US-Ausschuss sieht Schuld an 737-MAX-Abstürzen bei Boeing und FAA

Reuters · Uhr

Washington (Reuters) - Ein Untersuchungsausschuss des US-Kongresses zur Aufklärung der Abstürze von zwei Boeing-737-MAX-Flugzeugen geht mit dem Flugzeugbauer und der Aufsichtsbehörde FAA hart ins Gericht.

Im Abschlussbericht des von den Demokraten dominierten Verkehrs- und Infrastruktur-Ausschusses des US-Repräsentantenhauses, der am Mittwoch vorgelegt wurde, heißt es, die beiden Abstürze mit zusammen 346 Opfern seien "der schreckliche Höhepunkt einer Serie von fehlerhaften technischen Annahmen der Boeing-Ingenieure, mangelnder Transparenz von Seiten des Managements von Boeing und grob unzureichender Überwachung durch die FAA". Der Ausschussvorsitzender Peter DeFazio erklärte: "Das ist eine Tragödie, die nie hätte passieren dürfen." Man werde durch eine Reform des Systems sicherstellen, dass so etwas nie wieder passieren werde.

Das einstige Erfolgsmodell 737 MAX hat seit dem zweiten Absturz im März 2019 ein weltweites Flugverbot. Boeing arbeitet derzeit daran, die Maschine mit technischen Änderungen wieder zugelassen zu bekommen. "Wir haben viele harte Lehren aus den Unfällen (...) und aus den Fehlern gezogen, die wir gemacht haben", teilte das Unternehmen mit. Auch die FAA räumte Fehler ein: Sie konzentriere sich darauf, durch Verbesserungen in der Organisation, von Prozessen und der Firmenkultur die allgemeine Luftsicherheit zu verbessern", hieß es in einer Stellungnahme.

In dem Ausschussbericht heißt es, Boeing habe Fehler in der Konstruktion und der Entwicklung des Flugzeugs gemacht - und die FAA bei der Zulassung. Beide Abstürze stehen im Zusammenhang mit dem Softwaresystem MCAS zur Flugsteuerung. Dieses sollte selbsttätig einen Strömungsabriss verhindern, tatsächlich zwang es aber das Flugzeug in einen Sturzflug. Das System konnte durch Daten eines einzigen Sensors aktiviert werden. Bevor die 737 MAX wieder in die Luft gehen darf, muss es so umprogrammiert werden, dass es auf Daten von zwei Sensoren reagiert. Boeing habe "entscheidende Informationen vor der FAA, ihren Kunden und den Piloten selbst" verheimlicht, heißt es in dem Bericht. Die Piloten hätten nicht einmal gewusst, dass es das MCAS überhaupt gab.

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