Wirecard: China-Expansion mit neuer Kooperation ausgeweitet ++ China: Konjunktur bröckelt weiter ++ Cisco: Prognose verschreckt Anleger

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax verharrt heute vorerst auf der Stelle, nachdem er gestern weiteren Tribut zollen musste. Die weitere Unklarheit im Handelsstreit gibt den Märkten vorerst keinen Anlass mehr, die Rallye weiter fortzusetzen. Derweil bleibt die Lage in Hongkong sehr angespannt: Den vierten Tag in Folge haben Demonstranten am Donnerstag dort Teile der Stadt zum Erliegen gebracht. Zumindest die Konjunktur kann jedoch positiv überraschen: Die Wirtschaftsleitung in Deutschland ist im Sommer überraschenderweise leicht gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erhöhte sich im dritten Quartal zum Vorquartal um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.

Weniger gut sieht es dagegen im Reich der Mitte aus: Chinas Wirtschaft schwächelt wegen des Handelskriegs in den USA, den Unruhen in Hongkong und einer schwachen Inlandsnachfrage weiter. Im Oktober enttäuschten sowohl die Industrieproduktion als auch der Einzelhandelsumsatz und die Sachanlage-Investitionen. Die Daten aus diesen Bereichen waren bereits in den vergangenen Monaten schwächer als erwartet ausgefallen.

Die Industrieproduktion ist im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,7 Prozent gestiegen. Im September war die Industrieproduktion noch um 5,8 Prozent geklettert. Experten hatten mit einer Abschwächung des Anstiegs gerechnet, dabei aber keinen so starken Rückgang auf dem Zettel. Der Einzelhandelsumsatz sei im Jahresvergleich um 7,2 Prozent gestiegen. Hier hatten Volkswirte mit einem Anstieg auf dem September-Niveau von 7,8 Prozent gerechnet. Die Investitionen in Sachanlagen erhöhten sich im laufenden Jahr bis Ende Oktober um 5,2 Prozent – das ist die geringste Wachstumsrate seit mindestens zwanzig Jahren. Bis Ende September hatte der Anstieg 5,4 Prozent betragen.

Experten sehen in den schwachen Daten einen weiteren Beleg, dass die Bemühungen der Regierung und Notenbank, die Wirtschaft zu beleben, nicht hinreichend greifen. Die HSBC-Expertin Julia Wang geht davon aus, dass die Schwäche der Wirtschaft noch länger anhält und sich im kommenden Jahr auch auf den Arbeitsmarkt auswirken wird. Dies würde dann wiederum die Nachfrage im Inland weiter belasten.

Innovationsexperte: Tesla-Fabrik bringt frischen Wind in deutsche Autolandschaft

Das angekündigte Werk des E-Autobauers Tesla bei Berlin kann nach Ansicht des Innovationsexperten Dietmar Harhoff den Wandel der deutschen Autoindustrie unterstützen. Die deutschen Autokonzerne hätten sich lange an den Verbrennungsmotor geklammert. „Da ist es gut, wenn sich hier ein Unternehmen niederlässt, das ganz anders darüber denkt. Das bringt Wind rein, das hilft uns, innovativer zu werden“, sagte Harhoff, der die Bundesregierung zum Thema Forschung und Innovation berät, der Deutschen Presse-Agentur.

Der Direktor des Max-Planck-Instituts in München bezeichnete Teslas Standortentscheidung für Deutschland zudem als „Auszeichnung“. Tesla-Chef Elon Musk habe sich anstelle von Billiglohnländern für deutsche Standards und Qualität entschieden. Der daraus entstehende Wettbewerb wirke sich auch auf die Konkurrenz aus. „Die deutschen Autobauer müssen sich jetzt sputen, weil ihnen jemand im Heimatland die Butter vom Brot zu nehmen droht“, sagte Harhoff.

Tesla hatte am Dienstagabend angekündigt, eine Fabrik für Elektroautos in Grünheide bei Berlin zu bauen. Nach Angaben aus Berlin und Brandenburg könnten durch die Entscheidung des US-Herstellers bis zu 8000 Arbeitsplätze in der Region entstehen.

Wirecard setzt seine China-Expansion mit weiterer Kooperation fort

Wirecard erweitert sein Geschäft mit großen chinesischen Partnern durch eine neue Kooperation mit YeePay. Als führender unabhängiger Mobile- und Online-Acquirer in China für die Airline- und Reisebranche arbeitet YeePay mit allen kommerziellen chinesischen Fluggesellschaften und großen Reisebüros in China zusammen. Wirecard und YeePay kooperieren, um diesen Kunden künftig Bezahlprozesse außerhalb Chinas anzubieten, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des Untenrehmens.

YeePay, ein führender E-Payment-Dienstleister in China, verzeichnete 2018 ein Transaktionsvolumen von rund 34 Milliarden Euro im Bereich Fluggesellschaften und Reisen – fast alle davon online-basiert. Durch die Kooperation mit Wirecard kann YeePay nun internationale Zahlungen mit einem potenziellen Transaktionsvolumen von über 17 Milliarden Euro zusätzlich ermöglichen, die fortan von Wirecard abgewickelt werden.

„Wir freuen uns über die neue Partnerschaft mit YeePay, durch die wir fortan vom Status und der Expertise des Unternehmens im chinesischen Airline- und Reisemarkt profitieren“, kommentiert Jörg Möller, EVP Travel & Mobility bei Wirecard. „Wirecard ist bereits einer der größten internationalen Acquirer für Fluggesellschaften außerhalb Chinas und arbeitet mit mehr als 100 Fluggesellschaften weltweit. Die Kooperation mit YeePay und seinen Kunden ermöglicht es uns, unsere Präsenz in diesem ständig wachsenden Marktsegment weiter auszubauen.“

Unternehmensmeldungen kurz und knapp:

Hapag-Lloyd: Die Container-Reederei Hapag-Lloyd wird nach einem Gewinnsprung im Sommer etwas optimistischer für das laufende Jahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte 2019 den oberen Bereich der Zielspanne von 500 bis 900 Millionen Euro erreichen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mit. Analysten rechnen bisher im Schnitt mit 737 Millionen Euro. Bei dem Gewinn dürften der Reederei auch positive Effekte aus einer veränderten Rechnungslegung in die Karten spielen. Im dritten Quartal steigerte Hapag-Lloyd den Gewinn trotz grassierender Handelskonflikte und einer stagnierenden Transportmenge deutlich. Dazu trugen höhere Preise für den Transport von Frachtcontainern bei. So stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf gut 3,2 Milliarden Euro. Das Ebit sprang um 22 Prozent auf 253 Millionen Euro nach oben und übertraf damit die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Der Nettogewinn legte um fast ein Drittel auf 150 Millionen Euro zu.

Deutsche BankDie US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Deutsche Bank von 8,20 auf 8,00 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Neutral“ belassen. Unter den europäischen Banken hätten die Institute mit größeren Investmentbanking-Aktivitäten im dritten Quartal durchschnittlich schlechter abgeschnitten als die Universalbanken, schrieb Analyst Jernej Omahen in einer am Donnerstag vorliegenden Branchenstudie. Innerhalb der ersten Gruppe bestehe aber eine große Divergenz bei den Finanzkennziffern. Seine „Top Picks“ sind BNP Paribas, Credit Suisse und HSBC.

Zooplus: Der Online-Tierbedarfshändler Zooplus schreibt weiter tiefrote Zahlen. Unter dem Strich stand nach den ersten drei Quartalen ein Verlust von 10,6 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor lag der Verlust bei 5,7 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern (Ebt) lag im Berichtszeitraum bei minus 13,9 Millionen Euro und fiel damit deutlich schlechter aus als ein Jahr zuvor mit 7,6 Millionen Euro. Zooplus begründete dies mit höheren Investitionen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich dagegen auf 6,7 Millionen Euro, nach zuvor minus 0,5 Millionen Euro. Wie bereits bekannt, hatte Zooplus den Umsatz in den ersten neun Monaten zwar um rund 13 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro steigern können, allerdings hatte sich das Wachstum abgeschwächt. Seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigte Zooplus. Demnach peilt der Konzern weiter ein Umsatzplus von 14 bis 18 Prozent an, das Ebitda soll zwischen 10 und 30 Millionen Euro liegen.

