VW: Flammt der Dieselskandal wieder auf? ++ Wirecard: Anleihe erfolgreich platziert ++ EZB: Muss Draghi heute in die Vollen gehen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die letzte geldpolitische Sitzung von EZB-Chef Mario Draghi dürfte es in sich haben. Mit viel Spannung wird erwartet, was der scheidende Chef der Europäischen Notenbank heute für die Märkte im Gepäck hat. Das der Einlagezins für europäische Banken weiter fällt, gilt eigentlich schon als gesetzt. Dabei soll es einen „Staffelzins“ geben, damit die Banken etwas entlastet werden. Mit einer Staffelung des Einlagensatzes müssten Banken nicht mehr auf sämtliche überschüssigen Gelder Strafzinsen zahlen, die sie über Nacht bei der Notenbank parken. Die EZB hatte ihren Einlagenzins erstmals seit 2014 in den negativen Bereich gesenkt, was Strafzinsen für Banken bedeutet.

Die große Frage ist, ob Mario Draghi den Start eines neuen Anleihenkaufprogramms verkündet. Bislang galt diese als ziemlich wahrscheinlich. Zuletzt waren aber immer mehr Stimmen im EZB-Rat laut geworden, die sich gegen einen solchen Schritt ausgesprochen haben. Daher kamen zuletzt am Markt wieder Zweifel auf, ob die EZB wirklich ihre Geldschleusen deutlich öffnet. Ein Blick auf die Konjunkturdaten aus Deutschland lässt erahnen, dass die EZB vielleicht doch kräftig eingreifen muss.

Rezessionsgefahr für Deutschland steigt an!

Die Konjunkturampel springt im Herbst auf „rot“ und zeigt damit akute Rezessionsgefahr an, wie die Forscher des gewerkschaftsnahen Instituts IMK der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag mitteilten. Für den Zeitraum von September bis Ende November weist das Frühwarnsystem des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) ein Risiko für eine schrumpfende Wirtschaft von 59,4 Prozent auf - nach 43 Prozent im August. Das ist der höchste Wert seit dem Winterhalbjahr 2012/2013, als die Konjunktur während der Hochphase der Euro-Krise eine technische Rezession durchlief – also zwei Quartale mit schrumpfender Wirtschaftsleistung.

„Die bisherige Hoffnung, dass die gute Inlandsnachfrage Deutschland vor der Rezession retten kann, schwindet zunehmend“, sagt der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. Nun sei die Wirtschaftspolitik gefragt, um einer Rezession gegenzusteuern oder zumindest ihre Effekte abzumildern. Zudem erhöhe sich der Druck auf die Europäische Zentralbank, die Geldpolitik weiter zu lockern.

Inflation in Deutschland fällt!

In Deutschland hat sich die Inflation im August wie erwartet deutlich abgeschwächt. Das allgemeine Preisniveau erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Damit bestätigte die Behörde wie von Analysten erwartet eine erste Erhebung. Im Juli hatte die Inflationsrate noch bei 1,7 Prozent gelegen.

Im Vergleich zum Vormonat fielen die Verbraucherpreise um 0,2 Prozent. Auch hier wurde eine erste Schätzung wie erwartet bestätigt. Bei der für europäische Vergleichszwecke harmonisierten Preisentwicklung (HVPI) meldete das Bundesamt für August einen Anstieg um 1,0 Prozent im Jahresvergleich und einen Rückgang um 0,1 Prozent im Monatsvergleich. Auch hier wurden die vorläufigen Ergebnisse bestätigt.

Dax trotzdem im Plus

Die Anleger hoffen auch heute, dass Mario Draghi den Märkten unter die Arme greift. Der deutsche Leitindex steigt zu Handelsbeginn um 0,28 Prozent auf 12.394,04 Punkte. Eigentlich war die Stimmung vor Börsenstart noch besser, dann kamen allerdings neue Vorwürfe gegen VW auf, die einige Anleger verschreckten und die ganze Branche mal wieder nach unten ziehen.

VW: Auch neuere Motoren mit „Mogelsoftware“?

Gerade setzt die Automobilbranche am Aktienmarkt zur Erholung an, da könnten neue Vorwürfe gegen den Wolfsburger Autobauer alles sofort wieder im Keim ersticken. Wie der SWR berichtet soll VW auch Dieselmotoren mit der Abgasnorm Euro-6 mit einer Abschalteinrichtung ausgestattet haben. Der Sender beruft sich bei dem Bericht auf vertrauliche VW-Dokumente.

Aus diesen gehe hervor, dass in den Motoren des Typs EA 288, dem Nachfolgemotor des skandalbehafteten EA 189 eine sogenannte „Zykluserkennung“ enthalten sei. Diese erkenne, wenn sich das Fahrzeug auf dem Prüfstand befindet und spritzt dann entsprechende Mittel zur Abgasreinigung hinzu, wodurch die Werte nicht mehr stimmen könnten. Der EA 288 wurde seit 2012 in den VW-Modellen wie Golf, Passat oder Tiguan, aber auch in Fahrzeugen von Audi, Skoda und Seat verbaut.

