VW: Rückstand beim autonomen Fahren ++ Lotto24: Übernahmeangebot lässt Aktie kräftig steigen ++ Dax: Woche der Entscheidungen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Berichtssaison liegt in den letzten Zügen, da kommen die politischen Probleme noch stärker zum Vorschein am Markt. Und in dieser Woche ist da einiges geboten. Die EU-Außenminister treffen sich heute, um einen europäischen Sondergipfel zum Brexit-Vertrag vorzubereiten. Am kommenden Sonntag soll dann das Austrittsabkommen von Seiten der EU seinen Segen erhalten. Ob die europäische Abstimmung zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch sinnvoll ist, da es schon wieder neue Voraussetzungen auf der Insel gibt, wird sich dann zeigen.

Spekulationen um Theresa May reißen nicht ab  

Die britische Premierministerin Theresa May muss im Streit um den Entwurf des Brexit-Abkommens mit einem Misstrauensantrag in ihrer Fraktion rechnen. Eine Gruppe von Brexit-Hardlinern in Mays Konservativer Partei um den exzentrischen Jacob Rees-Mogg hatte dazu aufgerufen. Ob und wann die dafür notwendige Zahl von 48 entsprechenden Briefen von Tory-Abgeordneten erreicht wird, war aber zunächst unklar. Wie die „Sun“ heute berichtet liegen bereits 42 entsprechende Papiere vor. Es könnte also schnell gehen.

Showdown schon morgen

Einigen Beobachtern zufolge könnte die Abstimmung bereits am Dienstag stattfinden, andere zweifelten daran, dass es überhaupt so weit kommt. Laut dem Vorsitzenden eines einflussreichen Komitees, der die Anträge entgegennimmt, ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass May eine solche Abstimmung gewinnen würde.

Ende offen

May hatte am Sonntag vor einem Putsch gewarnt. Ein Führungswechsel würde die Verhandlungen mit Brüssel nicht einfacher machen und auch die Mehrheitsverhältnisse im britischen Parlament nicht verändern. „Die nächsten sieben Tage sind entscheidend“, sagte May dem Sender Sky News.

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Dienstag May – Mittwoch Conte

In dieser Woche wird es auch ohne Quartalszahlen nicht langweilig. Mittwoch wird dann die nächste Runde im Haushaltsstreit zwischen Brüssel und Rom eingeläutet. Da wird die EU-Kommission ihre Meinung zum Haushaltsplan der Italiener abgeben. Laut Insidern soll dabei gleich ein Defizitverfahren gegen die Südländer angestoßen werden. Damit würde Brüssel die Situation weiter eskalieren lassen. Die Antwort der Italiener dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Sollte sie Austrittsfantasien anheizen, dürfte die Reaktion an den Märkten stärker ausfallen.

Handelsstreit auch noch da

Wem das Spektakel in Europa nicht reicht, für den gibt es ja noch den „Zoll-Zwist“ zwischen Amerika und dem Reich der Mitte. Allerdings geht es hier nicht so hoch her. Die Zeichen stehen immer noch auf Entspannung. China hat den USA nach Angaben von US-Präsident Donald Trump eine Liste mit möglichen Zugeständnissen zur Lösung des Handelsstreits übermittelt.

US-Präsident noch nicht zufrieden

Trump betonte am Freitag aber, er sei trotzdem noch nicht dazu bereit, sich mit der Regierung in Peking zu einigen. „China will einen Deal machen“, sagte der Präsident im Weißen Haus. „Sie haben eine Liste mit Dingen geschickt, die sie bereit zu tun sind.“ Es sei eine „ziemlich vollständige Liste“ mit 142 Punkten, allerdings fehlten noch „vier oder fünf große Dinge“. Trump sagte: „Es ist für mich einfach noch nicht akzeptabel.“

Dax hat noch gute Laune

Der deutsche Leitindex startet freundlich in die neue Börsenwoche. Der Dax steht im frühen Handel 0,48 Prozent höher bei 11 395,08 Punkten. Der MDax verbucht einen Zuwachs von 0,50 Prozent auf 23 818,23 Punkte. Der EuroStoxx 50 legte ähnlich deutlich zu. Ob der deutsche Leitindex sein grünes Vorzeichen auch heute zu Handelsschluss über die Ziellinie bringt, ist eine spannende Frage. Wir hatten bereits in der vergangenen Woche einige „Achterbahn-Tage“ im Dax, die überwiegend im Minus endeten. England, Italien oder Donald Trump sind in der Lage jederzeit für einen Stimmungswechsel an den Märkten zu sorgen.

Autobauer hinken hinterher!

Die Experten haben es schon länger von den Dächern gepfiffen, jetzt ist es amtlich: Volkswagen-Chef Herbert Diess hat einen Rückstand bei der Entwicklung von autonom fahrenden Autos eingestanden. Man müsse zugeben, dass etwa die Google-Tochter Waymo bei fahrerlosen Fahrzeugen ein bis zwei Jahre vorn liege, räumte Diess laut „Welt am Sonntag“ bei einer Konferenz zur Künstlichen Intelligenz (KI) ein.

