Wirecard: Großer Coup mit Aldi unter Dach und Fach ++ Bayer: Gericht hält 2 Milliarden Dollar Schadensersatz für zu hoch ++ Sartorius: Ausblick wird noch besser

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Donnerstag nach Börsenschluss gab es noch zwei erfreuliche Meldungen. Zum einen vermeldete die Münchener Rück das der Gewinn im zweiten Quartal bei etwa einer Milliarde Euro liegen dürfte und BMW verkündete wer der neue Häuptling des bayerischen Autobauers wird.

Zwei Wochen nach dem Rücktritt von Konzernchef Harald Krüger hat der Aufsichtsrat des Münchner Autokonzerns den bisherigen Produktionsvorstand Oliver Zipse zum Nachfolger berufen. Der 55 Jahre alte Ingenieur übernimmt den Vorstandssitz schon in vier Wochen, am 16. August, wie das Unternehmen am Donnerstagabend mitteilte.

Ähnlich wie bei Daimler dürfte der Sprung auf den Chef-Sessel keine leichte Aufgabe für Zipse werden. Viele Experten gehen davon aus, dass die Münchener gerade bei den wichtigsten Themen Elektromobilität und Autonomes Fahren ins Hintertreffen geraten sind und nun schleunigst aufholen müssen. Dieser Kraftakt ist mit enormen Kosten verbunden. Daher dürfte es spannend sein, ob auch Oliver Zipse den Resetknopf drückt wie Ola Källenius.

Der neue Daimler-Chef hatte innerhalb von drei Wochen zwei Gewinnwarnungen rausgehauen. Damit ist die Ära Dieter Zetsche in Stuttgart abgeschlossen und Källenius hat die Messlatte für die Zukunft auf eine ganz andere Höhe gelegt. Somit kann der Konzern in der Zukunft eigentlich nur noch positiv überraschen.

Daher wird es spannend, wo der neue Mann am BMW-Lenkrad die Messlatte für den Autobauer sieht und ob er auch reinen Tisch macht und sie tiefer legt, damit er in Zukunft auch Fortschritte vermelden kann. Bei Vorstandswechseln in schwierigen Zeiten für den Konzern wird dieser Weg sehr oft eingeschlagen. Schließlich will sich der Nachfolger ja nicht jahrelang an den Altlasten seines Vorgängers abarbeiten, sondern seine Fortschritte in den Vordergrund stellen. In vielen Fällen läuft dieser Vorgang dann über eine reinigende Gewinnwarnung. Mal sehen, ob bei BMW jetzt auch eine kommt.

Dax möchte versöhnlich ins Wochenende gegen

Bislang hat der deutsche Leitindex in dieser Woche fast 0,8 Prozent verloren. Bedenkt man die Stimmung am deutschen Markt ist das nicht sonderlich viel. Von seinem Jahreshoch bei 12.656 Punkten ist der Dax um fast 4 Prozent zurückgekommen. Angesichts der allgemeinen Lage ist das auch nicht die Welt. Es gibt viele Krisenherde und die trotzdem rennen die US-Indizes in immer neue Höhen. Jeder der die Börse kennt, weiß das sie keine Einbahnstraße Richtung Himmel ist.

Ende 2018, als der Dax auf Jahressicht deutlich im Minus lag, hätten viele Experten wohl den aktuellen Stand am Ende von 2019 gefeiert. Auf einmal ist ein Zuwachs von 15 Prozent seit Jahresanfang nicht mehr genug und nach jedem etwas größerem Rücksetzer wird fast schon eine Krise ausgerufen. Der Dax hat mit seinem aktuellen Stand nach dem ersten Halbjahr schon jetzt den besten Stand seit 5 Jahren erreicht und dass trotz Handelsstreit, Krise im Nahen Osten und der Möglichkeit eines harten Brexits. Keine so schlechte Leistung.

Heute startet das deutsche Börsenbarometer mit einem Plus von 0,54 Prozent und 12.293,58 Prozent in den Handelstag.

Wirecard: Das könnte der endgültige Ritterschlag sein

Wirecard und die Unternehmensgruppen ALDI Nord und ALDI SÜD haben einen MOU unterzeichnet und planen hiermit offiziell im Bereich bargeldloser Zahlungen zusammenzuarbeiten.

Im Rahmen der Partnerschaft wird Wirecard die Abwicklung sämtlicher Zahlungen mit Kreditkarten und internationalen Debitkarten in allen ALDI Filialen in Deutschland übernehmen. Die Möglichkeit einer darüber hinaus gehenden Kooperation wird derzeit geprüft. „Wirecard und ALDI teilen eine gemeinsame Vision, das Kundenerlebnis nachhaltig zu verbessern. Im Einzelhandel spielen dabei optimale Zahlungsprozesse, wie wir sie ermöglichen, eine wesentliche Rolle. Daher freuen wir uns sehr, mit ALDI zusammenzuarbeiten und unsere Partnerschaft in Zukunft weiterzuentwickeln“, sagt Christian Reindl, EVP Retail & Consumer Goods bei Wirecard.

