ThyssenKrupp: Neues Führungsduo dringend gesucht ++ Wirecard: Der Countdown läuft ++ Metro: Real-Verkauf wird konkreter

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die gute Stimmung an der Wall Street färbt heute auch auf den deutschen Leitindex ab. Die Aussichten auf neue Gespräche zwischen den USA und China haben die Laune der US-Anleger angehoben. Allerdings bemüht sich Donald Trump schon wieder zum Spielverderber zu werden.

Der US-Präsident hat am Donnerstag übertriebene Hoffnungen auf eine baldige Lösung des Handelsstreits zwischen den USA und China gedämpft. „Wir haben keinen Druck, einen Deal mit China zu machen“, schrieb Trump auf Twitter. „Sie stehen unter Druck, einen Deal mit uns zu machen.“ Der US-Präsident fügte hinzu: „Unsere Märkte gehen nach oben, ihre kollabieren.“

Trotzdem reagierte die US-Märkte erleichtert auf die Gespräche. Während der Dow Jones und der S&P 500 rund ein halbes Prozent zulegten, verbuchte die Nasdaq einen doppelt so großen Gewinn.

Der DAX schließt sich heute der guten Stimmung an und startet mit 12.101,30 Punkten in den Handelstag. Ein Plus von 0,38 Prozent. Damit könnte der deutsche Leitindex trotz des schlechten Starts in die Woche noch für einen positiven Ausklang sorgen.

ThyssenKrupp: Chefsuche gestaltet sich schwierig

Rund zwei Monate nach den Rücktritten von Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner bleibt die Besetzung der Spitze des Industriekonzerns schwierig. Die eher undurchsichtige Gemengelage und Berichte über reihenweise Absagen wirken offenbar wenig einladend. Auf die Kandidaten wartet ein komplizierter Job. Auch nach einer vor wenigen Tagen angesetzten Aufsichtsratssitzung konnte der Öffentlichkeit kein Kandidat präsentiert werden.

Noch sei in dem in einer Führungskrise steckenden Konzern keine ausreichend starke Persönlichkeit in Sicht, die in der Lage sei, die Interessen innerhalb der Gesellschafter zu ordnen, so Wolfram Tröger. Er ist Chef der Frankfurter Personalberatung Tröger & Cie und Vorsitzender des Fachverbands Personalberatung im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater. Realistischerweise müsse für die Neubesetzung eines solchen Chefpostens jedoch einen Zeitraum zwischen zwei und vier Monaten einplanen, sagte Tröger.

Wirecard: Nur noch 10 Tage

Und dann ist die Aktie des Anbieters von mobile Bezahldiensten im deutschen Leitindex angekommen. Bevor es soweit ist, werfen die Analysten noch einmal einen genaueren Blick auf die Wertpapiere. Heute macht das Goldman Sachs. Die US-Investmentbank hat das Kursziel für die Wirecard-Aktie wegen der nach wie vor günstigen Wachstumsaussichten von 200 auf 250 Euro angehoben. Die Papiere beließ Analyst Mohammed Moawalla auf der „Conviction Buy List“.

Er geht davon aus, dass der bald im Dax notierte Zahlungsabwickler in den kommenden beiden Jahren aus eigener Kraft um jeweils zirka 25 Prozent wachsen kann und erhöhte seine Schätzungen für Umsatz und Gewinn. So geht er davon aus, dass der Umsatz 2020 auf 3,4 Milliarden Euro steigen wird. Das wären rund zwei Drittel mehr als er für das laufende Jahr kalkuliert und fast 130 Prozent mehr als 2017. Mit dem Kursziel traut Moawalla, der schon lange zu den größten Wirecard-Optimisten zählt, der Aktie einen weiteren Kursanstieg von 39 Prozent zu. Derzeit ist nur Exane-BNP-Paribas-Experte Alexandre Faure optimistischer. Er hatte sein Kursziel vor kurzem auf 265 Euro erhöht.

Die Anleger folgen heute der Empfelung und greifen zu. Die Aktie legt mit einem Plus von über 2 Prozent los.

Metro: Börse von möglichen Real-Verkauf begeistert

Die Aussicht auf einen Verkauf der Supermarktkette durch den Metro-Konzern treibt am Freitag die Aktie der Metro an. Die Wertpapiere legen um die 3 Prozent zu und klettern auf den höchsten Stand seit April, als eine gesenkte Gewinnprognose den Kurs hatte abstürzen lassen.

„Das ist die richtige strategische Entscheidung“, sagte ein Händler zu dem Verkauf. Ein anderer Händler verwies darauf, dass bei der Tochter Real vor allem die Kosten ein Risikofaktor seien. Aus Sicht vieler Marktakteure zähle Real nicht zum Kerngeschäft, folglich sei der Verkauf strategisch sinnvoll. Mit dem jüngsten Einstieg des Aktionärs EPGC sei ein solcher Schritt deutlich wahrscheinlicher geworden.

Neben der Bestätigung von Gesprächen über den Verkauf der Supermarktkette hat Metro-Chef Olaf Koch auch den Jahresausblick bestätigt. Dieser Mix kommt heute gut bei den Anlegern an.

Kurz & knapp:

Rocket Internet: Die US-Bank J.P. Morgan hat die Aktie der Start-Up-Schmiede nach dem starken Kursanstieg in den vergangenen Monaten und wegen eingetrübter Aussichten von „Overweight“ auf „Neutral“ abgestuft. Das Kursziel senkte Analyst Marcus Diebel von 33 auf 29,60 Euro. Der Experte hatte die Aktie Mitte Februar zum Kauf empfohlen, seitdem hat das Papier rund ein Viertel an Wert gewonnen. Mit einem Börsenwert von 4,5 Milliarden Euro sei der Startup-Brutkasten jetzt angemessen bewertet. Es gebe aktuell keine weiteren Treiber für die Aktie, zumal er sein Kursziel nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen der an der Börse notierten Rocket-Internet-Beteiligungen wie Delivery Hero oder Hello Fresh um rund 10 Prozent senkte.

Die Analyse zeigt Wirkung. Die Aktie von Rocket Internet gibt rund 2 Prozent ab.

Lanxess: Die Privatbank Berenberg hat die Aktie des Spezialchemiekonzerns mit „Sell“ und einem Kursziel von 57,50 Euro in die Bewertung aufgenommen. Die Premiumbewertung der Papiere von Lanxess preise ein vom Markt erwartetes operatives Gewinnwachstum ein, das massiven Risiken ausgesetzt sei, schrieb Analyst Anthony Manning in einer am Freitag vorliegenden Studie. Insbesondere eine Abschwächung der weltweiten Autoproduktion könnte den Konzern hier ausbremsen.

Delivery Hero: Die Deutsche Bank hat das Kursziel für die Papiere des Essenslieferanten nach endgültigen Halbjahreszahlen von 51 auf 50 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Hold“ belassen. Delivery Hero sei hoch bewertet und es drohe hier eine Korrektur, sollte die Wachstumsdynamik nicht überzeugen, schrieb Analystin Silvia Cuneo. Ordentliche Steigerungsraten könnten im dritten Quartal aber auch für eine positive Überraschung sorgen. Daher bleibt die Analystin an der Seitenlinie.

Von Markus Weingran / dpaAFX

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