Wirecard: CEO Braun – „Dauerhaft kann man den Aktienkurs so nicht unten halten“ ++ IBM: Schwaches Kerngeschäft sorgt für Einbußen ++ Trump: EU sollte wegen Strafzöllen keine Vergeltung üben

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die letzten Handelstage waren sehr erfreulich für den Dax: Mit 12.698 Punkten hatte der Leitindex am Vortag einen neuen Höchststand seit August 2018 erreicht. Im bisherigen Wochenverlauf hatte er bereits die Hürde von 12.500 Punkten und das bisherige Jahreshoch von Anfang Juli übersprungen. Auch heute Morgen halten sich die Märkte noch tapfer oben, die alten Problemherde zeigen jedoch langsam aber sicher wieder ihr altes Gesicht.

Zweifel an Trumps Deal

Zum einen kommen wieder Zweifel auf, ob Trumps Deal wirklich so toll ist, wie er lobpreist, oder ob überhaupt irgendetwas substanzielles dabei herum gekommen ist. Es herrscht Unsicherheit über Chinas tatsächliches Engagement bei den Agrargütern, vor allem da laut Berichten Details über den Zeitrahmen und der Menge der versprochenen Käufe fehlen. Während der Handelsgespräche in der vergangenen Woche sagte Präsident Donald Trump, China habe zugestimmt, US-Agrarprodukte im Wert von 40 bis 50 Milliarden US-Dollar „in weniger als zwei Jahren“ zu kaufen. Es ist jedoch unklar, was die USA als Gegenleistung für diesen Aspekt zugestehen müssen und ob die für Dezember geplanten Strafzölle als Hebel genutzt werden könnten.

Was ist dran an Trumps Deal?

Brexit bleibt sich treu und hat weiter keine Lösung

Auch beim Brexit bleibt es weiter spannend. Von Seiten der EU wurde nun mehrfach betont, dass man sich bei den wichtigsten Fragen, bei denen es vorher Monatelang keine Lösung gegeben hatte, nun geeinigt habe, eine schriftliche Vereinbarung ist jedoch immer noch nicht zustande gekommen. Zudem hat die nordirische DUP erneut ihren Unmut zu Teilen des Deals geäußert und stellt sich quer. Die Zeit läuft ab und eine Prognose, wie das Chaos-Thema Brexit nun endlich ausgehen wird, bleibt spannend.

DUP stellt sich quer – Pfund muss weiter Achterbahn fahren

US-Strafzölle gegen die EU

Der US-Präsident hat zudem die geplanten milliardenschwere US-Strafzölle auf EU-Importe verteidigt. Der Schritt sei lediglich ein Ausgleich dafür, dass die USA zuvor lange von der EU benachteiligt worden seien, sagte Trump am Mittwoch bei einem Treffen mit dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella im Weißen Haus. „Deshalb sollte es keine Vergeltung geben“, betonte er mit Blick auf eine mögliche Gegenreaktion der Europäer.

Die USA wollen von diesem Freitag an Strafzölle in Milliardenhöhe auf EU-Importe verhängen, weil der europäische Flugzeugbauer Airbus rechtswidrige EU-Subventionen erhalten hatte. Die Welthandelsorganisation (WTO) hatte am Montag in Genf grünes Licht für diese Strafzölle gegeben. Sie betreffen EU-Einfuhren in die USA im Umfang von 7,5 Milliarden Dollar. Betroffen sind neben Flugzeugen und Flugzeugkomponenten auch Produkte wie Käse, Schinken, Olivenöl und Wein. Dies trifft insbesondere Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien.

Mattarella warb für eine Verhandlungslösung in dem Streit. Es sei immer besser, Dinge durchzusprechen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Andernfalls drohe eine Spirale aus Strafzöllen, Vergeltungszöllen und weiteren Strafzöllen, mahnte er. Trump hielt dagegen, die Europäer hätten keinen Anspruch darauf, Vergeltungszölle zu verhängen. Er sagte, die USA schauten sich noch an, wie genau die Strafzölle auf die einzelnen EU-Länder aufgeteilt würden. Dabei habe die US-Regierung auch die Einwände Italiens im Blick.

Wie ist die Lage bei Wirecard?

Der Chef des Zahlungsdienstleisters Wirecard sieht weiter keine Beeinträchtigung des Tagesgeschäfts angesichts weiterer kritischer Berichte um Bilanzierungspraktiken. „Wir sehen keine Risiken für unser Geschäft“, sagte Markus Braun am Mittwoch im Interview der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. „Das operative Geschäft läuft hervorragend, wir schließen einen großen Deal nach dem anderen ab.“ „Alle Geschäftsbeziehungen, die in unseren Abschlüssen verbucht wurden, sind natürlich authentisch“, sagte er in Bezug auf die von der „FT“ aufgeworfenen Zweifel an Kundenbeziehungen.

Braun hat keine Angst, dass die Berichterstattung seinem Unternehmen langfristig Schaden zufügen wird. „Wir werden uns nicht davon abhalten lassen, uns auf die Weiterentwicklung unseres starken operativen Geschäfts zu konzentrieren“, fügte er an. Braun vermutet hinter den kritischen Berichten das Wirken von sogenannten Shortsellern, die mittels Leerverkäufen von Aktien Geld an sinkenden Kursen verdienen wollen. „Das Interesse an schlechter Berichterstattung könnte auch mit auslaufenden Optionen zusammenhängen.“ Auf längere Sicht bleibt Braun für die Anleger optimistisch. „Auf diese Art kann man Aktienkurse nicht dauerhaft unten halten, was man auch an der Entwicklung unseres Kurses über die letzten Jahre sieht“, sagte er.

