Trump: „Witz“ über Strafzölle lässt Autobauer-Aktien fallen ++ Stabilus: Prognose erneut gesenkt ++ HSBC: Vorstandschef John Flint tritt zurück

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die letzte Woche ist mit Ach und Krach zu ende gegangen, nachdem Trump zum nächsten Rundumschlag auf Twitter ausgeholt hatte. Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners hat es in einem Markt-Kommentar recht passend beschrieben: „Wir sehen eine regelrechte Flucht aus Aktien. Das ist keine Panik, aber eine ordentliche Verkaufswelle. Die neue Eskalation im Handelsstreit schlägt die Anleger in die Flucht.“ Der Punkt sei längst erreicht, an dem der Konflikt der Weltwirtschaft großen Schaden zufügt.

China will keine Agrar-Produkte mehr kaufen

Chinas Antwort lässt nämlich nicht lange auf sich warten. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag mit Bezug auf informierte Kreise berichtete, hat die politische Führung Chinas die Staatsunternehmen dazu aufgefordert, die Einfuhr von Agrarprodukten aus den USA zu beenden. Im Falle einer Ausweitung von Trumps Zöllen wären faktisch alle chinesischen Einfuhren in die USA mit Strafzöllen belegt. Trump hatte seine Ankündigung auch damit begründet, dass China nicht – wie eigentlich zugesagt – mehr Agrarprodukte aus den USA kaufe.

Der US-Präsident selbst gibt sich jedoch wie immer als Herr der Lage und ist mitten in seinem riskanten Zoll-Poker zu zweifelhaften Scherzen auferlegt. Nachdem bereits der Tweet, der die neuesten Strafzölle gegen China angekündigt hatte, in einem recht süffisanten Tonfall geschrieben war, hat es am Wochenende die deutschen Autobauer getroffen.

Der nächste gesalzene Tweet – BMW, VW und Daimler sind die Dummen

Trump erklärte am Freitag, die USA würden an einem Abkommen arbeiten, bei dem sich die EU dazu bereit erklären werde, 25 Prozent auf Mercedes-Benz- und BMW-Autos zu zahlen, die in die USA eingeführt werden. Die USA wüssten das zu schätzen, sagte der Republikaner und schob im nächsten Moment hinterher: „War nur ein Witz.“

Trump bezog sich offensichtlich auf Einfuhrzölle – ein Thema, das ihm seit langem ein Dorn im Auge ist. Aus seiner Sicht können etwa europäische Autobauer einfach in die USA exportieren, während es für US-Firmen umgekehrt schwieriger ist. Bisher verlangen die USA für europäische Autos 2,5 Prozent Einfuhrzoll – die EU kassiert 10 Prozent. Demgegenüber liegt der US-Einfuhrzoll für die in den Vereinigten Staaten beliebten Pick-ups bei 25 Prozent. Aktien von BMW, VW und Daimler mussten am Montag vorbörslich wegen des Tweets bereits in die Röhre schauen und lagen jeweils über 1 Prozent im Minus, nachdem das Kursbeben der letzten Woche die Auto-Werte bereits arg gebeutelt hatte.

Auch im japanisch-südkoreanischen Handelsstreit brennt weiter die Luft

Inmitten des eskalierenden Handelsstreits zwischen Tokio und Seoul beteiligen sich immer mehr Südkoreaner am Boykott japanischer Produkte. Zudem versammelten sich nach Angaben der Zeitung „Korea Herald“ vom Montag am Wochenende fast 15.000 Menschen in Seoul zu einer Mahnwache mit Kerzenlicht, um gegen die Maßnahmen der japanischen Regierung zu protestieren, die Südkorea von der Liste bevorzugter Handelspartner gestrichen hatte.

Demnach sind die allein Verkäufe der japanischen Modekette Uniqlo seit der zweiten Juli-Woche um 40 Prozent eingebrochen, berichtet der „Korea Herald“. Einige der großen Handelsketten in Südkorea strichen japanische Produkte aus ihren Rabatt-Angeboten. Schilder in Supermärkten riefen zum Boykott japanischer Waren auf.

