Wirecard: Insolvenzverwalter kehrt die Scherben auf – Konzern wurde „in den Monaten vor der Insolvenz leergeräumt“ – Verkaufsentscheidung wohl bis November

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Im November dürften die noch verbliebenen Mitarbeiter der Skandal-Bank Wirecard endlich Klarheit bekommen. Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé geht in einem direkt an die Mitarbeiter gerichteten Brief davon aus, dass nächsten Monat eine Entscheidung über den Verkauf des Kerngeschäfts des insolventen Bezahldienstleisters getroffen wird.

Die Prüfungen durch die beiden Interessenten seien weit vorangekommen. Die Namen der beiden potenziellen Käufer nannte der Anwalt demnach nicht, laut dem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, die den Brief vorliegen hat, sind es die spanische Bank Santander und das britische Mobilfunkunternehmen Lycamobile.

Wirecard wurde in den Monaten vor der Insolvenz „leergeräumt“

Darüber hinaus beklagt Jaffé in dem Brief, der Konzern sei „in den Monaten vor der Insolvenz leergeräumt“ worden – was bedeutet, dass Manager vor der Pleite systematisch Geld beiseite geschafft haben sollen. In dieser Hinsicht unter Verdacht steht vor allem der untergetauchte frühere Vertriebsvorstand Jan Marsalek, nach dem die Münchner Staatsanwaltschaft fahndet.

Nach früheren Angaben hatte der Insolvenzverwalter nur noch gut 20 Millionen Euro auf den Wirecard-Konten vorgefunden. Auf Basis des nun geäußerten Vorwurfs könnte er versuchen, vom ehemaligen Vorstand um Markus Braun zumindest einen Teil des Geldes zurückzufordern.

Laut Berichten geht es um zahlreiche verdächtige Transaktionen in der Zeit von Ende 2019 bis zur Insolvenz Mitte 2020. Dabei seien Geschäftspartnern in Asien Kredite von über einer halben Milliarde Euro gewährt worden.

Die Ermittler werfen Marsalek, dem früheren Vorstandschef Markus Braun und anderen Verdächtigen organisierten Bandenbetrug vor. Sie sollen mit gefälschten Bilanzzahlen über drei Milliarden Euro von Banken und Investoren erschwindelt haben.

Aktie im Plus

Das nach den Auswirkungen des Skandals zum Pennystock verkommene Papier ist nach der Meldung über eine baldige Entscheidung im heutigen Handel entgegen eines schwach laufenden Marktes ins Plus gegangen. Derzeit steht die Aktie mit einem Plus von 4 Prozent bei etwa 0,63 Euro.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Rico Markus / shutterstock.com

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