VW: Kernmarke schwächelt ++ FMC: Aktienrückkauf kommt gut an ++ Nordex: Hochstufung und neuer Auftrag sorgen für Freude

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

War das der Durchbruch in den Brexit-Verhandlungen? Kurz vor der heutigen Abstimmung hat Teresa May der EU ein weiteres Detail abgerungen. Bis spätestens 2020 soll eine Ersatzlösung für den Backstopp gefunden werden. Ist dem nicht der Fall, dann kann Großbritannien vor ein unabhängiges Schiedsgericht ziehen, sollte sich die Insel zu lange in der Grenzregelung zwischen Irland und Nordirland gefangen fühlen. Eigentlich bestand diese Regelung zwar schon immer, sie wurde jetzt nur noch einmal neu juristisch fixiert.

Reicht das für die heutige Abstimmung?

In London erteilte Oppositionsführer Jeremy Corbyn den Plänen eine Absage. Er forderte, das britische Parlament müsse die Verhandlungsergebnisse ablehnen. Ob Theresa May mit der neuen Zusage die Hartliner in den eigenen Reihen überzeugt hat, ist noch nicht raus. Eins steht allerdings fest. Sollte die britische Premierministerin ihren ausgehandelten Deal mit der EU nicht durch das Unterhaus bekommen, dann ist die Tür für weitere Verhandlungen verriegelt.

Junker redet Klartext

„Es wird keine dritte Abstimmung geben,“sagte der EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker auf eine gemeinsame Erklärung mit Theresa May. Entweder werde der Deal angenommen, oder der Brexit könnte komplett ausfallen. Man sollte den Austritt nun zu einem ordentlichen Ende bringen. „Wir schulden das der Geschichte.“ Damit hat es das britische Unterhaus heute in der Hand für einen geregelten Brexit zu sorgen. Die Spannung steigt. Für die europäischen Märkte wäre es sicher ein Befreiungsschlag. Der Euro und das britische Pfund feiern die neuen Zusagen heute jedenfalls schon einmal.

Dax ist auch guter Dinge

Der deutsche Leitindex nimmt die neue Zusage der EU auch freundlich auf. Das Börsenbarometer zieht um 0,62 Prozent auf 11.614,97 Punkte an. Wirecard setzt dabei seine Erholung weiter fort und nähert sich der 200-Tage-Linie. Auch das neu aufgelegte Aktienrückkaufprogramm von Fresenius Medical Care kommt heute bei den Anlegern gut an. Die Zahlen von VW werden hingegen mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

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VW verfehlt selbst auferlegtes Renditeziel

Die Marken des Volkswagen-Konzerns haben im vergangenen Jahr vor allem wegen der Einführung neuer Abgas- und Verbrauchstests teilweise deutlich an Gewinn einbüßen müssen. Bei der Kernmarke VW fiel das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen trotz eines Umsatzanstiegs von 3,3 auf 3,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Wolfsburg mitteilte. Höhere Rabatte, unter anderem die sogenannte Umweltprämie für den Umtausch alter Dieselautos, Wechselkurseffekte und Vorleistungen für neue Elektromodelle kosteten ebenfalls Geld. Der Erlös kletterte dank gestiegener Verkäufe hingegen um 6,8 Prozent auf 84,6 Milliarden Euro – der Anteil des operativen Ergebnisses am Umsatz rutschte damit von 4,2 auf 3,8 Prozent. Damit verfehlte die Marke das selbst gesetzte Renditeziel von 4 Prozent.

Der Konzern konnte wegen fehlender Zulassungen im Rahmen des neuen Abgas- und Verbrauchstests WLTP viele Modelle über längere Zeit nicht anbieten. Auch die Tochter-Marke Audi bekam das Schlamassel zu spüren. Der Umsatz der Ingolstädter ging leicht auf 59,2 Milliarden Euro zurück, das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen fiel von 5,1 Milliarden Euro auf 4,7 Milliarden. Auch bei der Tochter Skoda belastete WLTP das Ergebnis. Die Sportwagentochter Porsche steigerte den Umsatz um 9,2 Prozent auf 23,7 Milliarden Euro, das operative Ergebnis legte um 2,7 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zu.

„Wir haben uns trotz starken Gegenwinds ordentlich geschlagen“, sagte VW-Konzernchef Herbert Diess. Die Konzernmarken hätten hart an ihrer Entwicklung gearbeitet. „Jetzt gilt es, diese Anstrengungen noch zu verstärken.“ Konkrete Maßnahmen nannte der Chef zunächst nicht. Vor dem Wochenende hatte es im „Handelsblatt“ geheißen, Diess wolle bei der Kernmarke mit rund 5000 Stellenstreichungen weitere Milliarden sparen.

