Tesla: Warum hat keiner Samsung auf der Rechnung?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Seit Elon Musk angekündigt hat Tesla von der Börse zu nehmen, werden fast täglich neue Interessenten für den Elektro-Pionier rumgereicht. Anfang der Woche war es Apple, Mitte der Woche kam dann Google ins Spiel. Welcher Konzern bei den ganzen Spekulationen fehlt, ist Samsung. Dabei haben die Südkoreaner erst Anfang August eine große Investitions-Offensive angekündigt.

Der Technologiekonzern plant umgerechnet rund 138 Milliarden Euro über den Zeitraum der nächsten drei Jahre in die Hand zu nehmen. Dabei werden man sich auf aufstrebende Wirtschaftsbereiche fokussieren, etwa die künstliche Intelligenz, Technik für autonomes Fahren oder Netzwerke für die fünfte Mobilfunkgeneration (5G).

Die Südkoreaner wollen mit dem Programm auch die heimische Wirtschaft in Südkorea revitalisieren, erklärte Samsung. Außerdem strebe man an, eine „führende Kraft beim Aufbau und der Belebung des Ökosystems innovativer Unternehmen für die digitale Wirtschaft zu werden“. Die Investitionen werden von verschiedenen Samsung-Gesellschaften vorgenommen, vor allem aber von Samsung Electronics.

72 Prozent der geplanten Investitionen würden in Südkorea vorgenommen. Man erwarte, dass insgesamt 700 000 neue Arbeitsplätze auch außerhalb von Samsung generiert werden, vorrangig in der Chip- und Displaybranche.

Samsung steht vor der Herausforderung, dass sich der Smartphone-Markt weltweit abkühlt. Außerdem suchen Großkunden wie Apple nach Wegen, sich von der Abhängigkeit von Samsung als Zulieferer zu befreien. Um den entgegenzuwirken hat Samsung sich auch in anderen Bereichen aufgestellt.

Plant Samsung ein eigenes E-Auto?

Schon jetzt sind die Südkoreaner einer der wichtigsten Herstellern von Akkus für Elektroautos. Auf der IAA in Frankfurt stellte Samsung SDI, ein Tochterunternehmen, einen Akku für Elektroautos vor, der bis zu 700 Kilometer Reichweite bringen soll. Dazu hat Samsung mit der Übernahme von Harman wichtiges Know-how im Bereich Elektronik und Software für intelligente Autos und autonomes Fahren im Konzern integriert. Die Voraussetzungen für den Bau eines Elektroflitzers wären durchaus gegeben.

Allerdings hat Samsung zuletzt solche Pläne dementiert. Vielleicht weil die Südkoreaner einen Einstieg bei Tesla planen?

Schnittpunkte sind vorhanden

Bei der Entwicklung von Akkus können die Hersteller aus zwei unterschiedlichen Konzepten wählen: Große Akkupacks, die viel Energie speichern können, aber nicht flexibel erweiterbar sind oder kleinere Akkus aus kleinen, zylindrischen Zellen, um sie besser an unterschiedliche Fahrzeuge anzupassen. Sowohl Tesla als auch Samsung setzen auf die letztere Technik, was ein Zusammenführen der beiden Technologien erleichtern dürfte.

Akku-Produktion läuft auf Hochtouren

Samsung SDI errichtet für 358 Millionen Dollar eine Elektroauto-Batteriefabrik in Ungarn. Sie soll noch in diesem Jahr Batterien für 50.000 Elektroautos von BMW und Co produzieren. Tesla besitzt die Gigafactory in der Wüste von Nevada, wo in Kooperation mit Panasonic Akkus für die eigenen Elektroautos hergestellt werden. Zusammen könnten beide Parteien zwei wichtige Märkte sofort bedienen.

Wichtigster Markt vor der Haustür

In Sachen Elektromobilität fährt der chinesische Markt klar voran. Öffentliche Subventionen und eine bevorzugte Behandlung bei der Zulassung, machen den elektrischen Antrieb für die Chinesen immer attraktiver. Mit neuen Produktionslinien in Südkorea würde Samsung nicht nur neue Arbeitsplätze schaffen, die Südkoreaner und Tesla hätten auch den stärksten Absatzmarkt direkt vor der Haustür. Zudem dürften die Regularien für die Errichtung und Produktion in Südkorea um einiges unkomplizierter sein als im Reich der Mitte. Ein weiteres Argument für einen Zusammenschluss von Tesla und Samsung.

Mögliche Geldprobleme aus der Welt

Ähnlich wie Apple oder Google dürfte auch Samsung einen Kauf von Tesla locker stemmen können. Elon Musk wäre in einem Zug Short-Seller und Börse los. Diskussionen über einen weiteren Geldbedarf der Kalifornier wären künftig vom Tisch. Zudem dürfte auch Samsung Interesse an der Massenproduktion des Model 3 haben, da es auf die hauseigenen Smartphones abgestimmt werden könnte.

Nicht die schlechteste Variante

Ein Zusammenschluss von Tesla und Samsung könnte daher durchaus seinen Charme haben. Zusammen würden beide Konzerne ein gewichtiges Wort in der Zukunft der Elektromobilität mitsprechen. Bleibt die Frage: Warum hat keiner Samsung bei Tesla auf der Rechnung?

Von Markus Weingran

Foto: Arcansel / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel