Wirecard: Goldman Sachs wird etwas skeptischer ++ Lufthansa: Greift der Kranich Alitalia unter die Arme? ++ Gerresheimer: Quartalszahlen überzeugen nicht richtig

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die neue Hoffnung, die sich im Handelsstreit breit gemacht hat, bestätigt eigentlich nur das bisherige Gerücht. Aus diesem Grund ist die Reaktion der Märkte nicht ganz verständlich. Anfang der Woche hatte Bloomberg bereits vermeldet, dass China sich sträube ein umfassendes Handelsabkommen mit den USA abzuschließen. Daraufhin waren die Märkte in Lauerstellung gegangen.

Umfassendes Abkommen strebt China wohl nicht an

Die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch dann unter Berufung auf einen mit den Verhandlungen vertrauten Regierungsvertreter, dass China zu einem teilweisen Abkommen bereit sei, so lange die US-Regierung unter Präsident Donald Trump keine weiteren Strafzölle auf chinesische Waren erhebe. Dies beziehe sich auch auf die bereits angekündigten neuen Zölle, die im Oktober und im Dezember in Kraft treten sollen. Im Gegenzug sei Peking unter anderem zum Kauf von US-Agrarprodukten bereit, berichtete Bloomberg weiter ohne nähere Details zu nennen.

Nach dem Abbruch der letzten Verhandlungen hatte Trump diesen Schritt eigentlich als Voraussetzung für weitere Gespräche gefordert. Daher ist wohl nicht anzunehmen, dass die USA sich mit diesen Zugeständnissen zufriedengeben dürften. Das sieht ganz und gar nicht nach dem „Great Deal“ aus den Trump schon so oft angekündigt hat und der dann immer wieder ausgeblieben ist. Daher dürfte der Ausgang der heute beginnenden Handelsgespräche weiter offen sein.

Dax bleibt verhalten

Der deutsche Leitindex scheint der angeblichen Annäherung heute auch nicht mehr so recht zu trauen. Der Dax startet ohne große Bewegung in den Handelstag und liegt mit 12.076,98 Punkten  0,14 Prozent im Minus. Die Rezessionsängste der Anleger erhalten heute auch neues Futter. Die deutschen Exporte sind deutlich stärker gefallen als erwartet.

Rückgang fast doppelt so groß wie erwartet

Die deutsche Exportwirtschaft hat im August einen unerwartet starken Dämpfer erhalten. Die Ausfuhren deutscher Waren fielen im Vergleich zum Vormonat um 1,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur einen Rückgang um 1,0 Prozent erwartet. Im Juli waren die deutschen Ausfuhren allerdings etwas stärker gestiegen als bisher bekannt. Das Bundesamt revidierte den Anstieg von zuvor 0,7 auf 0,8 Prozent.

Die Einfuhren ausländischer Waren stiegen im August wie erwartet um 0,5 Prozent im Monatsvergleich. Der Überschuss in der deutschen Handelsbilanz betrug 16,2 Milliarden Euro. Von Experten war ein Überschuss von 18,8 Milliarden Euro erwartet worden.

Wirecard: Goldman Sachs nimmt Aschheimer von der „Conviction Buy List“

Die Berg- und Talfahrt bei der Aktie von Wirecard dürfte heute weiter gehen. Nachdem die Prognoseerhöhung für 2025 das Wertpapier nicht beflügelt hatte, zog der Kurs jedoch am Mittwoch stärker an. Heute gibt es dafür wieder nicht so gute Nachrichten für den Bezahldienstleister aus Aschheim. Goldman Sachs wird etwas skeptischer.

Die US-Investmentbank hat die Wirecard-Aktie von der "Conviction Buy List" gestrichen. Die Einstufung wurde zugleich aber auf "Buy" mit einem Kursziel von 230 Euro belassen. Analyst Mohammed Moawalla begründete die Herausnahme aus der Auswahlliste mit attraktiveren Investmentchancen innerhalb des Sektors zur Zahlungsdienstleistungen. Seine Einschätzung, dass der Zahlungsabwickler besser als die Branche insgesamt abschneiden werde, habe aber Bestand, schrieb der Experte in einer am Donnerstag vorliegenden Studie.

