VW: Eigenes Batterie-Werk und neue Beteiligung? ++ Apple: HSBC empfiehlt „Reduce“ ++ Metro: Real-Verkauf gestaltet sich schwieriger als angenommen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Was hat die italienische Regierung ein Glück, dass der Brexit das bestimmende Thema in der EU ist. Somit geht ein wenig unter, dass in Rom alles nicht so läuft wie eigentlich geplant. Nach langen Streitereien mit der Europäischen Union hatte Rom zum Schluss Versprechungen gemacht, die bereits schon damals angezweifelt wurden. Jetzt ist es offiziell. Die italienische Regierung wird ihre ausgegebenen Ziele nicht einhalten können.

Wachstumsziele für 2019 tendieren Richtung null

Rom geht nach Angaben vom Dienstag nun für 2019 nur noch von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 Prozent aus. Im Dezember hatte die Regierung noch 1,0 Prozent in Aussicht gestellt. Das Defizitziel schraubten die Römer im Gegenzug auf 2,4 Prozent des BIP nach oben. Im Dezember hatte die Koalition aus rechter Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung sich nach langem Gezerre mit der EU noch auf 2,04 Prozent festlegen lassen, weil diese die ursprünglich von Rom vorgeschlagene 2,4-Prozent-Zielmarke als zu hoch abgelehnt hatte.

Auch Ziele für 2020 gekappt

Die Wachstumsprognose für 2020 senkte die Regierung auf 0,8 Prozent von zuvor 1,1 Prozent. Beim Defizit peilt sie 2,1 Prozent an, nachdem sie zuletzt noch von 1,8 Prozent ausgegangen war. Die nach Deutschland und Frankreich drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone war in der zweiten Jahreshälfte 2018 in die Rezession gerutscht. Der Notenbank zufolge hielt der Abwärtstrend zu Beginn dieses Jahres an, wie ihr Chef Ignazio Visco kürzlich in Rom sagte. Das Land ächzt unter einem gewaltigen Schuldenberg.

Dax bleibt locker

Der deutsche Leitindex hat heute gleich einige Themen zu verarbeiten. Da wäre die EZB-Sitzung am Nachmittag, der EU Sondergipfel zum Brexit und eben die neuen Wirtschaftsaussichten aus Rom. Eine Nachrichtenlage, die eigentlich nicht so leicht zu verdauen ist für die Anleger:

# Brexit: Verlängern oder fliegen?

# EZB: Keine großen Änderungen erwartet

# Italien: Wachstumsprognose und Defizitziel sind Geschichte

Aber die scheinen heute gelassen mit der Situation umzugehen. Zum Handelsstart kann der Dax seinen leichten Abwärtstrend erst einmal stoppen. Das deutsche Börsenbarometer startet mit einem Plus von 0,19 Prozent und 11.873,67 Punkten in den Mittwoch.

VW: Elektrifizierung der Wolfsburger geht stark weiter

Der südkoreanische Chemiekonzern SK Innovation spricht mit Volkswagen über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zum Bau einer Batteriefabrik für Elektroautos.

Das Unternehmen bestätigte erstmals solche Gespräche. „Es ist noch nichts entschieden“, sagte der Chef der SK-Batteriesparte, YS Yoon, in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview. Es wäre das erste Batterie-Joint-Venture für den Wolfsburger Konzern, der massiv in den Schwenk zur Elektromobilität investiert. „Wir erwägen eine Investition in einen Batterie-Hersteller, um unsere Elektrifizierungs-Offensive zu verstärken und das notwendige Know-How aufzubauen“, erklärte Volkswagen dazu.

Einstieg bei chinesischen Autobauer?

Die Wolfsburger sollen laut einem Medienbericht an einem Einstieg beim chinesischen Autobauer Anhui Jianghuai Automobile (JAC) interessiert sein. VW hat bereits eine Partnerschaft mit JAC für Elektro-Fahrzeuge unter der Marke Sol im Land. Doch nun hätten die Wolfsburger die US-Investmentbank Goldman Sachs als Berater für einen möglichen Anteilskauf eingeschaltet, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Metro: Real-Verkauf doch nicht so einfach

Der geplante Verkauf der Supermarktkette Real stößt offenbar auf Schwierigkeiten. Der Einzelhandelskonzern erwägt einem Zeitungsbericht zufolge nun doch einen getrennten Verkauf des Betriebs der Supermarktkette und der Immobilien. Parallel zu Gesprächen mit Investoren-Konsortien über den eigentlich angestrebten Gesamtverkauf verhandele Metro mit dem Einkaufsverbund Markant darüber, nur den Betrieb abzugeben, berichtete das „Handelsblatt“ am Mittwoch. Dabei würde der Konzern noch Geld drauflegen: Der Kaufpreis liege zwar bei 99 Millionen Euro, Metro würde vor dem Verkauf aber 300 Millionen an Kapital einbringen, hieß es in dem Bericht unter Berufung auf Unterlagen. Der „Börsen-Zeitung“ zufolge ist eines der Konsortien aus dem Bieterverfahren um einen Gesamtverkauf ausgestiegen. Bei Metro war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Im Frankfurter Frühhandel fielen die im MDax gelisteten Metro-Aktien um drei Prozent.

