Wirecard: Goldman stuft ab und belässt Adyen auf „Conviction Buy List“ ++ VW: Operatives Ergebnis bricht um 3 Milliarden Euro ein ++ Infineon: Keine Staatshilfen oder Kapitalerhöhung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Aussichten auf eine kleine Rückkehr Richtung Normalität treiben die Märkte wieder ein Stück weiter an. Donald Trump gab in der Nacht auf Freitag seinen Plan zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise bekannt. Der US-Präsident will das Land mit neuen Richtlinien in drei Phasen auf den Weg zur Normalität zurückführen und die Wirtschaft graduell wieder öffnen. Eine landesweite Schließung könne keine langfristige Lösung sein, sagte er am Donnerstagabend im Weißen Haus. „Wir müssen eine funktionierende Wirtschaft haben. Und wir wollen sie sehr, sehr schnell zurückhaben“, sagte er.

Chinas Wirtschaft schrumpft zum ersten Mal

Am frühen Freitagmorgen wurden bereits die Daten für das Wirtschaftswachstum Chinas veröffentlicht. Chinas Wirtschaft ist wegen der Corona-Pandemie erstmals seit Jahrzehnten geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt sank im ersten Quartal im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres um 6,8 Prozent. Es ist der erste negative Wert seit mindestens 1992, als die Volksrepublik damit begann, Wachstumszahlen quartalsweise zu veröffentlichen. Der Rückgang fiel zudem etwas stärker aus als von Experten erwartet – positiv überrascht haben dagegen Daten von der Industrie. Hier sank die Produktion im März nicht so stark wie befürchtet.

Autokauf halbiert sich in der Eurozone

Die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union sind im März in der Corona-Krise eingebrochen. In den 27 Ländern der EU ohne Großbritannien gingen die Zulassungen zum Vorjahresmonat um 55,1 Prozent auf 567.308 Autos zurück, wie der europäische Branchenverband Acea am Freitag in Brüssel mitteilte. Die allermeisten Autohäuser in Europa seien während der zweiten Märzhälfte wegen behördlicher Anweisungen geschlossen gewesen.

Einen besonders starken Rückgang gab es in Italien, wo die Zulassungen um 85,4 Prozent auf 28 326 Autos fielen. In Frankreich ging es um 72,2 Prozent und in Spanien um 69,3 Prozent herunter. Deutschland verzeichnete ein Minus von 37,7 Prozent.

Unter den dortigen Herstellern verzeichnete der VW-Konzern einen Einbruch von 46,2 Prozent. Bei BMW ging es zum Vorjahresmonat um 40,7 Prozent bergab, bei Daimler um 39,4 Prozent. Die französischen Hersteller PSA und Renault mussten dagegen Einbrüche von mehr als 60 Prozent hinnehmen.

Dax marschiert mit viel Schwung Richtung Wochenende

Eine deutliche Erholung am deutschen Aktienmarkt scheint dem Dax am Freitag in letzter Minute noch ein positives Wochenergebnis einzubringen. Dank neuer Hoffnungstreiber in der Corona-Krise kletterte der Leitindex im frühen Handel um drei Prozent auf 10.610,74 Punkte. Vor Ostern war er bei knapp 10.565 Punkten aus dem Handel gegangen. Für die mittelgroßen Werte im MDax ging es im frühen Freitagshandel um 2,91 Prozent auf 22.426,61 Punkte nach oben, während der EuroStoxx auf europäische Bühne um 2,90 Prozent auf 2.894,03 Zähler vorrückte. Allgemein gehörten etwa Werte aus der Autoindustrie zu den großen Gewinnern.

Für Rückenwind sorgte der späte Dreh ins Plus an den US-Börsen am Vorabend. Analyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda verwies unter anderem auf Nachrichten, die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Corona-Lage geweckt hätten. So gebe es erneut vage Berichte, dass das Medikament Remdesivir des Pharmaunternehmens Gilead Sciences  Erfolge bei Covid-19-Patienten erzielt habe.

Goldman Sachs stuft Wirecard auf „Halten“

Die US-Investmentbank hat die Einstufungen für den Dax-Konzern und Konkurrenten Adyen aktualisiert. Dabei kommt das niederländische Pendant deutlich besser Weg. Goldman Sachs hat das Kursziel für Adyen angesichts der Corona-Krise von 1015 auf 1000 Euro gesenkt, die Papiere angesichts des Kurspotenzials aber auf der „Conviction Buy List“ belassen. Kurzfristig dürfte Bezahldienstleistern angesichts der Folgen der Corona-Krise mit einem Einbruch des Reiseverkehrs sowie einer rückläufigen Nachfrage nach nicht lebenswichtigen Konsumgütern Gegenwind ins Gesicht blasen, schrieb Analyst Mohammed Moawalla in einer am Freitag vorliegenden Studie. 2021 sollte sich das Erlöswachstum dann aber kräftig erholen. Adyen kommt nach der Studie deutlich besser weg als Wirecard.

Die US-Investmentbank hat Wirecard nach zuletzt überdurchschnittlicher Kursentwicklung von „Buy“ auf „Neutral“ abgestuft. Analyst Mohammed Moawalla hob das Kursziel von 115 auf 130 Euro an, da es nun auf den Erwartungen für 2021 beruhe. Die Anleger nehmen die Abstufung heute allerdings nur zur Kenntnis. Die Aktie liegt deutlich über ein Prozent im Plus.

