UBS und Credit Suisse geben in Dividenden-Streit nach

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Zürich (Reuters) - Die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse fügen sich dem Druck der Aufsichtsbehörde Finma und machen bei ihren Dividenden Abstriche.

Beide Institute wollen eigenen Angaben vom Donnerstag zufolge für das Jahr 2019 zwar unverändert viel an die Aktionäre ausschütten wie bisher, allerdings in zwei Tranchen: Die eine Hälfte im Frühling, die andere im vierten Quartal. Damit vollziehen sie nach wochenlangem Streit eine Kehrtwende, wie dies vor ihnen schon die meisten anderen europäischen Großbanken gemacht hatten.

UBS und Credit Suisse betonten, dass sie sich die Auszahlung des gesamten Betrags trotz der Auswirkungen der Coronavirus-Krise hätten leisten können. Die UBS rechnet mit einem Anstieg des Quartalsgewinns um rund ein Drittel auf rund 1,5 (Vorjahresperiode 1,1) Milliarden Dollar. Auch nach Berücksichtigung von Wertberichtigungen für Kreditrisiken und Bewertungsanpassungen des eigenen Kreditrisikos habe sich das Geschäft stark entwickelt. "Dennoch haben wir vor dem Hintergrund der großen und beispiellosen Unsicherheit auf Forderung der Finma die beantragte Dividendenausschüttung für 2019 angepasst", erklärte Präsident Axel Weber.

Die UBS peilt für 2019 weiter die Ausschüttung von 0,73 Dollar je Aktie in bar oder insgesamt rund 2,6 Milliarden Dollar an. Zunächst sollen im Mai 0,365 Dollar pro Aktie an die Eigner fließen, weitere 0,365 Dollar pro Aktie nach einer außerordentlichen Generalversammlung im November. Auch Erzrivale Credit Suisse will eine Hälfte der Dividende von 0,2776 Franken je Aktie im Frühling und die andere im Herbst auszahlen. Die Bank hätte auch die vollen 678 Millionen Franken tragen können, teilte sie mit und bekräftigte die zuversichtlichen Aussagen zum Geschäftsgang von Mitte März.

Die Finma begrüßte den Teil-Aufschub der Auszahlungen. Die Vorsichtsmaßnahme der beiden Institute sei ein Weg, verantwortungsvoll mit den großen Unsicherheiten der Pandemie und mit Aktionärserwartungen umzugehen.

ERMOTTI WARNT VOR ZU VIEL OPTIMISMUS

Die Schweizer Großbanken gehören zu den letzten europäischen Branchenvertretern, die den Forderungen der Regulatoren nachgeben. So hatten zahlreiche Institute nach einer Anweisung der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Dividendenzahlungen ausgesetzt. Dazu gehörten die Commerzbank, die niederländischen Institute ABN Amro, ING und Rabobank und die italienische UniCredit. In Großbritannien folgten die Geldhäuser Barclays, HSBC, Lloyds, Royal Bank of Scotland und Standard Chartered dem Beispiel ihrer kontinentaleuropäischen Wettbewerber und stoppten ihre Dividenden-Ausschüttungen.

"Die Schweizer Regulatoren haben in der Corona-Krise sehr viel unternommen und verlangen von den Banken auch gewisse Opfer", erklärte ZKB-Analyst Javier Lodeiro. "Für uns war eine Dividendenanpassung unabdingbar." Die Coronavirus-Krise dürfte auch die Debatte über Bonus-Zahlungen der Banker anfeuern. Wenn Aktionäre auf Dividenden verzichten müssten, sollten auch die Boni angepasst werden, sagte Lodeiro.

Die UBS schloss erneute Kürzungen bei den Boni nicht aus, nachdem die Unternehmensspitze bereits für 2019 weniger eingestrichen hatte. Sollte die zweite Tranche der Dividende entgegen der Pläne nicht ausgeschüttet werden, erhält die UBS-Konzernleitung die Boni für 2020 nicht in bar, sondern in Form von Aktien. Experten zufolge dürfte die weltweit drohende Rezession auch die Ergebnisse der Bankbranche in Mitleidenschaft ziehen und damit für sinkende Boni sorgen.

Ermotti schlug bezüglich der weiteren Entwicklung der Finanzmärkte vorsichtige Töne an. Die jüngsten Kursgewinne an den Aktienmärkten signalisierten, dass die Anleger in der zweiten Jahreshälfte eine konjunkturelle Erholung erwarteten, sagte er in einem Interview mit Bloomberg TV. Doch diese Prognose sei mit Risiken behaftet: "Ich wäre vorsichtig, mich im Moment zu sehr in Aktien zu engagieren."

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