ThyssenKrupp: Paul Singer lässt die Aktie steil gehen

onvista · Uhr

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet ist der aktivistische Aktionär Paul Singer über seinen Hedgefonds Elliott bei ThyssenKrupp an Bord gegangen. Es wird vermutet, dass Singer schon in den kommenden Wochen meldepflichtige Schwellen überschreitet. Ob der Hedgefonds nur über 3 Prozent der Anteile geht oder gar über 5 Prozent, bleibt abzuwarten.

Die Aktie von ThyssenKrupp freut sich über den Einstieg von Singer mit einem Plus von fast 7 Prozent. Bei Cheflenker Heinrich Hiesinger dürfte sich die Freude in Grenzen halten. Es ist gut möglich, dass er jetzt noch mehr Gegenwind bei der zukünftigen Ausrichtung des DAX-Konzerns erhält.

Der schwedische Finanzinvestor Cevian, der rund 18 Prozent der Anteile an ThyssenKrupp hält, fordert schon sehr lange eine Aufspaltung der Essener. Für Gründer Lars Förberg ist “die aktuelle Konglomerats-Struktur zu komplex und schwerfällig.“ Er möchte ThyssenKrupp in seine Einzelteile zerlegt haben. 4 Bereiche schweben ihm da vor: Stahl, Aufzug, Fabrikanlagen und Handel. Bislang konnte Hiesinger die Forderung immer wieder abwiegeln.

Stellt der Hedgefonds Elliot ähnliche Forderungen, wird die Arbeit für Heinrich Hiesinger deutlich ungemütlicher. Die Vorgehensweise bei aktivistischen Aktionären wie Paul Singer, ist dabei immer wieder identisch:

Zunächst geht es um Beteiligungen in Höhe von 1,5 bis 3 Prozent. Die reichen in den meisten Fällen. Dann macht der Investor seine Beteiligung öffentlich. Nach einer kurzen Sondierungsphase gibt er dann bekannt, was das Management in seinen Augen falsch macht. Dann kommen die Forderungen auf den Tisch: Die Ausschüttung überschüssig scheinender Mittel, weil das Management noch nicht kommuniziert hat, wie dieses Geld gewinnbringend investiert werden soll. Ein gefundenes hohes Kostensenkungspotenzial oder die Möglichkeit, durch eine Aufspaltung den Firmenwert massiv zu erhöhen.

In den Ohren der Öffentlichkeit klingen die Argumente der aggressiven Investoren fast immer sehr plausibel. So werden Mitstreiter in Form anderer Aktionäre mit größeren Beteiligungen am Unternehmen gefunden. In der Regel wird der Aufsichtsrat eines Zielobjektes ebenfalls angegriffen. Die Aufsichtsräte beraten, kontrollieren und überwachen schließlich den Vorstand und geraten so selber unter Druck.

Sollte Paul Singer für eine Aufspaltung von ThyssenKrupp plädieren, hätte er mit Cevian schon einmal den ersten Mitstreiter gefunden. Dass der DAX-Konzern in seinen Einzelteilen mehr wert ist, ist schon lange ein offenes Geheimnis. Heinrich Hiesinger sträubt sich allerdings gewaltig gegen eine Zerschlagung des Konzerns.

Die Zahlen für das zweite Quartal haben gezeigt, dass es wieder aufwärts geht und die ausgegebenen Ziele für das laufende Geschäftsjahr erreicht werden können und zwar in der bisherigen Konstellation des Konzerns. Aber genau das weckt Begehrlichkeiten. Warum nicht ein Stück mehr vom Kuchen abschneiden.

Paul Singer dürfte jetzt das Messer über der Torte ThyssenKrupp ansetzen. Er ist schließlich an Bord gegangen, um den Wert seiner Beteiligung nach oben zu treiben. Wir dürfen gespannt sein, wo der Hedgefonds-Manager den Hebel ansetzt.

Eins hat die Vergangenheit jedenfalls gezeigt: Für die Aktienkurse ist der Einstieg eines aktivistischen Investors in vielen Fällen ein zusätzlicher Treiber. Unterm Strich steht in der Regel ein überdurchschnittlich steigender Aktienkurs.

Wie bereits erwähnt: Die Anleger werden sich freuen, Heinrich Hiesinger wohl eher nicht.

Von Markus Weingran

Foto: ricochet64 / Shutterstock.com

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