Auch der Lebensmittelhändler zeigte sich von der neuen Zusammenarbeit begeistert: „Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden stets den einfachsten und schnellsten Service anbieten, auch im Rahmen des Bezahlvorgangs“, sagt Sebastian Jockel, stellvertretende Leiter Finanzmanagement bei ALDI Nord. „Mit Wirecard haben wir einen zuverlässigen Partner gefunden, um unseren Kunden einen reibungslosen Zahlungsvorgang zu ermöglichen“, erklärt Guido Niechcial, Corporate Finance & Administration Director bei ALDI SÜD.

Bayer: Nächster Schadensersatz wird wohl reduziert

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer kann in einem weiteren Prozess um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter mit einer Senkung der Strafe rechnen. Ein Gericht in Oakland teilte am Donnerstag (Ortszeit) mit, dass die insgesamt rund 2 Milliarden US-Dollar (1,8 Milliarden Euro), die eine Geschworenen-Jury dem Rentnerpaar Alva und Alberta Pilliod zugesprochen hatte über den verfassungsrechtlich angemessenen Rahmen hinausgehe.

Die Gesamtsumme soll nach Einschätzung des Gerichts auf maximal das Vierfache des eigentlichen Schadenersatzes von 50 Millionen Dollar reduziert werden. Das wären dann maximal 250 Millionen Dollar. Für diesen Freitag ist eine Anhörung angesetzt, in der sich die beiden Streitparteien nochmals zu dem vorläufigen Urteil äußern können.

Die Reduzierung des Schadenersatzes wäre ein Schritt in die richtige Richtung, schrieb ein Bayer-Sprecher in einer EMail. Bayer werde jedoch die endgültige Entscheidung des Gerichts abwarten und dann eine detailliertere Stellungnahme abgeben.

Erst zu Wochenbeginn hatte ein Richter in einem anderen Glyphosat-Prozess die von Geschworenen geforderte Strafe deutlich reduziert. Auch er hielt den Anteil des sogenannten Strafschadenersatzes für zu hoch. Dieser existiert im deutschen so nicht. Im US-Recht als Zusatzsanktion bei besonders schweren Entschädigungsfällen verhängt. Bayer kündigte in diesem Verfahren bereits an, in Berufung zu gehen.

Kurz & knapp:

Sartorius: Eine unverändert starke Nachfrage nach Technologien zur Herstellung von Biopharmazeutika hat dem Pharma- und Laborzulieferer im zweiten Quartal weiteren Schwung verliehen. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz der Niedersachsen bereinigt um Wechselkurseffekte um knapp 16 Prozent auf 894,7 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um 25,4 Prozent auf rund 237,6 Millionen Euro. Als bereinigter Gewinn blieben 101,5 Millionen Euro hängen, nach rund 80 Millionen in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.

Der Vorstand hob daher die Umsatzziele für den Bereich Bioprocess Solutions und den Gesamtkonzern an. Im Gesamtjahr soll der Konzernumsatz nun um etwa 10 bis 14 Prozent steigen. Bislang war Sartorius bei den Erlösen von einer Steigerung zwischen 7 und 11 Prozent ausgegangen. Vom Umsatz sollen im Gesamtjahr weiterhin 27 Prozent als bereinigter operativer Gewinn beim Unternehmen hängenbleiben (bereinigte Ebitda-Marge).

Munich RE: Der Rückversicherer hat im zweiten Quartal von geringeren Belastungen durch Großschäden sowie der Auflösungen von Reserven für Basisschäden profitiert. Das Konzernergebnis dürfte daher im abgelaufenen Jahresviertel rund eine Milliarde Euro erreicht haben, wie der Rückversicherer am Donnerstagabend nach Börsenschluss auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte.

BB Biotech: Das Schweizer Beteilgungsunternehmen zieht heute Bilanz für das erste Halbjahr. Die Gesamtrendite der BB Biotech-Aktie (inklusive der Dividende) für das 1. Halbjahr entsprach mit 18,2 Prozent in Schweizer Franken und 19,4 Prozent in Euro dem Anstieg des Net Asset Value (18,8 Prozent in Schweizer Franken, 20,6 Prozent in Euro und 19,5 Prozent in Dollar). Daraus ergibt sich für das 1. Halbjahr 2019 ein Gewinn von CHF 554 Mio. gegenüber einem Verlust von 70 Millionen in der 1.Jahreshälfte 2018. Schwankungen des USD/CHF-Wechselkurses minderten das Ergebnis um ungefähr 0,5 Prozent.

Von Markus Weingran

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Foto: Homepage Wirecard

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