Wirecard: Initiative mit prominenten Partnern gegründet ++ Elon Musk: „Atari-Spiele sind nur der Start“ ++ Sorgt Finanzriese Fidelity für neuen Schwung bei Kryptowährungen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am Wochenende waren die Verhandlungen zwischen London und Brüssel noch auf dem besten Weg. Schon am Sonntag sollte ein geregelter Brexit eingetütet werden. Montag traten dann Probleme ans Tageslicht und heute erklärt EU-Ratspräsidenten Donald Tusk, dass die Verhandlungspartner wohl doch noch meilenweit voneinander entfernt sind. Er sieht einen ungeregelten Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union „wahrscheinlicher als jemals zuvor“.

Das hört sich wieder komplett anders an als die Pläne vom Wochenende an. Hier war vorgesehen heute die Einigung zu verkünden und dann die Abstimmung in den entsprechenden Gremien zu starten. Aktuell und auf längere Sicht gibt es dann wohl doch nichts zum Abstimmen. Positiver als Tusk blickt da der Dax-Konzern Merck in die Zukunft.

Merck blickt positiv in die Zukunft

Die Darmstädter setzen weiterhin ihre Hoffnungen auf den Aufschwung im kommenden Jahr. 2018 hat das Pharma- und Spezialchemieunternehmen jedoch noch eine Durststrecke zu überwinden. „2018 war für Merck ein herausforderndes Jahr“, sagte Konzernchef Stefan Oschmann heute auf einem Kapitalmarkttag in Darmstadt. „Wir haben richtungsweisende Entscheidungen getroffen, die im kommenden Jahr zu profitablem Wachstum führen werden“. Oschmann bestätigte die Ziele für 2018 und die Wachstumsprognose für 2019.

Deutsche Autobauer schon bald nicht mehr Weltspitze?

VW-Chef Diessen hingegen hat Sorgenfalten auf der Stirn, wenn er sich Gedanken zur Zukunft der gesamten deutschen Branche macht. Die deutsche Autoindustrie könnte seiner Ansicht nach in den kommenden Jahren ihre Spitzenposition am Weltmarkt verlieren. „Aus heutiger Sicht stehen die Chancen vielleicht bei 50:50, dass die deutsche Automobilindustrie in zehn Jahren noch zur Weltspitze gehört“, sagte Diess am Dienstag auf einer VW-Veranstaltung in Wolfsburg laut Redetext. Die Herausforderungen seien enorm, sagte der Manager. „Der jetzige Feldzug gegen die individuelle Mobilität und damit gegen das Auto nimmt jedoch existenzbedrohende Ausmaße an“, sagte er.

DAX noch gelassen

Nachdem der deutsche Leitindex bereits gestern nach anfänglichen Verlusten ins Plus gedreht ist, setzt er heute den leicht positiven Trend fort. Trotz des schlechten Ausblicks von Herbert Diess für die deutschen Autobauer und einer erneuten Abstufung der Lufthansa-Aktie durch die DZ-Bank bleibt das Leitbarometer für den deutschen Markt hauchdünn im Plus. Der DAX startet mit 11.618, 95 Punkten in den Handelstag. Ein Plus von 0,04 Prozent.

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Tesla: Wird der Autobauer jetzt noch Spieleentwickler?

Elon Musk hat mit dem Hoffnungsträger Model 3 weiter alle Hände voll zu tun, macht aber schon wieder mit abenteuerlichen Ideen von sich reden. Der Tech-Milliardär tüftelt offenbar in größerem Stil daran, die Bordcomputer in Teslas Elektroautos zu Videospielkonsolen umzurüsten. Musk erkundigte sich am Montag bei Twitter nach den „am meisten Spaß machenden Spielen“, die auf den Touchscreens der Wagen laufen könnten.

Mit einem Software-Update hatte Tesla jüngst bereits Atari-Klassiker in seinen Autos installiert, die in Parkposition mit dem Lenkrad als Joystick gespielt werden können. Das sei „nur der Start“, twitterte Musk nun. Dass das ungewöhnliche Projekt größere Dimensionen annehmen könnte, hatte sich bereits im August angedeutet, als Musk Spieleentwickler aufgerufen hatte, sich bei Tesla zu bewerben. Es gehe um Spiele, die Touchscreen, Handy und Auto zusammenführen.

Der 47-jährige Starunternehmer scheint sich wieder mehr auf seine Geschäfte zu konzentrieren. So soll bald auch ein hauseigener Tequila namens „Teslaquila“ an den Start gehen. Am 8. Oktober reichte das Unternehmen bei der zuständigen US-Behörde einen Antrag ein, sich die aus einem Aprilscherz Musks entstandene Marke schützen zu lassen.

Ob es allerdings sinnvoll ist neue Baustellen zu eröffnen bevor die alten geschlossen sind, ist eine andere Frage. Jedenfalls ist es schon mal ein Schritt nach vorne das Musk über neue Geschäftsfelder nachdenkt anstatt sich via Twitter mit Short-Sellern oder der SEC anzulegen.