Henkel: Der Gewinn des Konsumgüterkonzerns Henkel ist im dritten Quartal gesunken. Ein schwieriges Marktumfeld sowie Investitionen belasteten das Ergebnis, wie das Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sank um 8,2 Prozent auf 850 Millionen Euro, die entsprechende Umsatzrendite verschlechterte sich um 1,7 Prozentpunkte auf 16,7 Prozent. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie nahm um 9,5 Prozent auf 1,43 Euro ab. Der Umsatz stieg zwar leicht um 0,8 Prozent auf rund 5,1 Milliarden Euro, aus eigener Kraft verzeichnete Henkel jedoch einen Rückgang um 0,3 Prozent. Das konjunktursensible Klebstoffgeschäft musste dabei wegen der Schwäche der Automobilindustrie ein organisches Umsatzminus von 2,4 Prozent hinnehmen. Das Ergebnis des renditestärksten Geschäft sank. Ebenfalls schwächer entwickelte sich das Geschäft mit Haar- und Körperpflege. Die Jahresprognose bestätigte der Konzern.

Merck: Der Spezialchemie- und Pharmakonzern Merck KGaA setzt sich angesichts gut laufender Geschäfte im dritten Quartal höhere Umsatz- und Ergebnisziele für das laufende Jahr. Die Erlöse sollen 2019 nun auf 15,7 bis 16,3 Milliarden Euro steigen, wie der im Dax notierte Konzern am Donnerstag in Darmstadt mitteilte. Zuvor wurden 15,3 bis 15,9 Milliarden Euro angepeilt. Beim um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet der Konzern nun 4,23 bis 4,43 Milliarden Euro. Zuvor betrug die Spanne 4,15 bis 4,35 Milliarden. Im Zeitraum Juli bis September legten die Konzernerlöse um 8,1 Prozent auf 4,05 Milliarden Euro zu. Das bereinigte Ebitda kletterte unter anderem wegen Kosteneinsparungen noch deutlicher um 15,4 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro. Das Wachstum aus eigener Kraft machte dabei 9,8 Prozent aus. Unter dem Strich belief sich der Gewinn auf 343 Millionen Euro, ein leichtes Plus von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Cisco: Der US-Netzwerk-Spezialist Cisco hat Anleger mit seinem Blick in die Zukunft verschreckt. Der Umsatz werde im laufenden Quartal um drei bis fünf Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum sinken, teilte das Unternehmen am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit. Analysten hatten bisher hingegen mit einem Plus von 2,68 Prozent gerechnet. Im nachbörslichen Handel sackte der Cisco-Aktienkurs in einer ersten Reaktion um mehr als fünf Prozent ab. Cisco-Chef Chuck Robbins sprach in der Mitteilung von einem „herausfordernden makroökonomischen Umfeld“. Der US-chinesische Handelsstreit und die sich abschwächende weltweite Wirtschaftsdynamik zwingen die Kunden des Unternehmens offenbar weiter zur Investitionszurückhaltung. Im ersten Geschäftsquartal war der Umsatz noch um 1 Prozent auf 13,2 Milliarden US-Dollar gestiegen. Der Gewinn fiel unter dem Strich um 18 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar. Cisco stellt vor allem sogenannte Router und Switches für den Internet- und Datenverkehr her. Die Technik steckt etwa in vielen Firmen-Netzwerken. Zuletzt hatte der Konzern aber auch verstärkt das Service- und Sicherheitsgeschäft im Blick.

K + S: Eine unerwartet deutliche Senkung des Jahresgewinnziels durch K+S hat die Aktien des Dünger- und Salzkonzerns am Donnerstagmorgen belastet. Sie fielen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um 1,73 Prozent auf 12,45 Euro. So drosselt der MDax-Konzern wegen einer schwachen Nachfrage nach Kalidünger die Produktion weiter, was die Gewinnentwicklung belastet. Derweil lief es im dritten Quartal laut einem Händler etwas besser als gedacht. K+S hatte bereits im September eine erste Kürzung der Produktion bekannt gegeben, woraufhin sich die Talfahrt der Aktien beschleunigte bis auf ein 14-Jahrestief von 11,885 Euro im Oktober. Laut dem Analysten Jonas Oxgaard von Bernstein Research könnten sich die umfangreichen Produktionskürzungen vieler Kalihersteller schon bald auszahlen: Denn sind die Lager der Kunden erst einmal wieder leer, dürfte die Nachfrage anziehen und damit auch die Preise.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Anton Garin / Shutterstock.com

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