Heute hat Wirecard zudem eine weitere Kooperation angekündigt: Die Bank wird dieBezahllösung für das Angebot „Your Gateway to China“ der Schweizerischen Post bereitstellen. Laut der offiziellen Pressemitteilung können Schweizer Einzelhändler ihre Produkte über diesen Service einfach auf den wichtigsten virtuellen Marktplätzen direkt den chinesischen Konsumenten anbieten. Von der Markteintrittsberatung über Logistik und Verzollung bis zur Anbindung an lokale Marktplätze bietet die Post für Schweizer kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) modular alles zur Markterschließung an. Eine breite Palette von Schweizer Qualitätsprodukten und bekannten Marken sind bereits auf den virtuellen Marktplätzen erhältlich. Im Auftrag der Schweizerischen Post wickelt Wirecard alle Transaktionen mit den führenden chinesischen Zahlungsmitteln ab.

Weitere Unternehmensnachrichten kurz und knapp:

Ericsson: Die erwartete Beilegung eines US-Korruptionsverfahrens hat den Netzwerkausrüster Ericsson tief in die roten Zahlen gerissen. Im dritten Quartal schrieben die Schweden einen Verlust von 6,9 Milliarden Schwedischen Kronen (637 Mio Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Vor einem Jahr hatte der Nokia-Rivale noch 2,7 Milliarden Kronen Gewinn gemacht. Im Tagesgeschäft läuft es wieder besser. Ericsson-Chef Börje Ekholm schraubte die Umsatzziele für das kommende Jahr vor allem wegen der guten Aussichten bei der neuen 5G-Technik auf 230 bis 240 Milliarden Kronen hoch, zuvor standen 210 bis 220 Milliarden im Plan.

Zooplus: Der Online-Tierbedarfshändler Zooplus hat im dritten Quartal erneut von seinen treuen Kunden und starken Eigenmarken profitiert. Im dritten Jahresviertel stieg der Umsatz um 14,2 Prozent auf 378 Millionen Euro, wie das SDax-Unternehmen am Donnerstag in München bei der Vorlage vorläufiger Zahlen mitteilte. Allerdings ließ die Wachstumsrate nach. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war Zooplus noch um rund 20 Prozent gewachsen.

Nestle: Ein starkes US-Geschäft und ein guter Lauf bei der Tiernahrung haben dem Schweizer Lebensmittelkonzern Nestle im abgelaufenen dritten Quartal weiteres Wachstum beschert. Allerdings litt das Unternehmen unter negativen Währungseffekten. Der Umsatz stieg um 2,9 Prozent auf rund 68,4 Milliarden Schweizer Franken (rund 62,1 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag in Vevey mitteilte. Das organische Wachstum, aus dem Wechselkurse sowie Zu- und Verkäufe herausgerechnet sind, betrug 3,7 Prozent. Mit dieser Kennziffer traf das Unternehmen exakt die Erwartungen der Analysten. Für das Gesamtjahr bestätigte Nestle seine Prognosen. Zudem habe der Verwaltungsrat beschlossen, im Zeitraum von 2020 bis 2022 bis zu 20 Milliarden Franken an die Aktionäre zurückzugeben, hieß es weiter. Dies solle wesentlich in Form von Aktienrückkäufen geschehen.

Corestate: Der Immobilienverwalter Corestate Capital hat nach dem Kurssturz am Vortag seine Jahresziele bestätigt. Der operative Geschäftsverlauf sei durchweg positiv und die Wachstumsaussichten über alle Geschäftsfelder und Produkte hinweg attraktiv, teilte das Unternehmen am Donnerstagmorgen mit. Die Aktien des Immobilienverwalters waren am Mittwochnachmittag nach Informationen über eine hohe Leerverkaufsposition auf Talfahrt gegangen. Laut „Bundesanzeiger“ hält der kalifornische Hedgefonds Muddy Waters Capital seit Dienstag eine Netto-Leerverkaufsposition über 0,50 Prozent des Aktienkapitals. Muddy Waters ist dafür bekannt, auf fallende Kurse zu wetten und gleichzeitig Rechercheergebnisse zu veröffentlichen, in denen sie auf angebliche Schwachstellen in den Unternehmen hinweisen. Die Aktie von Corestate Capital verlor am Mittwoch insgesamt fast 20 Prozent.

IBM: Der Computer-Dino IBM hat angesichts des anhaltend schwachen IT-Kerngeschäfts erneut Geschäftseinbußen verkraften müssen. Im dritten Quartal sank der Umsatz im Jahresvergleich um vier Prozent auf 18,0 Milliarden Dollar (16,3 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Mittwoch nach US-Börsenschluss in Armonk mitteilte. Der Nettogewinn aus dem fortgeführten Geschäft brach um 38 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar ein. Anleger reagierten enttäuscht und ließen die Aktie nachbörslich zunächst um knapp drei Prozent fallen, obwohl die Prognosen beim Gewinn sogar noch übertroffen wurden.

Zalando: Die Papiere von Zalando reagierten auf Tradegate mit einem Gewinn von 0,8 Prozent auf einen positiven Analystenkommentar. Das Investmenthaus Mainfirst stufte die Anteilscheine des Online-Modehändlers von „Underperform“ auf „Neutral“ hoch und hob das Kursziel von 31 auf 42 Euro an. Analyst Tobias Sittig erhöhte seine Schätzungen für den Umsatz und das operative Ergebnis (Ebit) von Zalando.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Anton Garin / Shutterstock.com

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