VW: Prognose für 2020 wird aufgegeben

Nach dem Zurückziehen der Jahresprognose wegen der Corona-Pandemie veröffentlicht der Volkswagen-Konzern am Freitag (11.00 Uhr) seine Auslieferungszahlen für das erste Quartal. Der weltgrößte Autobauer hatte am Donnerstag über deutliche Einbußen aufgrund der Krise informiert und sich keine Jahresprognose mehr zugetraut.

Nach den vorläufigen Zahlen aus dem ersten Quartal ging der Umsatz von 60 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 55 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis sackte auf rund 900 Millionen Euro ab. Vor einem Jahr hatte es noch bei 3,9 Milliarden Euro gelegen.

Derzeit will der VW-Konzern auch in Europa und Nordamerika die Produktion mit besseren Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter wieder stufenweise hochfahren. Noch im April sollen die Werke in Zwickau, Wolfsburg, Emden und Hannover wieder beginnen. VW setzt dabei darauf, dass sich die Verhältnisse ähnlich schnell normalisieren könnten wie in China, wo die Pandemie ausgebrochen war.

Kurz & knapp:

 Infineon: Der Chiphersteller denkt im Moment nicht an Staatshilfe. Das Unternehmen verfügt nach Einschätzung von Vorstandschef Reinhard Ploss „aus heu­ti­ger Sicht über ge­nü­gend ei­ge­ne Li­qui­di­tät, um die Si­tua­ti­on zu meis­tern“. Da­her ha­be man kei­nen An­trag ge­stellt. „Na­tür­lich be­ob­ach­ten wir die wei­te­re Ent­wick­lung der Si­tua­ti­on ge­nau“, betonte der Manager in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitagausgabe) allerdings. Auch eine zusätzliche Mittelaufnahme aus eigener Kraft mittels Kapitalerhöhung steht Ploss zufolge nicht auf der Agenda. So sei die Finanzierung der jüngst abgeschlossenen Übernahme des US-Wettbewerbers Cypress „bereits im vergangenen Sommer voll gesichert worden“. In wel­cher Form und wann ein wei­te­rer Ei­gen­ka­pi­tal-Schritt er­fol­gen könn­te, prü­fe man. „Si­cher­heit hat Prio­ri­tät, aber es gibt kei­nen Zeit­druck“, betonte Ploss.

Boeing: Der angeschlagene US-Luftfahrtriese Boeing will die aufgrund der Corona-Krise gestoppte Flugzeugproduktion schon in der kommenden Woche wieder anlaufen lassen. Der Betrieb in den Fabriken in der Region Puget Sound im Bundesstaat Washington solle ab 20. April schrittweise wieder hochgefahren werden, teilte der Airbus-Rivale am Donnerstag (Ortszeit) in Seattle mit. Boeings Aktie reagierte nachbörslich mit einem über achtprozentigen Kurssprung. Rund 27 000 Beschäftigte sollen laut Boeing die Arbeit wieder aufnehmen. Wegen der Corona-Pandemie war die Fertigung im vergangenen Monat auf unbestimmte Zeit angehalten worden.

LVMH: Die weltweite Corona-Pandemie trifft den französischen Luxusgüterkonzern mit voller Wucht. Der Umsatz bricht ein, die Dividende wird gekappt, Investitionen werden gekürzt und auch sonst muss der in den vergangenen Jahren so erfolgreiche Konzern an allen Ecken und Enden sparen, um die Folgen der Krise abzufedern. Hoffnung macht aber die Entwicklung in China, wo das Geschäft vor allem am Anfang des Jahres stark gelitten hatte. Dort habe sich die Lage zuletzt zumindest wieder etwas erholt. „Die Krise ist extrem heftig“, zeigte sich LVMH-Finanzvorstand Jean Jacques Guiony bei einer Telefonkonferenz zurückhaltender. Sie hinterlasse tiefe Spuren in allen Bereichen und werde die Investitionen des Konzerns lange beeinflussen. So will der Konzern die Bilanz schonen – und auch die Aktionäre bekommen es direkt zu spüren. So soll die Gewinnbeteiligung für das vergangene Jahr nur noch 4,80 Euro je Aktie betragen, teilte LVMH am Donnerstag in Paris mit. Ende Januar hatte LVMH noch eine Dividende von 6,80 Euro in Aussicht gestellt. Der Umsatz sank im ersten Quartal bereinigt um die Effekte von Übernahmen und Wechselkursumrechnungen um 17 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro.

Uber: Der Fahrdienstvermittler kündigt wegen der Corona-Krise milliardenschwere Abschreibungen an und zieht seine Jahresprognose zurück. Das Unternehmen teilte am Donnerstag nach US-Börsenschluss mit, dass der Verlust im ersten Quartal aufgrund von Abwertungen in der Bilanz um 1,9 Milliarden bis 2,2 Milliarden Dollar (2,0 Mrd Euro) höher als bislang angenommen ausfallen dürfte. Uber steckt ohnehin schon tief in den roten Zahlen, im Schlussquartal 2019 hatte der Konzern ein Minus von 1,1 Milliarden Dollar verbucht. Die am 6. Februar ausgegebenen Geschäftsprognosen für das laufende Jahr zog Uber zurück – angesichts der Corona-Pandemie sei es derzeit unmöglich, Vorhersagen zu Finanzergebnissen zu machen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto : Hompage Wirecad

- Werbung -

Mit Wechselpilot jährlich bis zu 500 € Energiekosten sparen

Nie wieder zu viel für Strom & Gas zahlen! Der preisgekrönte Wechselservice findet für Sie jedes Jahr automatisch den besten Tarif und kümmert sich zuverlässig um Ihren Wechsel. Einmal anmelden, jedes Jahr sparen.

Zur Anmeldung ->>>>>

Meistgelesene Artikel