Lufthansa: Beteiligung an Rettunsaktion für Alitalia

Die Lufthansa prüft Kreisen zufolge eine Beteiligung an der geplanten Rettungsaktion für die insolvente italienische Fluggesellschaft Alitalia. Dem Plan zufolge würde sich der Dax -Konzern anstelle des amerikanischen Rivalen Delta Air Lines in einer Partnerschaft an der Rettung beteiligen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mehrere Eingeweihte berichtete. Dem Vernehmen nach will die Lufthansa wegen der angepeilten Wende bei der Tochter Eurowings kein eigenes Eigenkapital zuschießen, das Engagement bei Alitalia würde sich demzufolge auf anderweitige Unterstützung beschränken, hieß es von einer der informierten Personen.

Neben der Lufthansa wären weiterhin die staatliche italienische Bahngesellschaft Ferrovie dello Stato Italiane (FS) sowie die Beteiligungsfirma Atlantia der Familie Benetton an dem Rettungsplan beteiligt. Ein Lufthansa-Sprecher verwies darauf, dass der Konzern seit langem die große Bedeutung des italienischen Marktes für das eigene Unternehmen betone und sich eine kommerzielle Partnerschaft rund um das Thema vorstellen könne. Darüber hinaus wollte er zu Spekulationen keine Stellung nehmen. Auch die italienische Nachrichtenagentur Ansa hatte zuvor über entsprechende Informationen berichtet.

Alitalia hatte vor mehr als zwei Jahren Insolvenz angemeldet und fliegt derzeit mit einem Brückenkredit der italienischen Regierung. Die Lufthansa hatte bereits früher Interesse an Alitalia angemeldet.

Kurz & knapp:

Gerresheimer:  Das Wachstum des Spezialverpackungsherstellers Gerresheimer hat im dritten Geschäftsquartal wegen einer schwächeren Nachfrage nach Glasverpackungen in Nordamerika nachgelassen. Der Umsatz stieg im dritten Geschäftsquartal bis Ende August zum Vorjahreszeitraum um 1,4 Prozent auf 358,6 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel dabei um 2,3 Prozent auf 72,2 Millionen Euro.  Unter dem Strich verdiente der MDax-Konzern mit 30,7 Millionen Euro 5,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dabei machte sich allerdings auch ein Sondereffekt bemerkbar: So hatte das Unternehmen vor einem Jahr eine Entschädigung im Zusammenhang mit einem verlorenen Inhalatoren-Auftrag in einem Schweizer Werk erhalten.

Die Jahresziele bestätigte der seit gut einem Jahr amtierende Konzernchef Dietmar Siemssen. Der Umsatz soll demnach auf 1,4 bis 1,45 Milliarden Euro steigen und der bereinigte operative Gewinn 295 Millionen Euro plus, minus 5 Millionen Euro erreichen.

Südzucker: Europas größter Zuckerproduzent hat seine Jahresprognose trotz sinkender Umsatz- und Gewinnzahlen bestätigt. Wie der SDax-Konzern am Donnerstag in Mannheim mitteilte, sank der Umsatz im ersten Halbjahr auf 3,31 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 3,48 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verringerte sich auf 74 Millionen Euro nach 139 Millionen ein Jahr zuvor. Dieser Rückgang sei im Wesentlichen auf die Verluste im Segment Zucker zurückzuführen. Der Konzern leidet schon länger unter niedrigen Zuckerpreisen. Dazu kommt eine geringere Absatzmenge infolge der mauen Rübenernte im vergangenen Jahr im Zuge der Trockenheit.

Apple: Nach scharfer Kritik aus China hat der Technologie-Konzern eine App aus seinem Angebot entfernt, die Demonstranten in Hongkong bei ihren Protesten die Standorte der Polizeieinheiten anzeigte. Die Macher von "hkmap.live" teilten am Donnerstag auf Twitter mit, dass Apple das Programm aus dem App-Store gelöscht habe. Demnach begründete der Konzern seine Entscheidung damit, dass die mobile Verkehrsanwendung die Strafverfolgung behindert und Bewohner Hongkongs gefährdet habe. Zuvor hatte China dem iPhone-Konzern vorgeworfen, die Demonstranten in Hongkong zu unterstützen. Die App mache es Demonstranten leichter, sich an gewalttätigen Aktionen zu beteiligen, kritisierte am Mittwoch das Parteiorgan "Volkszeitung". "Apples Zustimmung zu der App hilft natürlich den Randalierern. Was ist die tatsächliche Absicht?", schrieb das Blatt.

Von Markus Weingran/ dpa-AFX

Foto: Anton Garin / Shutterstock.com

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