VW dementiert umgehend

Volkswagen hat nach eigener Darstellung in neueren Diesel-Autos keine unzulässigen Abschaltvorrichtungen zur Manipulation der Abgaswerte eingebaut. Nach aktuellem Stand sei „nichts illegales passiert“, sagte ein VW-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Er regierte damit auf einen Bericht des SWR, nach dem auch in neuere Diesel-Motoren mit der Abgabsnorm Euro 6 eine Software eingebaut sei, die erkenne, ob sich das Fahrzeug auf einem Prüfstand befindet, eine so genannte „Zykluserkennung“. Konkret geht es dem SWR-Bericht zufolge um den Nachfolger des Skandalmotors EA189, EA288.

Ein VW-Sprecher erklärte, es sei nicht verboten, so genannte „Fahrkurven“ festzulegen. Dabei werden bestimmte Eigenschaften eines Autos so eingestellt, dass prinzipiell auch erkannt werden kann, ob es sich gerade in einem Prüfstandstest befindet. Diese Einstellungen dürften von Entwicklern aber nicht dazu genutzt werden, etwa die Abgassteuerung zu beeinflussen. Hinweise darauf, dass so etwas geschehen sein könnte, habe man nicht.

Analystenlob verpufft

Nach dem SWR-Bericht dreht die Stimmung bei der Aktie. Das VW-Papier lag nach einem Kommentar von Barclays leicht im Plus- Die britische Investmentbank hat das Kursziel für die Volkswagen-Vorzüge von 183 auf 195 Euro angehoben und die Einstufung auf „Overweight“ belassen.

Mit Blick auf den Technologiewandel hin zu Elektrofahrzeugen sei der Autobauer aus Wolfsburg am besten positioniert, schrieb Analystin Dorothee Cresswell in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Das neue Kursziel begründete sie unter anderem mit erhöhten Gewinnschätzungen nach dem starken zweiten Quartal und der Bewertung der Nutzfahrzeugsparte Traton.

Zu Börsenstart beruhigt sich die Lage bei den VW-Papieren wieder. Nachdem die Aktie auf der Handelsplattform Tradegate teilweise fast 3 Prozent im Minus lag, fällt das Minus mit 0,3 Prozent zum Hanelsstart schon deutlich milder aus.

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Wirecard: 500 Millionen Euro eingesammelt

Die Wirecard AG hat ihre erste Investment-Grade-Anleihe sehr erfolgreich bei institutionellen Investoren platziert. Die Emission bietet Zugang zu einer breiten nationalen und internationalen Fremdkapitalgeberbasis und trägt damit zu einer optimierten und diversifizierten Kapitalstruktur innerhalb des Wirecard Konzerns bei.

Im Zuge dessen konnte Wirecard als einer der ersten und wenigen Dienstleister in der Payment-Industrie ein Investment-Grade-Rating (Baa3, Emittenten- und Emissionsrating) der unabhängigen Ratingagentur Moody’s erzielen.

Am Kapitalmarkt stieß die Anleihe auf großes Interesse. Mit einem angestrebten Anleihevolumen in Höhe von 500 Mio. EUR war das Orderbuch nach Abschluss des Preisbildungsverfahrens mehr als zweifach überzeichnet.

Kurz & knapp:

AB Inbev: Der weltgrößte Bierbrauer will Kreisen zufolge bei seinem neu aufgelegten Plan des Börsengangs der Asiensparte rund 5 Milliarden US-Dollar (rund 4,5 Mrd Euro) erlösen. Der belgische Konzern teste derzeit das Interesse der Investoren und könnte in der kommenden Woche Details veröffentlichen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung mit der Angelegenheit vertraute Personen. Bis Ende September soll die Asiensparte dann an der Börse in Hongkong notiert sein.

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern hat mit dem Immuntherapeutikum Tecentriq als Erstlinientherapie für die Behandlung von fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) gute Studiendaten erzielt. Man habe in der Phase-III-Studie „IMpower110“ den primären Endpunkt erreicht, teilte Roche am Donnerstag in Basel mit. So habe Tecentriq als Monotherapie im Vergleich mit Chemotherapie in dieser Studie signifikante Überlebensvorteile gezeigt, hieß es weiter.

Knorr-Bremse: Der Bremsenspezialist ist trotz eines schwieriger werdenden Umfelds weiter stark gewachsen. In den ersten sechs Monaten des Jahres zogen Umsatz und der operative Gewinn deutlich an. Bis Ende Juni stieg der Erlös im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um knapp 15 Prozent auf 669 Millionen Euro zu. Damit schnitt der Konzern etwas besser ab, als Experten erwartet hatten. Das Unternehmen bestätigte zudem die im Mai erhöhte Prognose für 2019. Wermutstropfen ist der schwache Auftragseingang. Dieser zog im ersten Halbjahr lediglich um 1,8 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro an – im zweiten Quartal war er sogar rückläufig.

Von Markus Weingran

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Foto: Sergey Kohl / Shutterstock.com

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