Kampfansage oder Durchhalteparole?

„Doch wir sind entschlossen aufzuholen. Das Spiel ist noch nicht verloren.“ Er verwies darauf, dass viel dabei von der staatlichen Regulierung abhänge. Jetzt soll der Staat seine schützende Hand über den Autobauern ausbreiten. Jahrelang wurde der Trend müde belächelt und jetzt sollen andere die Kohlen aus dem Feuer holen?

Zetsche sieht es ähnlich

Der Daimler-Vorstandschef sagte bei einem von der „Welt“ organisierten Treffen, die Entwicklung müsse Hand in Hand mit den Regulierern vorangetrieben werden: „Was wir nicht wollen, ist eine Regulierung, die der Industrie völlig freie Hand lässt, die einfach alles durchwinkt.“ Sonst zerstöre man bei den Menschen das Vertrauen in die neue Technologie. „Wenn wir zu forsch vorgehen, werden wir scheitern“, sagte Zetsche der Zeitung zufolge. Die andere Seite der Medaille könnte sein, dass die Konkurrenz den deutschen Autobauern immer mehr enteilt. Zetsche packt das Problem nur hübscher ein.

Grand City Properties verdient mehr.

Der Wohnungsvermieter Grand City Properties profitiert weiterhin von der hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in Großstädten. Dort steigen die Mieten schon seit Jahren und ein Ende ist nicht in Sicht. In den ersten neun Monaten stiegen die Miet- und Betriebseinnahmen im Vorjahresvergleich um 10 Prozent auf 403,6 Millionen Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen am Montag in Luxemburg mitteilte.

Das operative Ergebnis FFO 1 (Funds from Operations) stieg um 15 Prozent auf 149,8 Millionen Euro. Die Kennzahl gibt an, wie viel Geld dem Unternehmen aus dem laufenden Geschäft nach Abzug vor allem von Zinszahlungen und Steuern bleibt – daran orientiert sich die Dividendenzahlung. Grand City Properties peilt für das laufende Jahr beim FFO 1 weiterhin 197 Millionen Euro an.

Unter dem Strich stand im Berichtszeitraum ein Gewinn von knapp 441,2 Millionen Euro, das war 9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Wohnungen von Grand City Properties liegen überwiegend in Nordrhein-Westfalen sowie in Berlin, Dresden, Leipzig und Halle.

Kurz & knapp:

Lotto24: Am 19. November 2018 hat die ZEAL Network SE entschieden, den Aktionären der Lotto24 mit Sitz in Hamburg anzubieten, ihre auf den Namen lautenden nennwertlosen Stückaktien der Lotto24 mit einem rechnerischen Anteil am Grundkapital der Lotto24 von je EUR 1,00 im Wege eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots zu erwerben. Als Gegenleistung für je ca. 1,6 der zum Umtausch eingereichten Aktien von Lotto24 beabsichtigt ZEAL, vorbehaltlich der endgültigen Bestimmung der gesetzlichen Mindestpreise und der endgültigen Festlegungen in der Angebotsunterlage, eine neue, auf den Namen lautende Aktie der ZEAL mit einem Nennbetrag von EUR 1,00 anzubieten.

RTL: Die Investmentbank Equinet hat den Medienkonzern nach Zahlen von „Accumulate“ auf „Buy“ hochgestuft, das Kursziel aber von 72 auf 62 Euro gesenkt. Der Medienkonzern habe im dritten Quartal ein wenig enttäuscht und für das Schlussquartal vor einer nachlassenden Umsatzdynamik im deutschen Werbegeschäft gewarnt, begründete Analyst Mark Josefson in einer am Montag vorliegenden Studie seine gesenkten Gewinnprognosen. Doch RTL sei von diesen Erlösen weniger abhängig als die meisten Konkurrenten und habe zudem stabilere Umsatztrends als etliche Wettbewerber gezeigt. Das neue Anlagevotum begründete er mit dem 18-prozentigen Kurspotenzial.

Herzlich: Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft hat der legendäre New Yorker Spielzeugladen FAO Schwarz wiedereröffnet. Zum Auftakt bildeten sich am Freitag lange Schlangen vor dem neuen Standort am Rockefeller Center in Manhattan. 2015 hatte das damals älteste und bekannteste Spielzeuggeschäft der USA an der Südostecke des Central Parks, in dem auch mehrere Hollywood-Filme gedreht wurden, nach mehr als 150 Jahren geschlossen. Das Geschäft hatte seit 2009 zur Spielwarenkette „Toys“R“Us“ gehört, die die Schließung mit der steigenden Miete an der exklusiven Adresse an der New Yorker Fifth Avenue gleich gegenüber dem Plaza-Hotel begründet hatte. Danach übernahm der Einzelhandelskonzern ThreeSixtyGroup das Geschäft und eröffnete es nun an neuem Standort wieder. Besonders bekannt ist der Laden für ein überdimensionales Klavier, auf dem Besucher mit den Füßen spielen können – wie Hollywood-Star Tom Hanks 1988 in dem Film „Big“.

Von Markus Weingran

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Foto: AR Pictures / Shutterstock.com

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