Tesla: Vier Quartale mit Gewinn in Folge – Ist der Weg in den S&P 500 jetzt frei? Und was würde das für die Aktie bedeuten?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Tesla hat ungeachtet der Coronavirus-Epidemie das vierte Quartal in Folge einen Gewinn verbucht und damit seine Aktie in die Höhe springen lassen.

Im Zeitraum von April bis Juni habe unter dem Strich ein Plus von 104 Millionen Dollar gestanden, teilte der E-Auto-Pionier am Mittwochabend mit. Tesla nimmt damit eine Hürde für eine etwaige Aufnahme des Unternehmens in den S&P-500-Index. Der Umsatzrückgang im Quartal fiel weniger stark aus als von Experten erwartet. Tesla hält an dem Ziel fest, bis Ende des Jahres mindestens eine halbe Million Fahrzeuge auszuliefern. Die Aktie des US-Konzerns legte im nachbörslichen Handel sechs Prozent zu.

Längste Serie mit schwarzen Zahlen – S&P 500 Aufstieg nun möglich?

Es ist das erste Mal, dass Tesla vier Quartale in Folge ein Plus verzeichnet. Das ist ein Kriterium für die Aufnahme in den S&P-500. Ob dies auch geschieht, war zunächst unklar. Eine Sprecherin von S&P Dow Jones Indices hatte vor der Veröffentlichung der Zahlen eine Stellungnahme abgelehnt. Über die Aufnahme entscheidet ein Komitee, einen festen Zeitplan gibt es nicht. Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 295 Milliarden Dollar wäre Tesla einer der größten Einzelwerte – größer als 95 Prozent der anderen – und ist derzeit das zwölft größte Unternehmen der USA, wenn man nach diesem Wert geht. Als Folge einer Aufnahme müssten Index-Fonds rasch Tesla-Aktien kaufen – etwa 25 Millionen Stück, schätzt der ETF-Experte Ivan Cajic von Virtu Financial. Diese hätten insgesamt einen Wert von grob 40 Milliarden Dollar. Dies würde zu einer nicht unerheblichen Umstrukturierung führen und könnte den Kurs der Aktie zudem weiter nach oben treiben.

Andere Marktbeobachter gehen davon aus, dass viele Anleger in Tesla gerade in der Erwartung einer Aufnahme in den S&P 500 investieren, da wie beschrieben viele Fonds daraufhin zum Kauf angeleitet würden. Diese weiteren Kursanstiege könnten dann zu Gewinnmitnahmen der bereits investierten Akteure führen. Es würde also eine Art Umstrukturierung der Aktienbestände weg von spekulativeren Investoren hin zu ETFs und größeren Fonds stattfinden.

Was sind die Kriterien für eine Aufnahme in den S&P 500?

Das Unternehmen muss in den USA ansäßig sein und entweder an der NYSE, der Nasdaq oder der Cboe notiert sein. Es muss außerdem eine Marktkapitalisierung von mehr als 8,2 Milliarden US-Dollar haben und in vier Quartalen in Folge Gewinne ausweisen, wie dies nach den allgemein anerkannten US-amerikanischen Rechnungslegungsgrundsätzen (GAAP) festgelegt ist.

Selbst wenn ein Unternehmen diese Kriterien sowie die anderen Bestimmungen erfüllt, garantiert es laut Howard Silverblatt, Senior Index Analyst bei S & P Dow Jones Indices, keine Aufnahme in den Index. „Der Zweck des Index ist es, den US-amerikanischen Binnenmarkt zu emulieren“, sagte er. „Wenn Sie ein Unternehmen einsetzen, um es tatsächlich auszuwählen, muss es in den Algorithmus passen, indem es den Markt darstellt, über Liquidität und Größe verfügt“, so der Analyst gegenüber dem US-Nachrichtendienst CNBC.

Das Komitee tritt vierteljährlich zusammen, um die Aufstellung des Index neu zu bewerten. Die nächste Sitzung ist für den dritten Freitag im September geplant. Laut Silverblatt können Unternehmen jederzeit zum S & P hinzugefügt oder daraus entfernt werden.

Tesla kommt voran

Für das abgelaufene zweite Quartal gab Tesla einen Umsatzrückgang auf 6,04 Milliarden Dollar von 6,35 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum bekannt. Experten hatten nach Refinitiv-Daten allerdings lediglich mit 5,37 Milliarden Dollar gerechnet. Der US-Konzern gab Fortschritte beim Bau der neuen Fabrik im Brandenburg bekannt, ohne Einzelheiten zu nennen.

Tesla hat eine neue Ära in der Autoindustrie einläutetet. Dies schlägt sich auf den Aktienkurs der vergangenen Monate nieder: Seit Jahresbeginn ist der Kurs um 275 Prozent gestiegen, im vergangenen Jahr waren es rund 500 Prozent. Die Rally hat Konzernchef Elon Musk zuletzt einen Anspruch auf einen Geldsegen von 2,1 Milliarden Dollar beschert. Der 49-jährige Manager bezieht kein Festgehalt.

onvista-Redaktion/reuters

Titelfoto: Daniel Fung / Shutterstock.com

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