Wirecard: Aktionäre sparen auf Hauptversammlung nicht mit Kritik – Braun „solle Teile seiner Macht abgeben“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Aktie des Bezahldienstleisters hat sich in den letzten Wochen zwar wieder ein sehr gutes Stück erholt, trotzdem sind die Investoren immer noch nicht zufrieden mit der Aufstellung des Dax-Konzerns. Nach wiederholten Kursstürzen bei der Aktie des Zahlungsdienstleisters Wirecard haben beunruhigte Aktionäre und Investoren ihrem Ärger Luft gemacht. Bei der Hauptversammlung des Dax -Unternehmens forderten mehrere Aktionärsvertreter unter Beifall der rund 1500 Aktionäre mehr Erklärungen und eine bessere Kommunikation von Vorstandschef Markus Braun und seinen Kollegen. „Mein Vorwurf ist die fehlende Transparenz“, sagte Daniela Bergdolt vom Aktionärsverein Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz am Dienstag in München. „Sie müssen informieren, sie müssen eine unabhängige Prüfung einleiten und die Ergebnisse veröffentlichen.“

Auch große Investoren sparten nicht mit Kritik. Die Kommunikationspolitik müsse „deutlich, deutlich proaktiver gestaltet werden“, forderte Nicolas Huber von der Investmentgesellschaft DWS, einer Tochter der Deutschen Bank. Die Aktien des Technologieunternehmens aus dem Münchner Vorort Aschheim waren in den vergangenen Monaten nach Berichten um Unregelmäßigkeiten in der Rechnungslegung einer Tochtergesellschaft in Singapur deutlich unter Druck geraten. Sowohl die Finanzaufsicht Bafin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft gehen dabei auch von Attacken durch Spekulanten aus. Zeitweise hatten die Wirecard-Papiere im Frühjahr innerhalb weniger Tage an der Frankfurter Börse rund die Hälfte ihres Werts verloren.

Wirecard hatte nach eingehender Prüfung Fehler in der Buchhaltung einräumen müssen, wenn auch in geringerem Umfang als durch die Wirtschaftszeitung „Financial Times“ in ihren Berichten suggeriert. Braun sprach am Dienstag erneut von „Qualitätsmängeln“, es habe keine schwerwiegenden Verstöße gegen rechtliche Vorgaben gegeben.

Auch die Deka Investment-Gesellschaft der Sparkassen rügte das Management. „Wirecard wird immer noch geführt wie ein Start-up“, sagte Deka-Vertreter Ingo Speich. Das sei für ein Dax-Unternehmen aber „völlig unangemessen“. Wirecard-Gründer und Vorstandschef Braun habe eine Machtkonzentration wie bei keinem anderen Dax-Unternehmen und solle „Teile seiner Macht“ abgeben. Braun ist mit rund 7 Prozent auch größter Aktionär des Konzerns. Die Expertise des Unternehmens bei Risikomanagement, Compliance und Recht müsse zudem „dringend“ ausgebaut werden, sagte Speich.

Hauptgeschäft von Wirecard ist die Abwicklung bargeldlosen Bezahlens sowohl online als auch in Geschäften. Ende März waren rund um den Globus rund 293.000 Händler angeschlossen.

Braun unterdessen konterte die Kritik mit der Geschäftsentwicklung. Die negative Berichterstattung habe dem Geschäft von Wirecard in keinster Weise geschadet. Eher das Gegenteil sei der Fall: Wirecard steuere auf ein absolutes Rekordhalbjahr zu.

Der Aktie schadet die dicke Luft auf der Hauptversammlung unterdessen nicht. Mit einem Plus von deutlich mehr als 2 Prozent ist das Wirecard-Papier der zweitstärkste Wert im deutschen Leitindex.

onvista/dpa-AFX

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER AM WOCHENENDE PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Foto: Homepage Wirecard

Neueste exklusive Artikel