Uniper ist nicht in der Spur

Der Energiekonzern Uniper rechnet für das neue Geschäftsjahr mit einem weiteren operativen Ergebnisrückgang. Das bereinigte operative Ergebnis soll 550 Millionen bis 850 Millionen Euro betragen, wie das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Grund ist der Wegfall von positiven Einmaleffekten, zudem werden Absicherungsgeschäfte für Flüssiggas (LNG) realisiert. Höhere Strompreise sollen dies jedoch teilweise kompensieren. Dennoch strebt der Kraftwerksbetreiber erneut eine höhere Ausschüttungssumme an.

2018 sank das bereinigte Ebit um gut 22 Prozent auf 865 Millionen Euro und lag damit wie erwartet am unteren Ende der von Uniper ausgegebenen Spanne von 0,8 bis 1,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich verzeichnete Uniper jedoch erneut einen Verlust. Der Konzernfehlbetrag betrug 492 Millionen nach einem Minus 538 Millionen Euro im Vorjahr. Verantwortlich waren die Abschreibungen auf die Kraftwerke Datteln 4 und Provence 4 sowie auf das deutsche Gasspeicherportfolio. Dazu kamen negative Bewertungseffekte aus Rohstoffderivaten.

Dennoch sollen die Aktionäre mit 0,90 Euro je Aktie eine höhere Dividende erhalten als im Jahr zuvor, als 0,74 Euro gezahlt wurden. Begründet wurde dies mit der stabilen Entwicklung des Mittelzuflusses aus dem operativen Geschäft (FFO), der wesentlichen Kennziffer für die Dividendenzahlung.

Klöckner mit guten Nachrichten

Der Stahlhändler rechnet für das laufende Jahr aufgrund eines höher erwarteten Stahlpreises mit einem deutlichen Umsatzwachstum. In Europa und den USA geht das Unternehmen von einem „überwiegend leichten Wachstum“ der Stahlnachfrage und somit einem Anstieg des Konzernabsatzes aus, wie der Konzern am Dienstag in Duisburg mitteilte. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll ebenfalls leicht steigen.

Im Geschäftsjahr 2018 ist der Umsatz bereits wegen höherer Preise um rund 8 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro gestiegen. Das Ebitda zog um 3,4 Prozent auf 227 Millionen Euro an. Dies war von Analysten in etwa erwartet worden. Unter dem Strich verdiente der Stahlhändler jedoch mit 69 Millionen Euro fast ein Drittel weniger als im Vorjahr. Das Unternehmen begründete den Rückgang mit steuerlichen Sondereffekten, die im Vorjahr günstig ausgefallen waren. Am Markt kommen die Zahlen und der Ausblick gut an: Vorbörslich legte die Aktie um 4,4 Prozent zu.

An die Aktionäre soll trotz des Gewinnrückgangs eine unveränderte Dividende von 30 Cent je Aktie ausgezahlt werden. Am Markt kommen die Zahlen und der Ausblick gut an.

Kurz & knapp:

FMC: Der Dialysespezialist kauft bis zu 6 Millionen Aktien zurück. Das Rückkaufprogramm soll vom 12. März bis zum 10. Mai 2019 laufen und hat im Höchstfall ein Gesamtvolumen von 330 Millionen Euro, erklärte der Dax-Konzern. Das wären in etwa 1,6 Prozent des Aktienkapitals. Die Anleger greifen heute wieder bei Fresenius Medical Care zu.

Nordex: Der Windanlagen-Bauer hat neue Aufträge in Griechenland gewonnen. Der Windparkbetreiber Terna Energy habe 36 Anlagen unterschiedlicher Typen mit einer Kapazität von insgesamt 108 Megawatt bestellt, teilte das im SDax und TecDax gelistete Unternehmen am Dienstag in Hamburg mit. Darin enthalten sei auch ein Servicevertrag über fünf Jahre mit der Option auf eine Verlängerung um die gleiche Dauer.

Boeing: Die US-Luftfahrtbehörde FAA verhängt auch nach dem zweiten Absturz einer Boeing 737 Max 8 in weniger als fünf Monaten zunächst kein Startverbot für Maschinen dieser Bauart. „Diese Untersuchung hat gerade erst begonnen und uns liegen bislang keine Daten vor, um Schlussfolgerungen zu ziehen oder Maßnahmen zu ergreifen“, teilte die FAA mit.

onvista/dpa-AFX

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Foto: Sergey Kohl / Shutterstock.com

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