Metro-Chef Olaf Koch hatte im vergangenen Jahr angekündigt, Real verkaufen zu wollen. Die Gespräche darüber sind in die heiße Phase eingetreten. Insidern zufolge verhandelte Metro mit dem Immobilieninvestor X+Bricks sowie einem Konsortium der Redos-Gruppe, der auf Handelsimmobilien spezialisierten ECE und Morgan Stanley Real Estate. Das Konsortium um Redos habe sich nun aber aus dem Prozess verabschiedet, berichtete die „Börsen-Zeitung“ am Mittwoch. Metro habe darauf bestanden, dass der Käufer das kartellrechtliche Risiko vollständig übernehme, das habe das Konsortium aber abgelehnt, hieß es in dem Bericht.

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Kurz & knapp:

Apple: Die britische Investmentbank HSBC hat die Aktien des Technologie-Konzerns von „Hold“ auf „Reduce“ abgestuft, das Kursziel aber von 160 auf 180 US-Dollar angehoben. Die Amerikaner setzten künftig vor allem auf Abo-Dienste, was ihr Geschäftsmodell letztlich verändern könne, schrieb Analyst Erwan Rambourg in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Es dürfte allerdings dauern, bis sich die Investitionen auszahlen. Rambourg hat zudem Zweifel, ob damit wieder mehr Nutzer zum iPhone gelockt werden können.

Deutsche Börse: Der Börsenplatzbetreiber holt sich bei ihrem Index-Geschäft im Zuge der Übernahme von Axioma den Finanzinvestor General Atlantic mit ins Boot. Dadurch behalten die Frankfurter reichlich Spielraum für weitere Akquisitionen. Erst einmal soll aber der Anbieter von Portfolio- und Risikomanagementlösungen Axioma gekauft und mit dem eigenen Indexgeschäft zusammengeführt werden, wie die Deutsche Börse am Dienstagabend in Frankfurt mitteilte. Im Zuge dessen solle General Atlantic circa 715 Millionen US-Dollar (636 Millionen im Euro) in das neue Unternehmen investieren und dafür mit rund 19 Prozent beteiligt werden. Leiten soll das fusionierte Unternehmen der bisherige Axioma-Chef Sebastian Ceria.

Levi’s: Der legendäre Jeans-Hersteller Levi Strauss (Levi’s) hat nach seiner fulminanten Rückkehr an die Börse starke Geschäftszahlen vorgelegt. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um sieben Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro). Der bereinigte Gewinn schoss sogar um mehr als 80 Prozent auf 151 Millionen Dollar in die Höhe, was allerdings vor allem an hohen Sonderkosten im Vorjahr lag. Bei Anlegern steht Levi’s hoch im Kurs – seit dem Börsengang vor knapp drei Wochen ist die Aktie um mehr als 28 Prozent gestiegen.

Noch was zum Schmunzeln:

Mit einer ungewöhnlichen Versteigerung im Internet belustigt der mutmaßliche Besitzer eines Schafs in Neuseeland seine Landsleute. Auf der Auktions-Plattform TradeMe bietet der Unbekannte das Tier mit aufgesetztem Stuhl als „Sitz-Rasenmäher“ an („kaum gebraucht, guter Zustand“). Das Foto dazu zeigt ein eher verständnislos dreinblickendes Schaf mit einer Art Kinderstuhl auf dem Rücken. Das Eingangsgebot liegt bei 12 000 Neuseeland-Dollar (etwa 7200 Euro). Bis Mittwochabend (Ortszeit) war niemand bereit, so viel Geld zu zahlen.

Über den Anbieter (Pseudonym: Celtickiwi29) ist nur bekannt, dass er aus der Stadt Christchurch kommt. Inzwischen gingen eine ganze Reihe Fragen ein, die auch alle beantwortet wurden. Das Schaf wird darin als „Ganzjahresmodell mit automatischem Grasfänger und eingebauter Hinter-Düngung“ gelobt. Die Auktion läuft noch bis Sonntag. Mehr als tausend Leute haben sich angemeldet, um den weiteren Verlauf zu verfolgen. Das Tier müsste vom Käufer übrigens abgeholt werden. In Neuseeland – einem Land mit nicht einmal fünf Millionen Einwohnern – gibt es mehr als 27 Millionen Schafe.

Von Markus Weingran

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Foto: Sergey Kohl / Shutterstock.com

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