US-Starinvestor Ray Dalio: "Weltordnung wird sich in wirtschaftlicher Hinsicht ändern" - China als einmalige Investitionschance?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Nebel hat sich nach den Warnschüssen aus Peking mit der Yuan-Kanone wieder gelichtet und die Aktien-Märkte heben vorsichtig wieder die Köpfe, jedoch bereit, schnell wieder in die Deckung des Grabens zu springen. Um in der Metapher zu bleiben muss man sich als Investor fragen, wie der Graben aussieht, in den man Schutz suchend hechtet.

Wenn man sich den Chart eines der als sicherer Hafen geltenden Assets anschaut, dann ist er wohl golden gepflastert. Das gelbe Edelmetall klettert schon seit Trumps letzter Zoll-Attacke auf Twitter letzte Woche unaufhörlich in Richtung der 1500 Dollar Marke und steht kurz davor, sie zu durchbrechen.

Zum frühen Nachmittag notiert Gold bei einem Wert von knapp 1498 Dollar mit einem Plus von 1,6 Prozent. Damit ist der Widerstand zwischen 1350 und 1400 Dollar, der den Gold-Bugs seit Jahren schwer zu schaffen gemacht hat, nur noch eine trübe Erinnerung.

Nach jahrelanger Seitwärtsbewegung zieht Gold wieder steil nach oben

Die derzeitige Lage spielt dem Gold-Kurs in die Hände

Die derzeitige wirtschaftliche und politische Lage auf den Märkten wird an diesem Aufwärtstrend auch in nächster Zeit nichts ändern, sind sich ein Großteil der Experten einig. „Die Welt befindet sich derzeit in einem prekären Zustand, und Gold wird von dieser Situation profitieren“, sagte beispielsweise Howie Lee, Ökonom bei der Oversea-Chinese Banking Corporation aus Singapur.

„Wir sehen eine perfekte Mischung von Zutaten im Schmelztiegel: Wir haben niedrige Kurse, wir haben einen schwachen Dollar, wir haben Handelsspannungen, wir haben geopolitische Spannungen entlang des Persischen Golfs…“ All das seien treibende Faktoren für das Werterhaltungs-Asset Nummer Eins.

Wenn es um Portfolio-Absicherung in Krisenzeiten geht, ist Gold der erste Gedanke. Aber nur auf eine Karte zu setzen ist in den seltensten Fällen die weiseste Option. Andere sichere Häfen zu finden, ist jedoch schwer. Bitcoin, der mittlerweile vermehrt als Flucht-Asset, vor allem im asiatischen Raum angesehen wird, sei hier einmal außenvorgelassen. Ohne Zweifel ein Asset mit Potenzial, wäre es jedoch falsch die volatile Kryptowährung, die auf Regulierungsebene immer noch in den Kinderschuhen steckt, als sicheren Hafen zu bezeichnen.

Ray Dalio sieht Potenzial im Auge des Sturms

US-Starinvestor und Milliardär Ray Dalio hat gegenüber dem US-Nachrichtendienst CNBC einen weiteren Denkansatz in den Raum geworfen, der zwar auch nicht unbedingt dem Konzept eines „safe haven“ entspricht, aber eine unkonventionellere Betrachtungsweise auf die derzeitige Situation bietet.

China steht durch seinen Konflikt mit den USA, der die Weltmärkte in Angst versetzt, im Auge des Sturms und dürfte neben dem US-Markt die schwersten Treffer in einem weiter eskalierenden Handelskrieg abbekommen, da die beiden Kontrahenten sich gegenseitig ins Fadenkreuz nehmen, während der Rest der Welt eher unter dem Streufeuer zu leiden hat. Dennoch sieht Ray Dalio gerade in China eine Chance.

Der Konflikt der beiden Nationen erinnert ihn an frühere Zeiten, in denen eine Weltmacht an der Spitze einer globalen Ordnung von einer aufstrebenden Macht herausgefordert wird, und vergleicht Chinas derzeitige Entwicklung mit dem Aufstieg der Niederländer, Briten und in jüngerer Zeit der Amerikaner, die alle ihre Perioden globaler wirtschaftlicher Dominanz erlebt haben.

„Die wirtschaftliche Weltordnung wird sich ändern“

„Würden Sie nicht mit den Holländern in das holländische Reich investieren wollen? Hätten Sie nicht in die industrielle Revolution und das britische Reich investieren wollen? Möchten Sie nicht in die USA und das US-Imperium investieren? Ich denke, es ist vergleichbar “, sagte Dalio. „Ich glaube, China ist ein Konkurrent der Vereinigten Staaten oder chinesische Unternehmen sind Konkurrenten amerikanischer Unternehmen oder anderer Unternehmen auf der ganzen Welt. Und deshalb möchten Sie, wenn Sie diversifiziert sind, Wetten auf beide Pferde im Rennen abschließen.“

Trotz der drohenden Verwerfungen hält er es für besser, eher früher als später dabei zu sein, gerade jetzt, wo China langfristig immer mehr Signale zeigt, sich den internationalen Märkten noch viel mehr zu öffnen (Stichwort wäre hier beispielsweise das Seidenstraßen-Projekt). Einen ausgewachsenen Krieg zwischen den beiden Nationen hält er für unwahrscheinlich, aber er prognostiziert, „dass sich die Weltordnung im Hinblick auf Änderungen in den Lieferketten, Änderungen bei der Herstellung und bei Technologien, sowie andere wichtige Änderungen in einigen Bereichen umstrukturieren wird.“ Er betont zudem, dass andere Märkte wie beispielsweise Europa oder auch die USA alles andere als frei von Risiken sind.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: aradaphotography / Shutterstock.com

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