannt, die eher für ein iCar spricht. In dieser Woche wurde bekannt, dass Apple erneut einen führenden Manager von Tesla abgeworben hat. Steve MacManus, die Nummer zwei unter den Tesla-Ingenieuren für Interieur und Exterieur bei den Kaliforniern. Bei Apple wird er wohl in diesem Bereich die Nummer 1 und das spricht dann wohl dafür, dass in Cupertino wohl doch ein iCar zu den Planungen gehören könnte. Sollten die von Tesla abgeworbenen Manager Tim Cook davon überzeugen können, dass ein iCar schnell in den Produktionsstraßen von Tesla hergestellt werden könnte, dann würde eine Übernahme mehr als Sinn machen, wenn Apple tatsächlich ein iCar plant.

Verliert Netflix seine Vormachtstellung

Genau wie Tesla bei den Elektro-Autos war Netflix der Pionier unter den Streamingdiensten. Allerdings sorgten die Abonnentenzahlen zuletzt für Verunsicherung unter den Anlegern. Die Erwartung lag bei 5 Millionen neuen Kunden. Es waren allerdings nur 2,5 Millionen und somit ereilte die Netflix-Aktie ds gleiche Schicksal wie heute das Tesla-Papier: Es ging zweistellig abwärts. Sollte dieser Trend zu deutlich weniger neuen Abonnenten auch in den kommenden Quartalen anhalten, dann dürfte die Aktie auch schweren Zeiten entgegensteuern. Zumal Anfang 2020 mit Walt Disney ein neues Schwergewicht in den Markt einsteigt. Dann muss Netflix zeigen, dass seine Eigenproduktionen die Kunden bei Laune halten kann. Das Angebot von Mickey Mouse Konzern dürfte komplett aus dem Programm von Netflix verschwinden, was es ja auch schon größtenteils ist und was auch ein Grund für die deutlich niedrigere Zahl der Neukunden sein könnte.

Netflix für Apple ebenfalls interessant

Sollte der Netflix-Kurs aus den beschriebenen Gründen unter Druck geraten, dann könnte der US-Streaming-Dienst ebenfalls für Apple interessant werden. Auf einen Schlag wäre Cupertino in der Branche angekommen und hätte die Abonnentenzahl um ein Vielfaches ausgeweitet. Eine Kombination aus dem aktuellen Angebot von Netflix und den geplanten Eigenproduktionen von Apple würde sicherlich ein sehr interessantes Angebot liefern. Für Apple hätte es auch den Vorteil, dass die Streaming-Sparte mit den Einnahmen von Netflix wahrscheinlich direkt profitabel arbeiten könnte. Das Geld für die Übernahmen dürfte für Cupertino dabei das kleinste Problem sein.

Die beiden Pioniere ihrer Branchen könnten daher vielleicht schon bald auf der Einkaufsliste von Apple stehen. Für alle Seiten würden sich dadurch einige Vorteile ergeben. Die Spekulationen sind zwar nicht wirklich neu, aber sie könnten von Tag zu Tag ein Bisschen mehr wahr werden.

Von Markus Weingran

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Foto: Vitaliy Karimov / Shutterstock

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