Zudem kündigten die zwei größten koreanischen Fluglinien an, ihren Flugverkehr nach Japan aufgrund sinkender Nachfrage zu reduzieren. Asiana Airlines will ab September auf den Routen von Seoul nach Fukuoka, Okinawa und Osaka auf kleinere Flugzeugmodelle umsteigen. Korean Air teilte mit, ab September werde die Flugverbindung zwischen Busan und Sapporo eingestellt.

Am Freitag hatte die Regierung in Tokio beschlossen, Südkorea von der „weißen Liste“ jener Länder zu streichen, die Vorzugsbehandlungen bei Handelsgeschäften genießen und Produkte beziehen, die für militärische Zwecke benutzt werden können. Zuvor hatte Japan striktere Exportkontrollen für Materialien zur Chip-Produktion verhängt.

Südkorea nannte Japans Vorgehen politisch motiviert. Hintergrund ist ein Disput über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft (1910 bis 1945). Der Oberste Gerichtshof in Südkorea hatte im vergangenen Jahr in separaten Verfahren Nippon Steel und den Schwerindustriekonzern Mitsubishi Heavy Industries angewiesen, Schadenersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zu zahlen.

Unternehmensmeldungen kurz und knapp:

Stabilus: Der Autozulieferer Stabilus hat wegen der anhaltenden Branchenflaute die Umsatzprognose erneut gesenkt – dieses Mal allerdings nur leicht. „Vor dem Hintergrund des anhaltend herausfordernden Marktumfelds in der Automobilindustrie aktualisiert Stabilus seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2019 und erwartet nun einen Umsatz zwischen 950 und 960 Millionen Euro“, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Montag in Koblenz mit. Die dritte Umsatzwarnung in diesem Jahr kommt nicht ganz überraschend. So hatte zum Beispiel Commerzbank-Expertin Yasmin Steilen in einer Studie das Risiko einer weiteren Reduzierung der Prognose gesehen.

HSBC: Der HSBC-Vorstandschef John Flint ist in der Nacht zum Montag überraschend zurückgetreten. Der Aufsichtsrat bat den Leiter der weltweiten Geschäfts mit Unternehmenskunden, Noel Quinn, den Posten vorerst zu übernehmen, wie die britische Großbank am frühen Montagmorgen mitteilte. Zu den Gründen von Flints Rücktritt hieß es lediglich, der Schritt sei „im Einvernehmen“ mit dem Aufsichtsrat erfolgt.  An der Börse führte der Rücktritt Flints zu Kursverlusten. Die Aktie der Bank mit einer starken Asien-Ausrichtung gab in Hongkong bis zu knapp zwei Prozent nach, konnte sich zuletzt aber etwas erholen. Damit baute das Papier das Minus der vergangenen Wochen aus – daran konnte auch die Ankündigung eines weiteren Aktienrückkaufs sowie erneut hohe Gewinne nichts ändern. Flint hatte das Ruder der größten europäischen Bank im Februar 2018 vom langjährigen Chef Stuart Gulliver übernommen.

Scout24: Der Hedgefonds Elliott hat gegenüber dem Internetportalbetreiber Scout24 Forderungen aufgestellt. Um den Wert des Unternehmens zu steigern, solle Scout24 sein geplantes Aktienrückkaufprogramm nach oben fahren, erklärte Elliott in einem am Montag veröffentlichten Brief an das Unternehmen. Zudem solle Scout24 die Plattform AutoScout24 ausgliedern. Das alles soll mehr Wert für die Aktionäre schaffen und sei geeignet, den Kurs der Aktie auf mehr als 65 Euro zu steigern. Am Freitag schloss das Papier bei gut 50 Euro. Bei dem Betreiber der Online-Vermittlungsplattformen Immobilienscout24 und Autoscout24 war Mitte Mai eine geplante Übernahme durch die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone gescheitert, Anfang Juni hatte dann der aktivistische Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott seine Anteile an dem Konzern auf knapp 7,5 Prozent erhöht. Mitte Juli hatte das Management ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 300 Millionen Euro initiiert. Zudem kündigte Scout24 eine Verschlankung seiner Strukturen an. Für das vierte Quartal ist ein Kapitalmarkttag geplant.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Joseph Sohm / Shutterstock.com

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