Fidelity: Haucht der Finanzspezialist Bitcoin & Co neues Leben ein?

Digitale Währungen haben bislang ein schwarzes Jahr hinter sich, doch der große US-Vermögensverwalter Fidelity Investments macht Anhängern wieder etwas Hoffnung. Der Finanzriese, der in seinen Fonds mehr als 7,2 Billionen Dollar (6,2 Milliarden Euro) an Anlegergeld verwaltet, gab am Montag die Gründung einer Tochterfirma für sogenannte Kryptowährungen bekannt.

Das Fidelity Digital Asset Services genannte Unternehmen solle Profianlegern wie Hedgefonds oder Family Offices Dienstleistungen zum Handel von Bitcoin und anderen digitalen Vermögenswerten bieten. Das Ziel sei, solche Anlagen zugänglicher für Investoren zu machen, erklärte Fidelity-Chef Abigail P. Johnson in der Mitteilung.

Am Markt sorgte die Nachricht zwischenzeitlich für starken Kursauftrieb – zeitweise stieg der Preis für einen Bitcoin an der Online-Börse Coinbase am Montag um mehr als zehn Prozent auf fast 6700 Dollar. Zuletzt notierte er allerdings nur noch rund vier Prozent im Plus. Auf Jahressicht betrachtet bleiben die Verluste nach dem Ende 2017 erreichten Rekordhoch bei rund 20 000 Dollar indes gewaltig.

Wirecard: Initiative für Mobile Payment gegründet

Der deutsche Bezaldientsleister hat gemeinsam mit dem EHI Retail Institute und weiteren Partnern, darunter Google, Mastercard, Payback, GS1 Germany und Visa, die EHI Mobile-Payment-Initiative gegründet. Der Handel soll somit in die Lage versetzt werden, der steigenden Nachfrage von Verbrauchern nach mobilen Bezahllösungen gerecht zu werden. Auch der Austausch der Partner untereinander nimmt in der EHI Mobile-Payment-Initiative eine besondere Rolle ein.

Einer repräsentativen Befragung des EHI zufolge sind etwa 20 Millionen deutsche Verbraucher gegenüber mobilen Bezahlmöglichkeiten aufgeschlossen. Sie schätzen insbesondere die höhere Geschwindigkeit und die deutliche Vereinfachung des Zahlungsprozesses. Verbraucher, die noch nicht von der Lösung überzeugt sind, sehen sich dagegen in vielen Fällen zu wenig informiert oder können die Vorzüge von Mobile Payment noch nicht vollständig erfassen.

Paypal hat in Deutschland schon über 20 Millionen Kunden, die seit kurzer Zeit alle über Google-Pay zahlen können. Hoffentlich bleiben von den aufgeschlossenen deutschen Verbrauchern noch welche übrig für Wirecard.

Kurz & knapp:

Talanx: Die mittlerweile im SDax gelisteten Aktien des Versicherers geraten wegen eines gesenkten Ausblicks kräftig unter Druck. Hohe Schäden in der Industrieversicherung durchkreuzen die Gewinnpläne des Versicherungskonzerns. Statt der bisher angepeilten 850 Millionen Euro rechnet Konzernchef Torsten Leue für 2018 nur noch mit einem Überschuss von rund 700 Millionen Euro. Ein Börsianer beurteilte dies als „herbe“ Gewinnwarnung, die laut J.P. Morgan-Analyst Michael Huttner belegt, dass die geplante Erholung in der Industrieversicherung herausfordernder ist als erwartet.

Lufthansa: Die DZ Bank hat die Kranich-Airline vor Zahlen für die ersten neun Monate des Jahres von „Halten“ auf „Verkaufen“ abgestuft und den fairen Wert von 23,00 auf 15,50 Euro gesenkt. Der Gegenwind für die Fluggesellschaft dürfte zunehmen, schrieb Analyst Dirk Schlamp in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Er senkte mit Verweis auf die gestiegenen Ölpreise, den Preisdruck im Markt für Ersatzteile und Instandhaltung sowie den anhaltend harten Wettbewerb im innereuropäischen Flugverkehr seine Schätzung für den diesjährigen bereinigten operativen Gewinn (Ebit).

Kion: Die Schweizer Großbank UBS hat das Frankfurter Unternehmen aus Bewertungsgründen von „Neutral“ auf „Buy“ hochgestuft, das Kursziel aber von 70 auf 55 Euro gesenkt. Der 45-prozentige Kursrückgang vom Höchststand aufgrund einiger enttäuschender Quartalsberichte und Konjunktursorgen erscheine übertrieben, schrieb Analyst Sven Weier in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Der Aktienkurs des Gabelstaplerproduzenten spiegele inzwischen das strukturelle Wachstumspotenzial nicht mehr angemessen wider. Den nächsten Kurskatalysator sieht er in den Zahlen zum dritten Quartal, die am 25. Oktober erwartet werden. Anders als wohl der Markt, rechne er nicht mit einer Gewinnwarnung.

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Foto: Tyler Olson / shutterstock.com

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