Wirecard: Aktie verliert weiter an Boden – HSBC senkt Kursziel, CEO Braun wehrt sich im Interview gegen die „FT“ und neue Kooperation angekündigt

onvista · Uhr

Wirecard-Papiere tun sich am Donnerstag mit einer weiteren Stabilisierung schwer nach dem Kurseinbruch infolge neuerlicher Anschuldigungen der „Financial Times“. Aktuell verlieren die Papiere des Zahlungsabwicklers am Dax-Ende 5,18 Prozent auf 116,15 Euro. Am Dienstag waren sie zeitweise bis auf 107,80 Euro und damit das tiefste Niveau seit April abgesackt.

HSBC senkt Kursziel

Analyst Antonin Baudry von der HSBC kürzte in einer aktuellen Studie sein Kursziel von 225 auf 190 Euro, signalisiert damit aber immer noch ein Erholungspotenzial von fast 59 Prozent. Der neuerliche FT-Vorfall zeige, wie hilfreich eine Anlegerveranstaltung von Wirecard zum Thema Unternehmensführung und Umgang mit seinen Drittpartnern wäre, erklärte Baudry. Er wünscht sich insgesamt eine höhere Transparenz, glaubt aber weiter an die starken Fundamentaldaten.

Markus Braun wehrt sich entschieden gegen die FT

Wirecard-Chef Markus Braun sieht weiter keine Beeinträchtigung des Tagesgeschäfts angesichts der neuen kritischen Berichte der Financial Times. „Wir sehen keine Risiken für unser Geschäft“, sagte Braun am Mittwoch im Interview der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. „Das operative Geschäft läuft hervorragend, wir schließen einen großen Deal nach dem anderen ab.“

Die FT hatte am Vortag einen weiteren kritischen Artikel sowie interne Dokumente veröffentlicht und dem Konzern unsaubere Geschäftspraktiken bei der Rechnungslegung vorgeworfen. „Die Darstellung im Artikel ist inhaltlich substanzlos und falsch“, bekräftigte Braun das Dementi des Dax-Konzerns. Braun ist mit einem Anteil von 7 Prozent der größte Aktionär des Unternehmens.

„Alle Geschäftsbeziehungen, die in unseren Abschlüssen verbucht wurden, sind natürlich authentisch“, sagte er in Bezug auf die von der „FT“ aufgeworfenen Zweifel an Kundenbeziehungen. Seit geraumer Zeit veröffentlicht die Zeitung kritische Berichte rund um den deutschen Finanzkonzern mit Sitz in Aschheim bei München. Im Frühjahr hatte eine Artikelserie den Aktienkurs in gut einer Woche um fast die Hälfte abstürzen lassen. Im Zuge von Untersuchungen musste Wirecard dann einräumen, dass einige Geschäfte in Singapur falsch verbucht wurden, aber in deutlich geringerem Umfang als von der Zeitung suggeriert. Systematische Luftbuchungen schließt das Unternehmen aus.

Rechtliche Schritte eingeleitet

Der Fall beschäftigt weiter die Behörden. In Deutschland gehen Staatsanwaltschaft München und Finanzaufsicht Bafin dem Verdacht unerlaubter Marktmanipulation durch Spekulanten nach, die mit schlechten Nachrichten die Aktie unter Druck bringen und daran mittels sogenannter Leerverkäufe verdienen wollen. Die Bafin verbot zeitweise sogar neue Leerverkäufe mit der Wirecard-Aktie. Den neuerlichen Vorfall von Dienstag untersucht die Behörde ebenfalls in Abstimmung mit der Staatsanwaltsschaft München. Für ein erneutes Verbot von Leerverkäufen sehe die Bafin aber keinen Grund, sagte eine Sprecherin.

Das Unternehmen wiederum geht rechtlich per Strafanzeige gegen Mitarbeiter der Londoner Zeitung vor, weil sie mit Spekulanten unter einer Decke stecken sollen. Die „FT“ sieht sich allerdings nach eigens in Auftrag gegebenen Untersuchungen einer Anwaltskanzlei von diesen Vorwürfen entlastet. Das Unternehmen werte den Artikel des Journalisten als neuerlichen Versuch, von den Anschuldigungen abzulenken, sagte Braun.

Braun betrachtet die kritische Berichterstattung nicht als Gefahr

„Wir werden uns nicht davon abhalten lassen, uns auf die Weiterentwicklung unseres starken operativen Geschäfts zu konzentrieren“, fügte er an. Braun vermutet hinter den kritischen Berichten das Wirken von sogenannten Shortsellern, die mittels Leerverkäufen von Aktien Geld an sinkenden Kursen verdienen wollen. „Das Interesse an schlechter Berichterstattung könnte auch mit auslaufenden Optionen zusammenhängen.“

Auf längere Sicht bleibt Braun für die Anleger optimistisch. „Auf diese Art kann man Aktienkurse nicht dauerhaft unten halten, was man auch an der Entwicklung unseres Kurses über die letzten Jahre sieht“, sagte er.

Neue Kooperation angekündigt

Wie Wirecard zudem am Donnerstag in einer Pressemitteilung angekündigt hat, gibt es eine neue Kooperation mit der Schweizerischen Post. Die Bank wird dieBezahllösung für das Angebot „Your Gateway to China“ der Schweizerischen Post bereitstellen. Laut der offiziellen Pressemitteilung können Schweizer Einzelhändler ihre Produkte über diesen Service einfach auf den wichtigsten virtuellen Marktplätzen direkt den chinesischen Konsumenten anbieten. Von der Markteintrittsberatung über Logistik und Verzollung bis zur Anbindung an lokale Marktplätze bietet die Post für Schweizer kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) modular alles zur Markterschließung an. Eine breite Palette von Schweizer Qualitätsprodukten und bekannten Marken sind bereits auf den virtuellen Marktplätzen erhältlich. Im Auftrag der Schweizerischen Post wickelt Wirecard alle Transaktionen mit den führenden chinesischen Zahlungsmitteln ab.

„Wir freuen uns sehr über diese internationale Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Post“, kommentiert Marion Laewe, VP Sales Retail bei Wirecard. „Wir wollen Käufern und Verkäufern einfache und bequeme Checkout-Prozesse bieten, unabhängig davon, wo sie sich befinden. DieKollaboration ist eine weitere Entwicklung im Cross-Border E-Commerce, die wir in naher Zukunft auch in anderen Regionen einführen werden.“

Aktie weit entfernt vom Höchstkurs

Im Zuge des Dax-Aufstiegs vor gut einem Jahr hatte die Wirecard-Aktie bei 199 Euro den höchsten Stand erreicht, derzeit liegt sie mit gut 116 Euro deutlich davon entfernt. Anfang 2015 hatte der Kurs noch um die 40 Euro betragen. Schon im Februar 2016 hatte ein selbsternanntes Analysehaus mit einem dubiosen Research-Bericht die Aktie deutlich einbrechen lassen. Kräftiges Wachstum bei Umsatz und Ergebnis hatte den Kurs aber vor allem ab 2017 deutlich steigen lassen. Wirecard verdient sein Geld vor allem mit der Abwicklung von Zahlungen im Internet und profitiert daher im großen Stil vom Boom des Online-Shoppings.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Anton Garin / Shutterstock.com

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